Das Handwerk im Nationalsozialismus - Handwerkskammer ...
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<strong>Das</strong> <strong>Handwerk</strong> <strong>im</strong> Kaiserreich<br />
pflichtet werden. Davon sind Lehrlinge in<br />
der Regel nicht betroffen. Trotzdem lösen<br />
viele ihre Lehrverträge und wechseln – wie<br />
viele Gesellen – in die Industrie. <strong>Das</strong> »Lockmittel«<br />
sind wohl die höheren Löhne. Die<br />
Kammer schickt Gutachter in die Einberufungsausschüsse<br />
um sicherzustellen, dass<br />
vor allem <strong>Handwerk</strong>er aus solchen Gewerben<br />
eingezogen werden, deren Aufrechterhaltung<br />
nicht kriegsnotwendig ist.<br />
Auch der sozialen Fürsorge und Unterstützung<br />
von Kriegsverletzten und aus dem<br />
Kriegsdienst Entlassenen widmet sich die<br />
Kammer. Es gilt vor allem, die He<strong>im</strong>kehrer<br />
rasch wieder in ihren Beruf einzugliedern.<br />
Oft gelingt das nur durch Weiterbildung und<br />
Umschulung (z. B. in Kriegsinvalidenschulen).<br />
In vielen Fällen werden Ausbildungszeiten<br />
bzw. Vorbereitungszeiten für Meisterprüfungen<br />
gekürzt und Kriegsbeschädigte<br />
in geeignete Berufe vermittelt. Auch<br />
werden – z. T. aus Überschüssen aus Heereslieferungen<br />
– finanzielle Beihilfen zur<br />
Existenzgründung und zu Heilzwecken gewährt.<br />
Wie auch bei der Kreditvermittlung<br />
und der Beschaffung von Wohnraum arbeitet<br />
die Kammer eng mit staatlichen Stellen<br />
zusammen, z. B. <strong>im</strong> Rahmen der »Württembergischen<br />
Mittelstands-(Kriegs-)hilfe« oder<br />
des »Schwäbischen Bürgerhe<strong>im</strong>s« (Wohnraumbeschaffung).<br />
Aufträge des Heeres: Rüstungsaufträge<br />
halten das <strong>Handwerk</strong> am Leben<br />
Von 1915 an wird es vor allem wichtig, dem<br />
<strong>Handwerk</strong> Rüstungsaufträge zu verschaffen.<br />
Die Beschaffungsstellen der württembergischen<br />
Heeresverwaltung haben Bedenken,<br />
ob handwerklich angefertigte Rüstungsgüter<br />
qualitativ ausreichen und ob<br />
das <strong>Handwerk</strong> flexibel und schnell genug<br />
ist, um auf die Bedürfnisse des Heeres reagieren<br />
zu können. Aufträge sollen auch<br />
nicht an zu viele kleine Betriebe vergeben<br />
werden, um nicht die einheitlichen Standards<br />
der Ausrüstung zu gefährden. Der<br />
Vorstand der Kammer kommt 1914 zu einem<br />
verheerenden Fazit in einem wohlweislich<br />
nicht veröffentlichten Bericht: »Bis jetzt<br />
zeigten die vergebenden Militärbehörden<br />
verdammt wenig Entgegenkommen gegenüber<br />
dem <strong>Handwerk</strong>.«<br />
36 100 Jahre <strong>Handwerk</strong>skammer Reutlingen