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Barftgaans 4/5 2017

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SÜSSE STACHELKUGEL<br />

NABU-Kindergruppe engagiert sich für gefährdete Igel<br />

Champi, der kleine stachelige Geselle, ist ein<br />

bisschen kränklich. Igel-Mama Maria Kellner,<br />

die sich in ihrem Haus in der Jelmstorfer<br />

Klaepenheide um verwaiste Igel kümmert, hält<br />

ihm die grüne Spritze mit der Nährlösung hin<br />

und schon beginnt die süße Stachelkugel zu<br />

nuckeln.<br />

Ein aufregender Tag für den kleinen Igel: Die<br />

engagierte Kindergruppe des NABUs ist zusammen<br />

mit ihrer Leiterin Caroline Rothe vorbeigekommen,<br />

um Champi zu besuchen. Der<br />

ziemlich rundliche Igel lässt die Besichtigung<br />

ruhig über sich ergehen, auch als er von Hand<br />

zu Hand weitergereicht wird. Er schnuppert mal<br />

hier, mal da, rollt sich zusammen und strampelt<br />

mit seinen kurzen Beinchen. Der Igel ist voll da,<br />

obwohl im Februar eigentlich Winterschlaf angesagt<br />

wäre. Wenn draußen die Temperaturen<br />

im Herbst sinken, dann machen sich die kleinen<br />

Insektenfresser langsam auf die Suche nach<br />

einem geeigneten Winterquartier. Manche<br />

Tiere schaffen es jedoch nicht, rechtzeitig vor<br />

den niedrigen Temperaturen einen geeigneten<br />

Schlafplatz, beispielsweise in einem Laub-, Reisig-<br />

oder Holzhaufen zu finden. Sie irren dann<br />

sogar noch im Schnee in der Natur umher, immer<br />

in Gefahr, gegen die Kälte zu verlieren oder<br />

zu verhungern. Rund 40 von diesen Tieren hatten<br />

Glück: Sie fanden bei Maria Kellner einen<br />

sicheren Winterplatz. Die meisten von ihnen<br />

konnte die Jelmstorferin wieder aufpäppeln<br />

und noch vor dem Herbst wieder in die Freiheit<br />

entlassen. „Junge Igel sollten mindestens 600<br />

bis 700 Gramm wiegen, bevor sie in den Winterschlaf<br />

gehen“, erklärt Kellner. Bei den erwachsenen<br />

Igeln dürfen es auch gerne 900 Gramm<br />

bis zu 1.200 Gramm sein. Ein Gewicht, von dem<br />

Champi weit entfernt war. Nur 90 Gramm brachte<br />

der Igel auf die Waage, als er zu Kellner kam.<br />

Mit Infusionen, Spritzen und Medikamenten<br />

wurde er wieder fast gesund. „Ich war alle zwei<br />

Tage beim Tierarzt, und das ging monatelang.“<br />

Als Insektenfresser gehören Igel zu den ältesten<br />

Säugetieren der Welt. Schon vor rund 150<br />

Millionen Jahren sollen sie die Erde bevölkert<br />

haben. Seiner Lebensweise als nachtaktives Tier<br />

sowie seinem Stachelkleid hat er es zu verdanken,<br />

dass er bis heute überlebt hat. – Allerdings:<br />

Der Igel steht mittlerweile auf der „Roten Liste“<br />

der bedrohten Tierarten. Immer mehr Stacheltiere<br />

kommen jedes Jahr ums Leben: Rund 2,2<br />

Millionen sterben in der Landwirtschaft und<br />

im Garten, dazu kommen rund 1,1 Millionen<br />

auf deutschen Straßen um. Ihr Lebensraum<br />

wird durch den Menschen immer weiter eingeschränkt.<br />

Die wilden Ackerränder mit Wildblumen<br />

und Kräutern und damit Lebensraum für<br />

viele Insekten – die Nahrung für die Igel – werden<br />

durch Spritzmittel in der Landwirtschaft<br />

vernichtet. „Die Igel sind deshalb gezwungen,<br />

Schnecken zu fressen, obwohl sie die gar nicht<br />

mögen“, weiß Kellner. Um den Igeln einen idealen<br />

Lebensraum zu gestalten, braucht es einen<br />

möglichst naturnahen Garten mit Laub-, Reisigoder<br />

Holzhaufen sowie eine abwechslungsreiche<br />

Bepflanzung mit Hecken und Wildkräutern.<br />

Die NABU-Kinder sorgen auf ihre Art und Weise<br />

dafür, dass es Natur und Tieren ein bisschen<br />

besser geht. Die verschiedensten Aktionen und<br />

Naturschutzprojekte haben sie schon auf die<br />

Beine gestellt, wie zum Beispiel die Anlage einer<br />

Blütenwiese für Hummeln oder eines Barfußpfades.<br />

Vor allem die stacheligen Tiere haben es<br />

ihnen angetan – um Geld zu sammeln, haben<br />

sie beispielsweise Igel-Plätzchen im Herz- und<br />

Gefäßzentrum verkauft. Der Erlös ging an Frau<br />

Kellner, die damit spezielles Igel-Futter kaufen<br />

konnte. Der Einsatz für Natur und Tiere liegt den<br />

Kindern wirklich am Herzen. „Wir interessieren<br />

uns für die Tiere und lernen, wie sie leben, das<br />

ist toll“, sagen die jungen Naturschützer einhellig.<br />

Und so ist die Arbeit in der Jugendgruppe<br />

des NABU eine einzigartige Möglichkeit, mit der<br />

Natur in Berührung zu kommen. „Die Igel und<br />

viele andere Tiere leben in unserer Nähe, doch<br />

wir wissen viel zu wenig über ihre Bedürfnisse“,<br />

so Caroline Rothe. Da kann auch Champi nicht<br />

widersprechen. <br />

[Lütke]<br />

www.barftgaans.de | April/Mai <strong>2017</strong><br />

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