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Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

Die Lehre, die Zwingli verkündigte, hatte er nicht <strong>von</strong> Luther empfangen: es war die Lehre Christi.<br />

„Predigt Luther Christus“, schrieb der schweizerische Reformator, „so tut er eben dasselbe, was ich tue;<br />

wiewohl, Gott sei gelobt, durch ihn eine unzählbare Welt mehr als durch mich und andere zu Gott geführt<br />

werden. Dennoch will ich keinen anderen Namen tragen als den meines Hauptmanns Christi, dessen<br />

Kriegsmann ich bin; der wird mir Amt und Sold geben, so viel ihm gut dünkt.“ — „Dennoch bezeuge ich<br />

vor Gott und allen Menschen, daß ich keinen Buchstaben alle Tage meines Lebens Luther geschrieben habe,<br />

noch er mir, noch habe ich solches veranstaltet. Solches habe ich nicht unterlassen aus Menschenfurcht,<br />

sondern weil ich dadurch habe allen Menschen offenbaren wollen, wie einhellig der Geist Gottes sei, daß<br />

wir so weit <strong>von</strong> einander wohnen, dennoch so einhellig die Lehre Christi lehren, obwohl ich ihm nicht<br />

anzuzählen bin, denn jeder <strong>von</strong> uns tut, soviel ihm Gott weist.“<br />

Zwingli wurde 1516 eine Pfarrstelle am Kloster zu Einsiedeln angeboten. Hier erhielt er einen klareren<br />

Einblick in die Verderbtheit Roms. Er übte einen reformerischen Einfluß aus, der sich weit über seine<br />

heimatlichen Alpen hinaus fühlbar machen sollte. Ein angeblich Wunder wirkendes Gnadenbild der Jungfrau<br />

Maria gehörte zu den Hauptanziehungspunkten in Einsiedeln. Über der Eingangspforte des Klosters prangte<br />

die Inschrift: „Hier findet man volle Vergebung der Sünden.“1 Das ganze Jahr hindurch zogen Pilger zum<br />

Altar der Maria. Doch einmal im Jahr kamen sie in großer Zahl aus allen Teilen der Schweiz und auch aus<br />

Deutschland und Frankreich. Dieser Anblick schmerzte Zwingli sehr, und er benutzte solche Gelegenheiten,<br />

ihnen die herrliche Freiheit des Evangeliums zu verkündigen.<br />

Die Vergebung der Sünden und das ewige Leben seien „bei Christo und nicht bei der heiligen Jungfrau<br />

zu suchen; der Ablaß, die Wallfahrt und Gelübde, die Geschenke, die man den Heiligen machte, haben wenig<br />

Wert. Gottes Gnade und Hilfe sei allen Orten gleich nahe und er höre das Gebet anderswo nicht weniger als<br />

zu Einsiedeln“. — „Wir ehren Gott mit Plappergebeten, mit auswendigem Schein der Kutten, mit weißem<br />

Geschleife, mit säuberlich geschorenen Glatzen, mit langen, schön gefalteten Röcken, mit wohlvergüldeten<br />

Mauleseln.“ — „Aber das Herz ist fern <strong>von</strong> Gott.“ — „Christus, der sich einmal für uns geopfert hat, ist ein<br />

in Ewigkeit währendes und bezahlendes Opfer für die Sünden aller Gläubigen.“<br />

Nicht allen seiner vielen Zuhörer war diese Lehre willkommen. Manche zeigten sich sehr enttäuscht,<br />

daß ihre lange und mühsame Pilgerreise vergebens unternommen worden war. Sie konnten die ihnen in<br />

Christus frei angebotene Vergebung nicht fassen. Sie waren zufrieden mit dem alten Weg zum Himmel, den<br />

Rom ihnen vorgezeichnet hatte. Die Schwierigkeit, nach etwas Besserem zu suchen, schreckte sie zurück.<br />

Ihre Seligkeit Papst und Priestern anzuvertrauen, fiel ihnen leichter, als nach Reinheit des Herzens zu<br />

trachten. Andere aber freuten sich über die frohe Kunde der Erlösung in Christus. Ihnen hatten die <strong>von</strong> Rom<br />

auferlegten Bürden keinen Seelenfrieden gebracht, und gläubig nahmen sie des Heilandes Blut zu ihrer<br />

Versöhnung an. Sie kehrten in ihre Heimat zurück, um anderen das köstliche Licht zu offenbaren, das sie<br />

empfangen hatten. Auf diese Weise pflanzte sich die Wahrheit <strong>von</strong> Weiler zu Weiler <strong>von</strong> Stadt zu Stadt fort;<br />

die Zahl der Pilger zu dem Altar der Jungfrau dagegen nahm ab, die Gaben verringerten sich, und somit auch<br />

Zwinglis Gehalt, das aus diesen Einkünften bestritten werden mußte. Trotz alledem verursachte es ihm nur<br />

Freude zu sehen, daß die Macht des Fanatismus und Aberglaubens auch hier gebrochen wurde.<br />

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