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Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

wurden immer heftiger. Ein <strong>von</strong> blindem Eifer ergriffener Päpstlicher erklärte: „Die Türken sind besser als<br />

die Lutheraner; denn die Türken beobachten das Fasten, und diese verletzen es. Man darf eher die Schrift<br />

als die alten Irrtümer der Kirche verwerfen.“ Melanchthon schrieb über Faber, den Beichtvater König<br />

Ferdinands und späteren Bischof <strong>von</strong> Wien: „Täglich schleuderte er in seinen Predigten einen neuen Pfeil<br />

gegen die Evangelischen.“<br />

Die religiöse Duldung war gesetzlich eingeführt worden, und die evangelischen Länder waren<br />

entschlossen, sich jedem Eingriff in ihre Rechte zu widersetzen. Luther, der noch immer unter der durch das<br />

Edikt <strong>von</strong> Worms auferlegten Reichsacht stand, durfte in Speyer nicht teilnehmen; seine Stelle nahmen seine<br />

Mitarbeiter und die Fürsten ein, die Gott erweckt hatte, seine Sache bei diesem Anlaß zu verteidigen. <strong>Der</strong><br />

edle Kurfürst Friedrich <strong>von</strong> Sachsen, Luthers früherer Beschützer, war gestorben; aber auch Kurfürst Johann,<br />

sein Bruder und Nachfolger, hatte die Reformation freudig begrüßt. Während er sich als ein Freund des<br />

Friedens erwies, legte er gleichzeitig in allen Glaubensangelegenheiten Mut und große Tatkraft an den Tag.<br />

Die Priester verlangten, die Länder, die sich zur Reformation bekannt hatten, sollten sich der<br />

römischen Gerichtsbarkeit bedingungslos unterwerfen. Die Reformatoren auf der andern Seite machten die<br />

Freiheit geltend, die ihnen früher gewährt worden war. Sie konnten nicht einwilligen, daß Rom jene Länder<br />

unter seine Herrschaft brächte, die das Wort Gottes mit so großer Freude aufgenommen hatten. Man schlug<br />

schließlich vor, das Edikt <strong>von</strong> Worms solle dort streng gehandhabt werden, wo die Reformation noch nicht<br />

Fuß gefaßt hätte; „wo man aber da<strong>von</strong> abgewichen und wo dessen Einführung ohne Volksaufruhr nicht<br />

möglich sei, solle man wenigstens nicht weiter reformieren, keine Streitfragen verhandeln, die Messe nicht<br />

verbieten, keinen Katholiken zum Luthertum übertreten lassen“. Dieser Vorschlag wurde zur großen<br />

Genugtuung der päpstlichen Priester und Prälaten vom Reichstag genehmigt.<br />

Falls diese Maßregel „Gesetzeskraft erhielt, so konnte sich die Reformation weder weiter ausbreiten ...<br />

wo sie noch nicht war, noch wo sie bestand, festen Boden gewinnen“. Die Freiheit der Rede würde dadurch<br />

verboten, keine Bekehrungen mehr gestattet werden. Von den Freunden der Reformation wurde verlangt,<br />

sich diesen Einschränkungen und Verboten ohne weiteres zu unterwerfen. Die Hoffnung der Welt schien<br />

dem Erlöschen nahe. „Die ... Wiederherstellung der römischen Hierarchie mußte die alten Mißbräuche<br />

hervorrufen“, und leicht konnte eine Gelegenheit gefunden werden, „das so stark erschütterte Werk durch<br />

Schwärmerei und Zwiespalt vollends zu vernichten“.<br />

Als die evangelische Partei zur Beratung zusammentrat, blickte man sich bestürzt an. Von einem zum<br />

andern ging die Frage: „Was ist zu tun?“ Gewaltige Folgen für die Welt standen auf dem Spiel. „Sollten die<br />

führenden Köpfe der Reformation nachgeben und das Edikt annehmen? Wie leicht hätten die Reformatoren<br />

in diesem entscheidenden Augenblick, der in der Tat außerordentlich wichtig war, sich dazu überreden<br />

können, einen falschen Weg einzuschlagen. Wie viele glaubhafte Vorwände und annehmbare Gründe für<br />

ihre Unterwerfung hätten sich finden lassen! Den lutherisch gesinnten Fürsten war die freie Ausübung ihres<br />

Glaubens zugesichert. Dieselbe Begünstigung erstreckte sich auch auf alle ihre Untertanen, die, noch ehe<br />

die Maßregeln getroffen wurden, die reformierte Lehre angenommen hatten. Konnte sie dies nicht<br />

zufriedenstellen? Wie vielen Gefahren würde man durch eine Unterwerfung ausweichen! Doch auf welch<br />

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