Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
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8-Stunden-Tages zum Beispiel oder eine<br />
Reform des Finanz- und Steuerwesens. Der<br />
schwäbische Finanzminister Erzberger (Zentrum)<br />
hat eine umfassende, längst fällige<br />
Reichsfinanzreform ausgearbeitet. Jetzt ist<br />
der Gesamtstaat Empfänger der Steuereinnahmen<br />
– an Stelle der Einzelstaaten, die<br />
<strong>im</strong> Kaiserreich quasi Steuerhoheit hatten.<br />
Die Kammer richtet eine Steuerberatungsstelle<br />
für <strong>Handwerk</strong>er ein. Dazu wird eigens<br />
ein vom Staat für ein halbes Jahr beurlaubter<br />
Obersteuersekretär angestellt. Er hält<br />
Vorträge, Einzelberatungen kann er aber<br />
wegen der Fülle der Interessenten und der<br />
oft mangelnden Buchführungsunterlagen<br />
der <strong>Handwerk</strong>sbetriebe nicht machen.<br />
Insgesamt rettet sich das regionale<br />
<strong>Handwerk</strong>, wenn auch angeschlagen, über<br />
die Inflation. Syndikus Eberhardt bringt das<br />
in der Vollversammlung <strong>im</strong> Juni 1924 zum<br />
Ausdruck. Die wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
sind betrüblich; die Folgen des verlorenen<br />
Krieges zeigen sich <strong>im</strong>mer deutlicher, die<br />
Inflation macht der Kammerverwaltung<br />
100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen<br />
Die We<strong>im</strong>arer Republik<br />
Schwierigkeiten bei der Haushaltsdeckung.<br />
Aber: »Es ist Gott sei Dank gelungen, über<br />
diese schwierigen Verhältnisse hinwegzukommen.<br />
So war es auch bei vielen Geschäftsleuten,<br />
bei den Organisationen, den<br />
Innungen und Gewerbevereinen wie bei<br />
den Fachverbänden. Wir müssen auch jetzt<br />
die Organisationen von unten wieder aufbauen<br />
und neu stärken.«<br />
Die Geldentwertung vernichtet keine<br />
Sachwerte, sondern vor allem Ersparnisse.<br />
Be<strong>im</strong> Mittelstand steht dem Verlust durch<br />
Geldentwertung oft ein Gewinn durch Entschuldung<br />
gegenüber – wenn auch nicht<br />
in dem Umfang, wie bei der Industrie. Sie<br />
setzt durch Entschuldung und umfangreiche<br />
Reichsbeihilfen einen wahren Modernisierungsschub<br />
in Gang.<br />
Besonders gebeutelt werden die Genossenschaftsbanken.<br />
Während des Krieges<br />
hatten sie mehr Gelder zur Verfügung als<br />
sie zur Deckung des Kreditbedarfs brauchen,<br />
so wirkt sich für sie die Inflation<br />
schl<strong>im</strong>m aus. Nach Kriegsende ist das Ver-<br />
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