13.07.2017 Aufrufe

Der Grosse Kampf von E. G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

Der Grosse Kampf von E. G. White

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

Tugenden dadurch die Krone auf, daß er das Luthertum ganz besonders verabscheute.“ Doch gleich vielen<br />

andern Menschen, die die göttliche Vorsehung zum Studium der Bibel geführt hatte, war er erstaunt, hier<br />

nicht etwa „die Satzungen Roms, sondern die Lehren Luthers“ zu finden, und er widmete sich <strong>von</strong> nun an<br />

ganz der Sache des Evangeliums.<br />

Berquin schien bestimmt, der Reformator seines Vaterlandes zu werden, nannten doch viele diesen<br />

Günstling des Königs wegen seiner Begabung, seiner Beredsamkeit, seines unbeugsamen Mutes, seines<br />

Heldeneifers und seines Einflusses am Hofe „den Gelehrtesten unter den Adligen“. Nach Beza wäre Berquin<br />

vielleicht ein zweiter Luther geworden, hätte er in Franz I. einen zweiten Kurfürsten gefunden. Die Römlinge<br />

aber verschrien ihn, daß er schlimmer wäre als Luther; sicher ist, daß sie ihn mehr fürchteten. Sie warfen ihn<br />

als Ketzer ins Gefängnis, doch ließ ihn der König wieder frei. Jahrelang zog sich der <strong>Kampf</strong> hin. Franz,<br />

zwischen Rom und der Reformation schwankend, duldete und zügelte abwechselnd den grimmigen Eifer<br />

der Mönche. Dreimal wurde Berquin <strong>von</strong> den päpstlichen Behörden eingekerkert, jedoch <strong>von</strong> dem<br />

Monarchen, der sich in Bewunderung seiner Geistesgaben und seines edlen Charakters weigerte, ihn der<br />

Bosheit der Priesterherrschaft preiszugeben, immer wieder freigelassen.<br />

Berquin wurde wiederholt vor der ihm in Frankreich drohenden Gefahr gewarnt, und man drang in ihn,<br />

den Schritten derer zu folgen, die in einem freiwilligen Exil Sicherheit gefunden hatten. <strong>Der</strong> furchtsame,<br />

unbeständige Erasmus, der trotz all seiner glänzenden Gelehrsamkeit jener moralischen Größe ermangelte,<br />

die das Leben und die Ehre der Wahrheit unterordnet, schrieb an Berquin: „Halte darum an, als Gesandter<br />

ins Ausland geschickt zu werden. Bereise Deutschland. Du kennst Beda und seinesgleichen — er ist ein<br />

tausendköpfiges Ungeheuer, das Gift nach allen Seiten ausspeit. Deine Feinde heißen Legion. Selbst wenn<br />

deine Sache besser wäre als Jesu Christi, so würden sie dich nicht gehen lassen, bis sie dich elendiglich<br />

umgebracht haben. Verlasse dich nicht allzusehr auf den Schutz des Königs. Auf jeden Fall bringe mich<br />

nicht in Ungelegenheiten bei der theologischen Fakultät.“<br />

Doch als sich die Gefahren häuften, wurde Bequins Eifer um so größer. Weit da<strong>von</strong> entfernt, auf die<br />

weltklugen und eigennützigen Ratschläge des Erasmus einzugehen, entschloß er sich zu noch kühneren<br />

Maßnahmen. Er wollte nicht nur die Wahrheit verteidigen, sondern auch den Irrtum angreifen. Die<br />

Anschuldigung der Ketzerei, welche die Katholiken gegen ihn geltend zu machen suchten, wandte er gegen<br />

sie. Die rührigsten und erbittersten seiner Gegner waren die gelehrten Doktoren und Mönche an der<br />

theologischen Fakultät der großen Universität Paris, eine der höchsten kirchlichen Autoritäten sowohl für<br />

die Stadt als auch für die Nation. Den Schriften dieser Doktoren entnahm Berquin zwölf Sätze, die er<br />

öffentlich als der Heiligen Schrift zuwiderlaufend und ketzerisch erklärte; und er wandte sich an den König<br />

mit der Bitte, in dieser Sache zu entscheiden.<br />

<strong>Der</strong> Monarch, der nicht abgeneigt war, die Kraft und den Scharfsinn der sich bekämpfenden Führer zu<br />

messen, freute sich, eine Gelegenheit zu haben, den Hochmut dieser stolzen Mönche zu demütigen, und<br />

gebot ihnen, ihre Sache mit der Bibel zu verteidigen. Diese Waffe konnte ihnen, wie sie wohl wußten, wenig<br />

helfen; Einkerkerung, Marterqualen und der Scheiterhaufen waren Waffen, die sie besser zu gebrauchen<br />

129

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!