Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
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Immense Probleme auf allen Ebenen:<br />
Kammer und <strong>Handwerk</strong> sind nach dem<br />
Krieg gefordert<br />
Die We<strong>im</strong>arer Republik<br />
Die We<strong>im</strong>arer Republik<br />
Die Probleme nach Kriegsende sind <strong>im</strong>mens.<br />
Betriebe, die stillgelegt wurden,<br />
müssen wieder in Gang gebracht, überschüssiges<br />
Heeresgerät und Rohstoffe verteilt,<br />
<strong>im</strong> Krieg verwundete <strong>Handwerk</strong>er eingegliedert<br />
werden. Die Nachwuchsausbildung<br />
liegt am Boden, das Bauhandwerk<br />
muss buchstäblich wieder aufgebaut werden.<br />
Bei alledem können die <strong>Handwerk</strong>er<br />
auf eine Reutlinger Kammer setzen, die<br />
schon während des Krieges zu einer regelrechten<br />
pressure group geworden ist.<br />
Nützlich dabei: Verdingungsstelle und<br />
Wirtschaftsstelle bleiben bestehen. Anders<br />
als bei Kriegsausbruch, als das gewerbliche<br />
Leben fast zusammenbrach, können sich<br />
die <strong>Handwerk</strong>sbetriebe nach Kriegsende<br />
mit Ausbesserungsarbeiten und Umarbeitung<br />
von überflüssigem Rüstungsgerät<br />
recht gut über Wasser halten.<br />
Die <strong>Handwerk</strong>skammer hat ihre Einflussmöglichkeiten<br />
gegenüber staatlichen<br />
Stellen erweitert. Der am 1. Januar 1916 gegründete<br />
württembergische <strong>Handwerk</strong>stag<br />
vereinigt alle vier württembergischen Kammern.<br />
Die Reutlinger Kammer hat Vertreter<br />
<strong>im</strong> Gesamtkollegium der Zentralstelle für<br />
Handel und Gewerbe (seit 1920 Landesgewerbeamt),<br />
<strong>im</strong> Beirat der Verkehrsanstalten,<br />
<strong>im</strong> staatlichen Preis- und Schiedsamt,<br />
<strong>im</strong> Finanzgericht Stuttgart, <strong>im</strong> Aufsichtsrat<br />
der Neckar AG und <strong>im</strong> Landesfachausschuss<br />
für das Bäckergewerbe. Syndikus<br />
Hermann wird 1921 zum Generalsekretär<br />
des Deutschen <strong>Handwerk</strong>s berufen.<br />
SPD und Gewerkschaften ist es gelungen,<br />
bedeutende arbeitsrechtliche Forde-<br />
100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen<br />
rungen durchzusetzen: den 8-Stunden-Tag<br />
und bezahlten, tariflich abgesicherten Urlaub.<br />
Die Meister <strong>im</strong> Kammerbezirk sehen<br />
dies mit gemischten Gefühlen. Sie klagen<br />
darüber, dass die viele Freizeit der Gesellen<br />
nur zur Zunahme von Schwarzarbeit führe;<br />
bestes Mittel zur Bekämpfung der Schwarzarbeit<br />
sei die Rückkehr zum Zehn-Stunden-<br />
Tag. Außerdem halten sie eine rigorose<br />
Arbeitszeitbeschränkung und das Sonntagsarbeitsverbot<br />
für das stark ländlich<br />
geprägte <strong>Handwerk</strong> der Region nicht für<br />
sinnvoll; viele Bauern könnten oft nur am<br />
späten Abend oder am Sonntag die Dienste<br />
von <strong>Handwerk</strong>ern in Anspruch nehmen.<br />
Der Generalsekretär des Deutschen <strong>Handwerk</strong>s,<br />
der Reutlinger Karl Hermann, warnt<br />
be<strong>im</strong> 25-jährigen Jubiläum der Kammer <strong>im</strong><br />
November 1925 vor ernsten wirtschaftlichen<br />
und sozialen Konflikten <strong>im</strong> Deutschen<br />
Reich. Diesen gelte es vorzubeugen: »Es<br />
muss zu einer Verständigung zwischen Arbeitgebern<br />
und Arbeitnehmern kommen<br />
auf den verschiedensten Gebieten unserer<br />
Wirtschafts- und Sozialpolitik, weil es sonst<br />
letzten Endes beiden schlecht geht.« <strong>Das</strong><br />
Protokoll verzeichnet hier übrigens keinen<br />
Beifall.<br />
Die Meister stellen sich nach Kriegsende<br />
auf die Seite der Unternehmer. Antikapitalistische<br />
Töne sind aus dem <strong>Handwerk</strong> nicht<br />
mehr zu vernehmen – zumindest nicht von<br />
den Betriebsinhabern. Die Gesellen wählen<br />
zum Teil USPD, den radikaleren Flügel der<br />
Sozialdemokraten.<br />
Industrie und <strong>Handwerk</strong> haben sich <strong>im</strong><br />
Krieg angenähert. Beide wehren sich zunehmend<br />
gegen staatliche Eingriffe und<br />
setzen auf freies Unternehmertum und<br />
freien Markt. <strong>Das</strong> <strong>Handwerk</strong>s hält auch in<br />
der neuen Republik an alten Forderungen<br />
1919:<br />
Gropius gründet in<br />
We<strong>im</strong>ar das Bauhaus.<br />
19. Januar 1919:<br />
Reichstagswahlen,<br />
erstmals nach<br />
Verhältniswahlrecht,<br />
erstmals mit Frauen.<br />
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