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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

Leben ererbe?“, verwies ihn der Heiland auf die Schrift, indem er sagte: „Wie steht im Gesetz geschrieben?<br />

Wie ließest du?“ Lukas 10,25.26. Die Unwissenheit kann weder alt noch jung entschuldigen, noch <strong>von</strong> der<br />

Strafe befreien, die die Übertretung des Gesetzes Gottes nach sich zieht, weil sie eine getreue Darstellung<br />

jenes Gesetzes sowie seiner Grundsätze und Anforderungen zur Hand haben. Gute Absichten genügen<br />

keineswegs; auch reicht es nicht hin, das zu tun, was man <strong>für</strong> recht hält oder was der Prediger <strong>für</strong> recht<br />

erklärt. Das Heil der Seele steht auf dem Spiel; jeder muß <strong>für</strong> sich selbst in der Schrift forschen. Wie stark<br />

auch seine Überzeugung sein, wie zuversichtlich er auch glauben mag, daß der Geistliche wisse, was<br />

Wahrheit ist: er hat damit keine sichere Grundlage. Er besitzt eine Karte, die ihm genau den Weg der Reise<br />

nach dem Himmel bezeichnet, und er sollte deshalb nichts zu erraten suchen.<br />

— Es ist die erste und höchste Pflicht jedes vernünftigen Wesens, aus der Heiligen Schrift zu lernen,<br />

was Wahrheit ist, und dann in diesem Licht zu wandeln und andere zu ermutigen, ihrem Beispiel zu folgen.<br />

Wir sollten Tag <strong>für</strong> Tag fleißig in der Bibel forschen, jeden Gedanken wägen und Text mit Text vergleichen.<br />

Mit Gottes Hilfe müssen wir uns selbst unsere Meinungen bilden, da wir auch <strong>für</strong> uns selbst vor Gott<br />

Rechenschaft abzulegen haben.<br />

Die in der Bibel so eindeutig offenbarten Wahrheiten sind in Zweifel und Dunkelheit gehüllt worden<br />

<strong>von</strong> gelehrten Männern, die unter der Vorspiegelung, große Weisheit zu besitzen, lehren, daß die Heilige<br />

Schrift eine mystische, geheimnisvolle, geistliche Bedeutung habe, die in der angewandten Sprache nicht<br />

ersichtlich sei. Diese Männer sind falsche Lehrer. Solchen erklärte Jesus: „Ihr irret darum daß ihr nichts<br />

wisset <strong>von</strong> der Schrift noch <strong>von</strong> der Kraft Gottes.“ Markus 12,24. Die Sprache der Bibel sollte ihrer<br />

unverkennbaren Bedeutung gemäß erklärt werden, vorausgesetzt, daß nicht ein Symbol oder eine bildliche<br />

Rede gebraucht ist. Christus hat die Verheißung gegeben: „So jemand will des Willen tun, der wird<br />

innewerden, ob diese Lehre <strong>von</strong> Gott sei.“ Johannes 7,17. Wenn die Menschen die Heilige Schrift nehmen<br />

wollten, wie sie wirklich lautet, wenn es kei- ne falschen Lehrer gäbe, dann könnte eine Aufgabe erfüllt<br />

werden, die die Engel erfreute und Tausende und aber Tausende, die jetzt im Irrtum wandeln, zur wahren<br />

Herde Christi brächte.<br />

Wir sollten beim Studium der Bibel alle unsere Geisteskräfte anwenden und den Verstand anstrengen,<br />

die tiefen Dinge Gottes zu erfassen, soweit dies Sterblichen möglich ist; doch dürfen wir nicht vergessen,<br />

daß die Fügsamkeit und Unterwerfung eines Kindes der richtige Geist zum Lernen ist. Schwierigkeiten im<br />

Bibeltext können nie auf dieselbe Weise überwunden werden, die bei der Ergründung philosophischer<br />

Fragen angewandt wird. Wir dürfen uns nicht mit jenem Selbstvertrauen an das Studium der Bibel begeben,<br />

mit dem so viele das Gebiet der Wissenschaft betreten, sondern mit einem andächtigen Vertrauen auf Gott<br />

und dem aufrichtigen Verlangen, seinen Willen zu erkennen. Wir müssen mit einem demütigen und<br />

gelehrigen Geist kommen, um Erkenntnis <strong>von</strong> dem großen Ich bin zu erlangen; sonst werden böse Engel<br />

unseren Verstand so verblenden und unsere Herzen so verhärten, daß die Wahrheit keinen Eindruck mehr<br />

auf uns macht.<br />

Mancher Teil der Heiligen Schrift, den gelehrte Männer als ein Geheimnis hinstellen oder als<br />

unwichtig übergehen, ist voller Trost und Unterweisung <strong>für</strong> den, der in der Schule Christi gelehrt worden ist.<br />

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