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Der Grosse Kampf von E. G. White

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<strong>Der</strong> große <strong>Kampf</strong><br />

Ich bin dem Ablaß und allen Papisten entgegen gewesen, aber mit keiner Gewalt. Ich hab allein Gottes Wort<br />

getrieben, gepredigt und geschrieben, sonst hab ich nichts getan. Das hat, wenn ich geschlafen habe ... also<br />

viel getan, daß das Papsttum also schwach geworden ist, daß ihm noch nie kein Fürst noch Kaiser so viel<br />

abgebrochen hat. Ich habe nichts getan, das Wort Gottes hat es alles gehandelt und ausgericht. Wenn ich<br />

hätte wollen mit Ungemach fahren, ich wollte Deutschland in ein groß Blutvergießen gebracht haben. Aber<br />

was wär es? Ein Verderbnis an Leib und Seele. Ich habe nichts gemacht, ich habe das Wort Gottes lassen<br />

handeln.“<br />

Tag um Tag, eine Woche lang, predigte Luther der aufmerksam lauschenden Menge. Das Wort Gottes<br />

brach den Bann der fanatischen Erregung. Die Macht des Evangeliums brachte das irregeleitete Volk auf<br />

den Weg der Wahrheit zurück. Luther zeigte kein Verlangen, den Schwärmern zu begegnen, deren Verhalten<br />

so viel Unheil angerichtet hatte. Er kannte sie als Menschen mit unzuverlässigem Urteil und unbeherrschten<br />

Leidenschaften, die zwar behaupteten, vom Himmel besonders erleuchtet zu sein, aber weder geringsten<br />

Widerspruch noch wohlwollenden Tadel oder Rat vertrugen. Sie maßten sich höchste Autorität an und<br />

verlangten <strong>von</strong> allen, als solche ohne jeden Widerspruch anerkannt zu werden. Als sie aber auf eine<br />

Unterredung drangen, willigte er ein. Bei dieser Gelegenheit entlarvte er ihre Anmaßungen so gründlich,<br />

daß die Betrüger Wittenberg sofort wieder verließen.<br />

<strong>Der</strong> Schwärmerei war eine Zeitlang Einhalt geboten; einige Jahre später brach sie jedoch heftiger und<br />

schrecklicher wieder hervor. Luther sagte über die Führer dieser Bewegung: „Die Heilige Schrift war für sie<br />

nichts als ein toter Buchstabe, und alle schrien: Geist! Geist! Aber wahrlich, ich gehe nicht mit ihnen, wohin<br />

ihr Geist sie führt. <strong>Der</strong> barmherzige Gott behüte mich ja vor der christlichen Kirche, darin lauter Heilige<br />

sind. Ich will da bleiben, wo es Schwache, Niedrige, Kranke gibt, welche ihre Sünde kennen und empfinden,<br />

welche unablässig nach Gott seufzen und schreien aus Herzensgrund, um seinen Trost und Beistand zu<br />

erlangen.“<br />

Thomas Münzer (Siehe Anm. 031), der eifrigste unter den Schwärmern, war ein Mann mit<br />

bemerkenswerten Anlagen, die ihn, richtig geleitet, befähigt hätten, Gutes zu tun; aber er hatte nicht einmal<br />

die einfachsten Grundsätze wahrer Religion begriffen. „Er war <strong>von</strong> dem Wunsche besessen, die Welt zu<br />

reformieren, und vergaß dabei, wie alle Schwärmer, daß die Reform bei ihm selbst beginnen mußte.“ Er<br />

hatte den Ehrgeiz, Stellung und Einfluß zu gewinnen und wollte niemandem nachstehen, nicht einmal Luther.<br />

Er erklärte, daß die Reformatoren, die die Autorität des Papstes durch die der Heiligen Schrift ersetzten, nur<br />

eine andere Form des Papsttums aufrichteten. Er selbst betrachtete sich als <strong>von</strong> Gott berufen, die wahre<br />

Reformation einzuführen. „Wer diesen Geist besitzt“, sagte Münzer, „besitzt den wahren Glauben, und wenn<br />

er niemals in seinem Leben die Heilige Schrift zu Gesicht bekäme.“<br />

Die schwärmerischen Lehrer ließen sich <strong>von</strong> Eindrücken leiten, indem sie jeden Gedanken und jede<br />

Eingebung als die Stimme Gottes ansahen; infolgedessen begingen sie die größten Übertreibungen. Einige<br />

verbrannten sogar ihre Bibeln, wobei sie ausriefen: „<strong>Der</strong> Buchstabe tötet, aber der Geist macht<br />

lebendig.“ Münzers Lehre kam dem Verlangen der Menschen nach dem Wunderbaren entgegen, während<br />

es ihren Stolz befriedigte, wenn menschliche Ideen und Meinungen über das Wort Gottes erhoben wurden.<br />

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