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Barftgaans 4/5 2017

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THEMEN<br />

GEMEINSCHAFT<br />

NEU ERLEBEN<br />

Ein Gespräch mit Propst Jörg Hagen<br />

über Glauben und Kirche<br />

Heiligabend – in den christlichen Kirchen des Landkreises sitzen die<br />

Gläubigen dicht gedrängt auf den Bänken und lauschen der Botschaft<br />

von der Geburt Christi. An den übrigen Tagen sieht das jedoch häufig<br />

anders aus. Die Zeit der Volkskirchen ist vorbei, die Zahl der Austritte<br />

seit Jahren auf hohem Niveau. Kirchengebäude werden in einigen Regionen<br />

Deutschlands bereits wieder entweiht und anders genutzt – zum<br />

Beispiel als Sparkasse oder Party-Location.<br />

Trotz sinkender Mitgliederzahlen spielt die christliche Kirche in<br />

Deutschland eine wichtige Rolle. Die Zahl der kirchlichen Einrichtungen<br />

steigt und die Kirche ist mit rund 1,3 Millionen Mitarbeitern der zweitgrößte<br />

Arbeitgeber nach dem Staat. Doch welche Rolle spielt die Kirche<br />

in Zukunft? Können die Kirchen durch Vermittlung christlicher Werte die<br />

Gesellschaft noch zusammenhalten?<br />

„Glauben hat für mich mit Vertrauen zu tun. Mit Vertrauen auf etwas,<br />

was man nicht sieht, was aber doch spürbar und erfahrbar ist“, erklärt Jörg<br />

Hagen, Propst des Ev.-luth. Kirchenkreises Uelzen und Pastor der St-Marien-Gemeinde<br />

in Uelzen. Durch Glauben könne man Stärkung erfahren<br />

und Mut bekommen, sein Leben zu gestalten. „Ich vertraue darauf, dass<br />

Gott da ist, auch wenn ich ihn nicht sehe.“ Gerade Menschen, die schwierige<br />

Erfahungen im Leben gemacht hätten, seien an ihrem Glauben nicht<br />

zerbrochen, sondern vertrauten auf die Liebe Gottes, berichtet Hagen.<br />

Zum Glauben gehöre auch immer Zweifel, so der Propst. „Gerade wenn<br />

man den Zustand der Welt betrachtet, kann man in Zweifel geraten, verzweifeln<br />

an der Wirkungslosigkeit des Glaubens. – Aber der Mensch ist<br />

ja keine Marionette. Wir denken selbstständig und tragen Verantwortung<br />

für unser Handeln.“<br />

Der Wert der christlichen Gemeinschaft, der Kirche, sei das Miteinander.<br />

„Wir feiern zusammen Gottesdienst, erleben uns als christliche Gemeinschaft,<br />

leben den Glauben und spüren Gottes Nähe“, so Hagen. Das<br />

Christentum stelle den Einzelnen in Verantwortung, seinen Beitrag für das<br />

gemeinschaftliche Zusammenleben aller zu leisten. „Es kann in der Gesellschaft<br />

nicht nur darum gehen, das Beste für mich selbst rauszuholen. Christ<br />

zu sein bedeutet auch, den Schwachen einzubeziehen und Verantwortung<br />

für künftige Generationen zu übernehmen.“ Seit Mitte der 60er Jahre verzeichnet<br />

die Kirche einen deutlichen Rückgang ihrer Mitgliederzahlen,<br />

die Kirchengemeinden werden spürbar kleiner. Eine Herausforderung, die<br />

die Gemeinden annehmen und bewältigen müssen. „Es werden sich neue<br />

Formen der Zusammenarbeit entwickeln, wie sich Menschen in den Gemeinden<br />

begegnen können. So wird es zur Normalität, dass man für den<br />

Gottesdienst in eine andere Gemeinde fährt.“ So seien die Sommerkirchen,<br />

die in vier Gemeinden des Landkreises stattfinden, nur eine Möglichkeit, die<br />

christliche Gemeinschaft neu zu erleben. „In der Kirche wird sich viel verändern<br />

und das bringt zum einen Verunsicherung mit sich. Zum anderen bieten<br />

diese Veränderungen auch Chancen, neue kirchliche Strukturen oder<br />

neue Formen der Begegnung zu entwickeln“, erklärt der Propst.<br />

Die christlichen Kirchen haben sich stets an gesellschaftlichen Debatten<br />

beteiligt, beispielsweise während der Friedensbewegung der 80er Jahre.<br />

„Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung waren immer<br />

Grundpfeiler des Glaubens. Zu diesen Werten müssen wir auch in Zukunft<br />

stehen, sonst werden wir als christliche Gemeinschaft unglaubwürdig.“<br />

Damit die Kirche auch in Zukunft positiv wirken könne, ist es notwendig,<br />

sich noch stärker mit gesellschaftlichen Initiativen und ehrenamtlichen<br />

Gruppen zu vernetzen. „Wenn wir miteinander etwas bewegen wollen,<br />

dann müssen wir ohne Scheu in Kontakt treten und schauen, was wir gemeinsam<br />

erreichen können.“<br />

Wenn der Propst seiner Kirche einen Rat geben könnte, dann würde er<br />

ihr raten: offen zu sein für verschiedene Formen des Glaubens, die Unterschiedlichkeit<br />

der Menschen, neue Lebensentwürfe. „Wir sollten als Christen<br />

Mut fassen, für unsere Werte und unseren Glauben selbstbewusst<br />

einzutreten“, so Hagen. Kirche sei eine Gemeinschaft, die von gleichen<br />

Werten getragen werde; von Menschen, die der gleichen Sache verbunden<br />

seien – auch bei unterschiedlichen Meinungen. <br />

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www.barftgaans.de | April/Mai <strong>2017</strong>

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