Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
sich auch <strong>im</strong> Kammerbezirk nieder. Im<br />
Rückblick auf 1929 hält die Kammer fest:<br />
»Der schon seit längerer Zeit zu beobachtende<br />
allgemeine Konjunkturrückgang<br />
machte sich <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong> schon von Beginn<br />
des letzten Jahres [1929] ab in steigendem<br />
Maße bemerkbar und brachte eine<br />
fortschreitende Verschlechterung des Beschäftigungsgrades<br />
mit sich.«<br />
1930 ist aus der Rezession eine tiefe Krise<br />
geworden. Von Monat zu Monat hat sich<br />
die wirtschaftliche Lage des <strong>Handwerk</strong>s<br />
verschlechtert. Immer weniger Aufträge gehen<br />
ein, die Arbeitslosigkeit <strong>im</strong> <strong>Handwerk</strong><br />
100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen<br />
n<strong>im</strong>mt zu, wie auch die Konkurrenz der Meister<br />
untereinander. Unterbietungen sind an<br />
der Tagesordnung; Aufträge werden zu<br />
Preisen angenommen, die keine Verdienstmöglichkeiten<br />
mehr bieten. Der von der<br />
Kammer seit langem geforderte »angemessene<br />
Preis« ist am Markt nicht mehr zu erzielen<br />
– zumal viele Gemeinden, die ebenfalls<br />
massiv unter der Krise leiden, die Notlage<br />
des <strong>Handwerk</strong>s ausnutzen.<br />
Besonders betroffen vom Umsatzrückgang<br />
ist das Landhandwerk. Die Landwirte<br />
leiden stark unter dem Preisrückgang ihrer<br />
Produkte und können dem <strong>Handwerk</strong> kaum<br />
Die We<strong>im</strong>arer Republik<br />
noch Aufträge erteilen. Die Massenarbeitslosigkeit<br />
in der Industrie mit dem damit verbundenen<br />
Kaufkraftschwund belastet die<br />
<strong>Handwerk</strong>er zusätzlich. Schwarzarbeit und<br />
mangelnde Zahlungsmoral (und -fähigkeit)<br />
als alte Gegner des <strong>Handwerk</strong>s haben<br />
Hochkonjunktur. <strong>Das</strong>s zugleich die Betriebskosten<br />
– Strom, Miete, Steuern –<br />
weitgehend konstant bleiben (lediglich<br />
Rohstoffpreise und Löhne gehen leicht zurück),<br />
trägt ein Übriges zur Rezession <strong>im</strong><br />
<strong>Handwerk</strong> bei. Beredter Ausdruck der Krise<br />
seit 1929: die 55 Konkurse dieses und die<br />
37 Konkurse des Jahres 1930.<br />
51