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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

Schätze da<strong>für</strong> aufgewandt, und sogar der römische Kaiser hatte ihn mit seinen Geschenken bereichert.<br />

Massive Blöcke weißen Marmors <strong>von</strong> geradezu unwahrscheinlicher Größe, zu diesem Zweck aus Rom<br />

herbeigeschafft, bildeten einen Teil seines Baues; und darauf lenkten die Jünger die Aufmerksamkeit ihres<br />

Meisters, als sie sagten: „Meister, siehe, welche Steine und welch ein Bau ist das!“ Markus 13,1.<br />

Auf diese Worte gab Jesus die erste und bestürzende Erwiderung: „Wahrlich ich sage euch: Es wird<br />

hier nicht ein Stein auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Matthäus 24,2. Die Jünger<br />

verbanden mit der Zerstörung Jerusalems die Ereignisse der persönlichen Wiederkunft Christi in zeitlicher<br />

Herrlichkeit, um den Thron des Weltreiches einzunehmen, die unbußfertigen Juden zu strafen und das<br />

römische Joch zu zerbrechen. Der Herr hatte ihnen gesagt, daß er wiederkommen werde; deshalb richteten<br />

sich ihre Gedanken bei der Erwähnung der göttlichen Strafgerichte über Jerusalem auf jene Wiederkunft.<br />

Und als sie auf dem Ölberg um den Heiland versammelt waren, fragten sie ihn: „Sage uns, wann wird das<br />

geschehen? Und welches wird das Zeichen sein deiner Zukunft und des Endes der Welt?“ Matthäus 24,3.<br />

Die Zukunft war den Jüngern barmherzigerweise verhüllt. Hätten sie zu jener <strong>Zeit</strong> die zwei furchtbaren<br />

Tatsachen — des Heilandes Leiden und Tod sowie die Zerstörung ihrer Stadt und des Tempels — völlig<br />

verstanden, so wären sie <strong>von</strong> Entsetzen überwältigt worden. Christus gab ihnen einen Umriß der wichtigsten<br />

Ereignisse, die vor dem Ende der <strong>Zeit</strong> eintreten sollen. Seine Worte wurden damals nicht völlig begriffen;<br />

aber ihr Sinn sollte enthüllt werden, sobald sein Volk der darin gegebenen Belehrung bedurfte. Die <strong>von</strong> ihm<br />

ausgesprochene Prophezeiung galt einem doppelten Geschehen: sie bezog sich auf die Zerstörung<br />

Jerusalems, und gleichzeitig schilderte sie die Schrecken des Jüngsten Tages.<br />

Jesus erzählte den lauschenden Jüngern <strong>von</strong> den Strafgerichten, die über das abtrünnige Israel kommen<br />

würden, und sprach besonders <strong>von</strong> der vergeltenden Heimsuchung, die es wegen der Verwerfung und<br />

Kreuzigung des Messias ereilen sollte. Untrügliche Zeichen würden dem furchtbaren Ende vorausgehen. Die<br />

ge<strong>für</strong>chtete Stunde bräche schnell und unerwartet herein. Der Heiland warnte seine Nachfolger: „Wenn ihr<br />

nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung (da<strong>von</strong> gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er steht<br />

an der heiligen Stätte (wer das liest, der merke darauf!), alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Lande<br />

ist.“ Matthäus 24,15.16; Lukas 21,20.<br />

Wenn die Römer ihre Standarten mit den heidnischen Symbolen auf den heiligen Boden, der sich auch<br />

auf einige hundert Meter Landes außerhalb der Stadtmauern erstreckte, aufgepflanzt hätten, dann sollten<br />

sich die Nachfolger Christi durch die Flucht retten. Sobald das Warnungszeichen sichtbar würde, dürften<br />

alle, die entrinnen wollen, nicht zögern; im ganzen Land Judäa wie in Jerusalem selbst müßte man dem<br />

Zeichen der Flucht sofort gehorchen. Wer gerade auf dem Dache wäre, dürfte nicht ins Haus gehen, selbst<br />

nicht um seine wertvollsten Schätze zu retten. Wer auf dem Feld oder im Weinberg arbeitete, sollte sich<br />

nicht die <strong>Zeit</strong> nehmen, wegen des Oberkleides, das er wegen der Hitze des Tages abgelegt hatte,<br />

zurückzukehren. Sie dürften keinen Augenblick zögern, wenn sie nicht bei der allgemeinen Zerstörung mit<br />

zugrunde gehen wollten.<br />

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