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Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...

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»Es soll glaubwürdig sein«, erklärt Paul Z<strong>im</strong>-<br />

mermann. Und auch, wenn die Herstellung<br />

des Grabzeichens <strong>Handwerk</strong> und handwerk-<br />

liche Kunst sind – bei Paul Z<strong>im</strong>mermann<br />

steckt in jeder Arbeit eine Geschichte. Die<br />

Geschichte des Menschen, für den er das<br />

Grabzeichen macht.<br />

Und dann macht Paul Z<strong>im</strong>mermann doch<br />

noch das Feuer an. Trotz »Sabbattag«. N<strong>im</strong>mt<br />

ein Stück Eisen und bringt es zum Glühen.<br />

Während er das Eisen <strong>im</strong> Feuer bewegt,<br />

wirkt der Schmied plötzlich wie ein anderer<br />

Mensch. Er wird ganz still und fast scheint<br />

es, als ob das Feuer, das sich in seinen Augen<br />

widerspiegelt, aus ihm selbst kommt.<br />

Paul Z<strong>im</strong>mermann legt den glühenden Stahl<br />

auf den Amboss. Funken stieben, als er mit<br />

kräftigen Schlägen den Hammer niedersausen<br />

lässt. Wieder legt er das Eisen ins<br />

Feuer, wieder gibt er ihm mit dem Hammer<br />

eine Form. Eine Form, die – das erzählt er so<br />

leise, dass man wegen der lauten Hammerschläge<br />

fast nichts hört, eine Form, die ei-<br />

100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen<br />

Anhang<br />

gentlich schon <strong>im</strong> Eisen steckt. Er muss sie<br />

nur finden, sagt er. Und Paul Z<strong>im</strong>mermann<br />

findet die Form – nur ein paar Minuten später<br />

ist aus dem vierkantigen Stück Eisen ein<br />

Blatt geworden, mit dem der Wind spielt.<br />

Leise schließe ich die Tür zum Schmiedeatelier.<br />

Fast scheint es, als ob die eiserne<br />

Türklinke warm ist und ein bisschen spröde<br />

und rissig. Wie die Hand von Paul Z<strong>im</strong>mermann,<br />

dem <strong>Handwerk</strong>er, der dem Eisen die<br />

Form gibt, die Natur schon hineingelegt hat.<br />

Nur noch gedämpft hört man die Schläge<br />

des Hammers, die Schritt für Schritt ein<br />

bisschen mehr von bellenden Hunden und<br />

spielenden Kindern übertönt werden. Aber<br />

die Hammerschläge klingen nach <strong>im</strong> Ohr.<br />

Denn schließlich sind sie heute etwas Seltenes.<br />

Etwas Besonderes.<br />

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