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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

Die Geschichte Israels vor alters ist eine treffliche Veranschaulichung der vergangenen Erfahrung der<br />

Adventisten. Gott leitete sein Volk in der Adventbewegung, gleichwie er die Kinder Israel bei ihrem Auszug<br />

aus Ägypten führte. Durch die große Enttäuschung wurde ihr Glaube geprüft, wie der der Hebräer am Roten<br />

Meer. Hätten sie immer der leitenden Hand vertraut, die in ihrer vergangenen Erfahrung mit ihnen gewesen<br />

war, so würden sie das Heil Gottes gesehen haben. Wenn alle, die in der Bewegung des Jahres 1844 vereint<br />

arbeiteten, die dritte Engelsbotschaft angenommen und sie in der Kraft des Heiligen Geistes verkündigt<br />

hätten, so würde der Herr mächtig durch ihre Bemühungen gewirkt haben. Eine Flut <strong>von</strong> Licht hätte sich<br />

über die Welt ergossen, die Bewohner der Erde wären schon vor Jahren gewarnt, das Schlußwerk vollendet<br />

worden, und Christus wäre zur Erlösung seines Volkes gekommen.<br />

Es lag nicht im Willen Gottes, daß Israel vierzig Jahre in der Wüste umherziehen sollte; er wollte es<br />

unmittelbar ins Land Kanaan führen und es dort als ein heiliges und glückliches Volk ansiedeln. Aber „wir<br />

sehen, daß sie nicht haben können hineinkommen um des Unglaubens willen“. Hebräer 3,19. Infolge ihres<br />

beständigen Abfalls kamen sie in der Wüste um, und es wurden andere erweckt, um in das Gelobte Land<br />

einzuziehen. Ebenso war es nicht der Wille Gottes, daß die Wiederkunft Christi so lange verziehen und sein<br />

Volk so viele Jahre in dieser sünden- und sorgenbeladenen Welt verweilen sollte. Aber der Unglaube trennte<br />

die Menschen <strong>von</strong> Gott. Als sie sich weigerten, die Aufgabe zu erfüllen, die er ihnen angewiesen hatte,<br />

wurden andere berufen, die Botschaft zu verkündigen. Aus Barmherzigkeit gegen die Welt verzögert<br />

Christus sein Kommen, damit den Sündern Gelegenheit geboten werde, die Warnung zu vernehmen und in<br />

ihm Zuflucht zu finden vor dem Zorn Gottes, der ausgegossen werden soll.<br />

Heute wie damals erregt die Verkündigung einer Wahrheit Widerstand, die die Sünden und Irrtümer<br />

der <strong>Zeit</strong> rügt. „Wer Arges tut, der haßt das Licht und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht<br />

gestraft werden.“ Johannes 3,20. Wenn Menschen sehen, daß sie ihre Auffassung nicht durch die Heilige<br />

Schrift begründen können, entschließen sich viele, ihren Standpunkt um jeden Preis zu verteidigen, und<br />

greifen mit boshaftem Geist den Charakter und die Beweggründe derer an, die die unbeliebten Wahrheiten<br />

verteidigen. Diese Handlungsweise ist in allen <strong>Zeit</strong>en verfolgt worden. Elia wurde angeschuldigt, daß er<br />

Israel verwirrte, Jeremia, daß er es verriete, Paulus, daß er den Tempel schändete. Von jener <strong>Zeit</strong> bis auf den<br />

heutigen Tag sind die, welche der Wahrheit treu bleiben wollten, als Empörer, Ketzer und Abtrünnige<br />

gebrandmarkt worden. Die vielen, die zu ungläubig sind, das feste prophetische Wort anzunehmen, werden<br />

mit einer Leichtgläubigkeit, die keinen Zweifel zuläßt, den Anklagen gegen diejenigen Glauben schenken,<br />

die es wagen, volkstümliche Sünden zu rügen. Dieser Geist wird beständig zunehmen. Die Bibel lehrt<br />

deutlich, daß eine <strong>Zeit</strong> naht, in der die staatlichen Gesetze derart mit den göttlichen Gesetzen in Widerspruch<br />

geraten, daß jeder, der alle göttlichen Vorschriften halten will, Schmach und Strafe wie ein Übeltäter<br />

herausfordern muß.<br />

Was ist angesichts dieser Aussichten die Pflicht des Boten der Wahrheit? Soll er annehmen, daß die<br />

Wahrheit nicht vorgetragen werden darf, da ihre einzige Wirkung oft nur darin besteht, daß die Menschen<br />

aufgestachelt werden, ihren Forderungen auszuweichen oder ihnen zu widerstehen? Nein; er hat nicht mehr<br />

Ursache, das Zeugnis des Wortes Gottes zurückzuhalten, weil es Widerstand erweckt, als früher die<br />

<strong>Reform</strong>atoren. Das Bekenntnis des Glaubens, das Heilige und Märtyrer ablegten, wurde zum Nutzen der<br />

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