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THEMEN<br />
GEMEINSCHAFT<br />
NEU ERLEBEN<br />
Ein Gespräch mit Propst Jörg Hagen<br />
über Glauben und Kirche<br />
Heiligabend – in den christlichen Kirchen des Landkreises sitzen die<br />
Gläubigen dicht gedrängt auf den Bänken und lauschen der Botschaft<br />
von der Geburt Christi. An den übrigen Tagen sieht das jedoch häufig<br />
anders aus. Die Zeit der Volkskirchen ist vorbei, die Zahl der Austritte<br />
seit Jahren auf hohem Niveau. Kirchengebäude werden in einigen Regionen<br />
Deutschlands bereits wieder entweiht und anders genutzt – zum<br />
Beispiel als Sparkasse oder Party-Location.<br />
Trotz sinkender Mitgliederzahlen spielt die christliche Kirche in<br />
Deutschland eine wichtige Rolle. Die Zahl der kirchlichen Einrichtungen<br />
steigt und die Kirche ist mit rund 1,3 Millionen Mitarbeitern der zweitgrößte<br />
Arbeitgeber nach dem Staat. Doch welche Rolle spielt die Kirche<br />
in Zukunft? Können die Kirchen durch Vermittlung christlicher Werte die<br />
Gesellschaft noch zusammenhalten?<br />
„Glauben hat für mich mit Vertrauen zu tun. Mit Vertrauen auf etwas,<br />
was man nicht sieht, was aber doch spürbar und erfahrbar ist“, erklärt Jörg<br />
Hagen, Propst des Ev.-luth. Kirchenkreises Uelzen und Pastor der St-Marien-Gemeinde<br />
in Uelzen. Durch Glauben könne man Stärkung erfahren<br />
und Mut bekommen, sein Leben zu gestalten. „Ich vertraue darauf, dass<br />
Gott da ist, auch wenn ich ihn nicht sehe.“ Gerade Menschen, die schwierige<br />
Erfahungen im Leben gemacht hätten, seien an ihrem Glauben nicht<br />
zerbrochen, sondern vertrauten auf die Liebe Gottes, berichtet Hagen.<br />
Zum Glauben gehöre auch immer Zweifel, so der Propst. „Gerade wenn<br />
man den Zustand der Welt betrachtet, kann man in Zweifel geraten, verzweifeln<br />
an der Wirkungslosigkeit des Glaubens. – Aber der Mensch ist<br />
ja keine Marionette. Wir denken selbstständig und tragen Verantwortung<br />
für unser Handeln.“<br />
Der Wert der christlichen Gemeinschaft, der Kirche, sei das Miteinander.<br />
„Wir feiern zusammen Gottesdienst, erleben uns als christliche Gemeinschaft,<br />
leben den Glauben und spüren Gottes Nähe“, so Hagen. Das<br />
Christentum stelle den Einzelnen in Verantwortung, seinen Beitrag für das<br />
gemeinschaftliche Zusammenleben aller zu leisten. „Es kann in der Gesellschaft<br />
nicht nur darum gehen, das Beste für mich selbst rauszuholen. Christ<br />
zu sein bedeutet auch, den Schwachen einzubeziehen und Verantwortung<br />
für künftige Generationen zu übernehmen.“ Seit Mitte der 60er Jahre verzeichnet<br />
die Kirche einen deutlichen Rückgang ihrer Mitgliederzahlen,<br />
die Kirchengemeinden werden spürbar kleiner. Eine Herausforderung, die<br />
die Gemeinden annehmen und bewältigen müssen. „Es werden sich neue<br />
Formen der Zusammenarbeit entwickeln, wie sich Menschen in den Gemeinden<br />
begegnen können. So wird es zur Normalität, dass man für den<br />
Gottesdienst in eine andere Gemeinde fährt.“ So seien die Sommerkirchen,<br />
die in vier Gemeinden des Landkreises stattfinden, nur eine Möglichkeit, die<br />
christliche Gemeinschaft neu zu erleben. „In der Kirche wird sich viel verändern<br />
und das bringt zum einen Verunsicherung mit sich. Zum anderen bieten<br />
diese Veränderungen auch Chancen, neue kirchliche Strukturen oder<br />
neue Formen der Begegnung zu entwickeln“, erklärt der Propst.<br />
Die christlichen Kirchen haben sich stets an gesellschaftlichen Debatten<br />
beteiligt, beispielsweise während der Friedensbewegung der 80er Jahre.<br />
„Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung waren immer<br />
Grundpfeiler des Glaubens. Zu diesen Werten müssen wir auch in Zukunft<br />
stehen, sonst werden wir als christliche Gemeinschaft unglaubwürdig.“<br />
Damit die Kirche auch in Zukunft positiv wirken könne, ist es notwendig,<br />
sich noch stärker mit gesellschaftlichen Initiativen und ehrenamtlichen<br />
Gruppen zu vernetzen. „Wenn wir miteinander etwas bewegen wollen,<br />
dann müssen wir ohne Scheu in Kontakt treten und schauen, was wir gemeinsam<br />
erreichen können.“<br />
Wenn der Propst seiner Kirche einen Rat geben könnte, dann würde er<br />
ihr raten: offen zu sein für verschiedene Formen des Glaubens, die Unterschiedlichkeit<br />
der Menschen, neue Lebensentwürfe. „Wir sollten als Christen<br />
Mut fassen, für unsere Werte und unseren Glauben selbstbewusst<br />
einzutreten“, so Hagen. Kirche sei eine Gemeinschaft, die von gleichen<br />
Werten getragen werde; von Menschen, die der gleichen Sache verbunden<br />
seien – auch bei unterschiedlichen Meinungen. <br />
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