14.07.2017 Aufrufe

Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

in die Kirchenbücher eingetragen und sogenannte Modesünden unter dem Deckmantel der Gottseligkeit<br />

verborgen. Eine führende weltliche <strong>Zeit</strong>ung, die sich über die gegenwärtige Haltung der bekenntlichen<br />

amerikanischen Christen der Welt gegenüber ausspricht, schrieb: „Allmählich hat sich die Kirche dem<br />

<strong>Zeit</strong>geist ergeben und ihre gottesdienstlichen Formen den modernen Bedürfnissen angepaßt ... In der Tat<br />

verwendet die Kirche alles als ihr Werkzeug, was hilft, die Religion anziehend zu machen.“ Ein Schreiber<br />

im Neuyorker „Independent“ sprach folgendermaßen vom Methodismus, wie er ist: „Die Trennungslinie<br />

zwischen den Gottes<strong>für</strong>chtigen und den Gottlosen verblaßt zu einem Halbschatten, und auf beiden Seiten<br />

sind eifrige Männer bemüht, alle Unterschiede zwischen ihrer Handlungsweise und ihren Vergnügungen zu<br />

verwischen ... Die Volkstümlichkeit der Religion trägt ungeheuer viel dazu bei, die Zahl derer zu vermehren,<br />

die sich ihre Segnungen verschaffen möchten, ohne redlich ihren Pflichten nachzukommen.“<br />

Howard Crosby sagte: „Es ist eine sehr ernste Sache, daß Christi Kirche so wenig den Absichten des<br />

Herrn nachkommt. Wie die Juden vor alters durch ein freundschaftliches Verhältnis mit Götzendienern ihre<br />

Herzen <strong>von</strong> Gott abwandten,... so verläßt die heutige Kirche Christi durch ihre falsche Partnerschaft mit der<br />

ungläubigen<br />

Welt die göttlichen Richtlinien ihres wahren Lebens und gibt sich den verderblichen, wenngleich oft<br />

scheinbar richtigen Gewohnheiten einer unchristlichen Gesellschaft hin und benutzt Beweisführungen und<br />

kommt zu Schlüssen, die den Offenbarungen Gottes fremd und dem Wachstum in der Gnade zuwider<br />

sind.“ In dieser Flut <strong>von</strong> Weltlichkeit und Vergnügungssucht gehen Selbstverleugnung und<br />

Selbstaufopferung um Christi willen beinahe gänzlich verloren. „Manche Männer und Frauen, die sich jetzt<br />

in unseren Kirchen rege betätigen, wurden als Kinder dazu angehalten, Opfer zu bringen, damit sie imstande<br />

wären, <strong>für</strong> Christus etwas zu geben oder zu tun.“ Doch „falls es nun an Mitteln fehlt,... darf niemand<br />

aufgefordert werden, etwas zu geben. O nein, haltet einen Basar ab, veranstaltet eine Schau lebender Bilder,<br />

ein Scheinverhör, ein altertümliches Abendessen oder eine Mahlzeit — irgend etwas, um das Volk zu<br />

belustigen.“<br />

Gouverneur Washburn <strong>von</strong> Wisconsin erklärte in seiner Jahresbotschaft vom 9. Januar 1873: „Es<br />

scheinen Gesetze notwendig zu werden, um Schulen schließen zu können, die geradezu Spieler heranzüchten.<br />

Man findet solche überall. Selbst die Kirche (ohne Zweifel unwissentlich) läßt sich oft darüber ertappen, daß<br />

sie des Teufels Werk ausführt. Wohltätigkeitskonzerte Prämienunternehmungen, Verlosungen, oft um<br />

religiösen und Wohltätigkeitszwecken, häufig aber auch um weit geringeren Absichten zu dienen, werden<br />

veranstaltet; Lotterien, Preispakete usw. erfüllen den Zweck, Geld zu erlangen, ohne den entsprechenden<br />

Wert da<strong>für</strong> zu geben. Nichts ist so entsittlichend, so berauschend, besonders <strong>für</strong> die Jugend, als der Gewinn<br />

<strong>von</strong> Geld oder Gut, ohne da<strong>für</strong> zu arbeiten. Wenn sich achtbare Personen mit derartigen Glücksunternehmen<br />

befassen und ihr Gewissen damit beruhigen, daß das Geld <strong>für</strong> einen guten Zweck angewandt werde, dann<br />

kann man sich nicht wundern, wenn die Jugend so oft in solche Gewohnheiten verfällt, die durch die<br />

Erregung der Glücksspiele leicht hervorgerufen werden.“<br />

Der Geist, sich der Welt anzupassen, durchdringt alle Kirchen des ganzen Christentums. Robert Atkins<br />

malte in einer in London gehaltenen Predigt ein dunkles Bild <strong>von</strong> dem geistlichen Verfall, der in England<br />

235

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!