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Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...

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schaftsprozess in ruhigeren und gleichmäßigeren<br />

Bahnen sich bewegt.« In der Tat erweist<br />

sich <strong>im</strong> Rückblick, dass das <strong>Handwerk</strong><br />

in Deutschland die Krise weit besser verkraftet<br />

als die Industrie. Im <strong>Handwerk</strong> gibt<br />

es weniger Arbeitslosigkeit, Umsatzrückgang<br />

und Konkurse. <strong>Das</strong> <strong>Handwerk</strong> zeigt<br />

sich, wie schon während der Inflationszeit,<br />

als widerstandsfähiger als andere Wirtschaftszweige.<br />

Staat, Parlament und Politik in der Kritik:<br />

Kammer drängt auf staatliche Regelungen<br />

<strong>im</strong> Sinne des <strong>Handwerk</strong>s<br />

Die Forderungen der Kammer an die Politik<br />

machen Präsident Henne und Syndikus<br />

Eberhardt bei der 54. Vollversammlung der<br />

Kammer am 30. Oktober 1930 deutlich. Sie<br />

treten dafür ein, das Vergabewesen endlich<br />

so zu regeln, dass Qualität und angemessener<br />

Preis zur Grundlage von Vergaben <strong>im</strong> öffentlichen<br />

Sektor werden. Steuererleichterungen<br />

werden gefordert und die Senkung<br />

der Soziallasten. Die Förderung des Woh-<br />

100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen<br />

Die We<strong>im</strong>arer Republik<br />

nungsbaus (man geht bis 1933 reichsweit<br />

von einem Bedarf von jährlich 250.000 neuen<br />

Wohnungen aus) ist eine Aufgabe, die<br />

das <strong>Handwerk</strong> dem Staat zuweist. Die von<br />

der Regierung angekündigte Drosselung<br />

der Wohnbauförderung wird vom <strong>Handwerk</strong><br />

heftig kritisiert – ebenso wie Überlegungen,<br />

der Arbeitslosigkeit durch Arbeitszeitverkürzung<br />

beizukommen.<br />

Im regionalen <strong>Handwerk</strong> wird die Kritik<br />

an den politischen Verhältnissen <strong>im</strong> Reich<br />

lauter. Syndikus Eberhardt: »Wir wissen,<br />

dass in Deutschland zwei Weltanschauungen<br />

miteinander ringen. <strong>Das</strong> zeigt sich bei<br />

jeder Gelegenheit sehr deutlich. Ich habe<br />

mich sehr gefreut über die Ausführungen<br />

des Herrn [Präsidenten] Henne, dass das<br />

<strong>Handwerk</strong> den Mittelpunkt dafür abgeben<br />

müsse, dass die Gegensätze <strong>im</strong> Volk mehr<br />

und mehr ausgeglichen werden. Wenn es so<br />

weiter geht, wenn die wirtschaftliche Lage<br />

sich verschlechtert, dann wird eben auch<br />

der gewerbliche Mittelstand weiter absinken.<br />

Wir sind verloren, wenn nicht endlich<br />

die führenden Menschen in den verschiedensten<br />

Lagern zur Besinnung kommen.<br />

Man braucht nur auf die Frage der Preispolitik<br />

und der Lohnpolitik hinzuweisen. Die<br />

Gewerkschaften erklären: Die Preise müssen<br />

herunter, dann erst können die Löhne<br />

gesenkt werden. <strong>Das</strong> Großkapital sagt,<br />

zuerst müssen die Löhne gesenkt werden,<br />

dann können die Preise nachfolgen. <strong>Das</strong><br />

sind Gegensätze, dass man überhaupt nicht<br />

mehr weiß, was werden soll.«<br />

<strong>Das</strong>s angesichts der verworrenen Situation<br />

die Unfähigkeit der Regierung <strong>im</strong>mer<br />

größer erscheinen muss und der Ruf nach<br />

einer anderen Politik, nach einer anderen<br />

Staatsform, auch <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> laut wird,<br />

kann kaum überraschen. Die <strong>Handwerk</strong>er<br />

26. April 1925:<br />

Hindenburg wird<br />

Reichspräsident.<br />

17. November 1925:<br />

In der Bundeshalle in<br />

Reutlingen wird das<br />

25-jährige Gründungsjubiläum<br />

der Kammer<br />

gefeiert.<br />

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