Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1. November 1923:<br />
Höhepunkt der Inflation<br />
in Deutschland;<br />
das Pfund Brot kostet<br />
260 Mrd. Mark.<br />
1924:<br />
Im Reutlinger Kammerbezirk<br />
sind rund<br />
20.000 selbständige<br />
<strong>Handwerk</strong>er registriert.<br />
Die We<strong>im</strong>arer Republik<br />
<strong>Das</strong> Baugewerbe wird besonders hart getroffen.<br />
Flaschner und Elektroinstallateure<br />
bekommen weder private, noch öffentliche<br />
Bauaufträge. Noch stärker von der Krise betroffen<br />
ist das Bekleidungshandwerk, allen<br />
voran die Schneider. Schuhmacher sind<br />
wenigstens in der wärmeren Jahreszeit beschäftigt.<br />
<strong>Das</strong> Schreinerhandwerk muss<br />
oftmals unter Wert verkaufen. Neue Bautechniken<br />
gefährden Steinhauer und Steinbildhauer<br />
in ihrer Existenz. Schmiede und<br />
Wagner gehen vor der zunehmenden Motorisierung<br />
und Mechanisierung in die Knie.<br />
Auch Bäckern und Metzgern geht es<br />
schlecht. Alle müssen sparen – das tägliche<br />
Stück Brot auf dem Teller wird kleiner. Konsumvereine<br />
locken mit billigen Brotpreisen<br />
Kunden in ihre Warenhäuser. Es wird weniger<br />
Fleisch gegessen; Feinkostläden machen<br />
den Metzgern Kunden abspenstig.<br />
Kleinmüller spüren den Kaufkraftverlust und<br />
die Konkurrenz von Großmühlen. Nur wenig<br />
besser geht es in dieser Krise dem Reini-<br />
gungsgewerbe – das Glasreinigergewerbe<br />
wird 1930 als selbstständiges <strong>Handwerk</strong><br />
anerkannt – oder anderen Dienstleistern,<br />
wie Friseuren.<br />
Alles in allem verkraftet der Mittelstand<br />
der Region die Krise doch noch besser als in<br />
anderen Gebieten des Reiches. Die Kammer<br />
berichtet in Bezug auf reichsweite Untersuchungen<br />
über das <strong>Handwerk</strong>: »Die vom Enquête-Ausschuss<br />
angestellten Erhebungen<br />
über das <strong>Handwerk</strong> zeigen, dass in Württemberg<br />
nächst Bayern die meisten <strong>Handwerk</strong>sbetriebe<br />
sind. Daran hat wieder der<br />
<strong>Handwerk</strong>skammerbezirk Reutlingen mit<br />
den größten Anteil <strong>im</strong> Verhältnis zur Bevölkerungszahl.<br />
Zusammen mit dem stark<br />
kleinbäuerlichen Einschlag wirkt sich das<br />
Vorhandensein eines kräftigen <strong>Handwerk</strong>erstandes<br />
für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
sehr vorteilhaft aus, indem die in<br />
anderen Gegenden vorkommenden erheblichen<br />
Schwankungen wirksam gemildert<br />
und abgeschwächt werden und der Wirt-<br />
52 100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen