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SÜSSE STACHELKUGEL<br />
NABU-Kindergruppe engagiert sich für gefährdete Igel<br />
Champi, der kleine stachelige Geselle, ist ein<br />
bisschen kränklich. Igel-Mama Maria Kellner,<br />
die sich in ihrem Haus in der Jelmstorfer<br />
Klaepenheide um verwaiste Igel kümmert, hält<br />
ihm die grüne Spritze mit der Nährlösung hin<br />
und schon beginnt die süße Stachelkugel zu<br />
nuckeln.<br />
Ein aufregender Tag für den kleinen Igel: Die<br />
engagierte Kindergruppe des NABUs ist zusammen<br />
mit ihrer Leiterin Caroline Rothe vorbeigekommen,<br />
um Champi zu besuchen. Der<br />
ziemlich rundliche Igel lässt die Besichtigung<br />
ruhig über sich ergehen, auch als er von Hand<br />
zu Hand weitergereicht wird. Er schnuppert mal<br />
hier, mal da, rollt sich zusammen und strampelt<br />
mit seinen kurzen Beinchen. Der Igel ist voll da,<br />
obwohl im Februar eigentlich Winterschlaf angesagt<br />
wäre. Wenn draußen die Temperaturen<br />
im Herbst sinken, dann machen sich die kleinen<br />
Insektenfresser langsam auf die Suche nach<br />
einem geeigneten Winterquartier. Manche<br />
Tiere schaffen es jedoch nicht, rechtzeitig vor<br />
den niedrigen Temperaturen einen geeigneten<br />
Schlafplatz, beispielsweise in einem Laub-, Reisig-<br />
oder Holzhaufen zu finden. Sie irren dann<br />
sogar noch im Schnee in der Natur umher, immer<br />
in Gefahr, gegen die Kälte zu verlieren oder<br />
zu verhungern. Rund 40 von diesen Tieren hatten<br />
Glück: Sie fanden bei Maria Kellner einen<br />
sicheren Winterplatz. Die meisten von ihnen<br />
konnte die Jelmstorferin wieder aufpäppeln<br />
und noch vor dem Herbst wieder in die Freiheit<br />
entlassen. „Junge Igel sollten mindestens 600<br />
bis 700 Gramm wiegen, bevor sie in den Winterschlaf<br />
gehen“, erklärt Kellner. Bei den erwachsenen<br />
Igeln dürfen es auch gerne 900 Gramm<br />
bis zu 1.200 Gramm sein. Ein Gewicht, von dem<br />
Champi weit entfernt war. Nur 90 Gramm brachte<br />
der Igel auf die Waage, als er zu Kellner kam.<br />
Mit Infusionen, Spritzen und Medikamenten<br />
wurde er wieder fast gesund. „Ich war alle zwei<br />
Tage beim Tierarzt, und das ging monatelang.“<br />
Als Insektenfresser gehören Igel zu den ältesten<br />
Säugetieren der Welt. Schon vor rund 150<br />
Millionen Jahren sollen sie die Erde bevölkert<br />
haben. Seiner Lebensweise als nachtaktives Tier<br />
sowie seinem Stachelkleid hat er es zu verdanken,<br />
dass er bis heute überlebt hat. – Allerdings:<br />
Der Igel steht mittlerweile auf der „Roten Liste“<br />
der bedrohten Tierarten. Immer mehr Stacheltiere<br />
kommen jedes Jahr ums Leben: Rund 2,2<br />
Millionen sterben in der Landwirtschaft und<br />
im Garten, dazu kommen rund 1,1 Millionen<br />
auf deutschen Straßen um. Ihr Lebensraum<br />
wird durch den Menschen immer weiter eingeschränkt.<br />
Die wilden Ackerränder mit Wildblumen<br />
und Kräutern und damit Lebensraum für<br />
viele Insekten – die Nahrung für die Igel – werden<br />
durch Spritzmittel in der Landwirtschaft<br />
vernichtet. „Die Igel sind deshalb gezwungen,<br />
Schnecken zu fressen, obwohl sie die gar nicht<br />
mögen“, weiß Kellner. Um den Igeln einen idealen<br />
Lebensraum zu gestalten, braucht es einen<br />
möglichst naturnahen Garten mit Laub-, Reisigoder<br />
Holzhaufen sowie eine abwechslungsreiche<br />
Bepflanzung mit Hecken und Wildkräutern.<br />
Die NABU-Kinder sorgen auf ihre Art und Weise<br />
dafür, dass es Natur und Tieren ein bisschen<br />
besser geht. Die verschiedensten Aktionen und<br />
Naturschutzprojekte haben sie schon auf die<br />
Beine gestellt, wie zum Beispiel die Anlage einer<br />
Blütenwiese für Hummeln oder eines Barfußpfades.<br />
Vor allem die stacheligen Tiere haben es<br />
ihnen angetan – um Geld zu sammeln, haben<br />
sie beispielsweise Igel-Plätzchen im Herz- und<br />
Gefäßzentrum verkauft. Der Erlös ging an Frau<br />
Kellner, die damit spezielles Igel-Futter kaufen<br />
konnte. Der Einsatz für Natur und Tiere liegt den<br />
Kindern wirklich am Herzen. „Wir interessieren<br />
uns für die Tiere und lernen, wie sie leben, das<br />
ist toll“, sagen die jungen Naturschützer einhellig.<br />
Und so ist die Arbeit in der Jugendgruppe<br />
des NABU eine einzigartige Möglichkeit, mit der<br />
Natur in Berührung zu kommen. „Die Igel und<br />
viele andere Tiere leben in unserer Nähe, doch<br />
wir wissen viel zu wenig über ihre Bedürfnisse“,<br />
so Caroline Rothe. Da kann auch Champi nicht<br />
widersprechen. <br />
[Lütke]<br />
www.barftgaans.de | April/Mai <strong>2017</strong><br />
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