14.07.2017 Aufrufe

Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

Ein Grund da<strong>für</strong>, daß viele Theologen kein klareres Verständnis des Wortes Gottes haben, ist, daß sie vor<br />

den Wahrheiten, die sie nicht ausleben wollen, ihre Augen verschließen. Ein Verständnis der<br />

Bibelwahrheiten hängt nicht so sehr <strong>von</strong> der Stärke des Urteilsvermögens ab als <strong>von</strong> der Zielstrebigkeit<br />

seines Bemühens, dem ernsten Verlangen nach Gerechtigkeit.<br />

Nie sollte die Bibel ohne Gebet studiert werden. Der Heilige Geist allein kann uns die Wahrheit der<br />

leichtverständlichen Teile einprägen und uns <strong>von</strong> dem Verdrehen schwerverständlicher Wahrheiten abhalten.<br />

Durch den Dienst himmlischer Engel werden die Herzen zubereitet, Gottes Wort so zu verstehen, daß wir<br />

<strong>von</strong> dessen Schönheit gefangen, durch seine Warnungen ermahnt oder durch die Verheißungen ermutigt und<br />

gestärkt werden. Wir sollten des Psalmisten Bitte: „Öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem<br />

Gesetz“ (Psalm 119,18) zu unserer eigenen machen. Die<br />

Versuchungen erscheinen oft unwiderstehlich, weil sich der Versuchte wegen der Vernachlässigung<br />

des Gebets und des Studiums der Bibel nicht gleich der Verheißungen Gottes zu erinnern und Satan mit den<br />

biblischen Waffen entgegenzutreten vermag. Aber Engel lagern sich um diejenigen, die willig sind, sich in<br />

göttlichen Dingen belehren zu lassen, und werden sie in der <strong>Zeit</strong> großer Not gerade an die Wahrheiten<br />

erinnern, deren sie bedürfen. Wenn der Widersacher kommen wird wie ein Strom, wird der Geist des Herrn<br />

das Panier gegen ihn aufrichten.<br />

Jesus verhieß seinen Jüngern: „Aber der Tröster, der heilige Geist, welchen mein Vater senden wird<br />

in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch erinnern alles des, das ich euch gesagt<br />

habe.“ Johannes 14,26. Aber die Lehren Christi müssen zuvor dem Gedächtnis eingeprägt worden sein,<br />

damit Gottes Geist sie uns zur <strong>Zeit</strong> der Gefahr in Erinnerung bringen kann. David sagte: „Ich behalte dein<br />

Wort in meinem Herzen, auf daß ich nicht wider dich sündige.“ Psalm 119,11.<br />

Alle, die ihr ewiges Heil schätzen, sollten vor der Zweifelsucht auf der Hut sein. Die eigentlichen<br />

Grundpfeiler der Wahrheit werden angegriffen werden. Es ist unmöglich, <strong>von</strong> den Spötteleien,<br />

Spitzfindigkeiten und den trügerischen, hinterlistigen Lehren des modernen Unglaubens verschont zu<br />

bleiben. Satan paßt seine Versuchungen allen Klassen an. Die Ungebildeten überfällt er mit Gespött oder<br />

Hohn, während er den Gebildeten mit wissenschaftlichen Einwänden und philosophischen Gedankengängen<br />

gegenübertritt, beides darauf berechnet, Mißtrauen oder Geringschätzung gegen die Heilige Schrift zu<br />

erwecken. Selbst die unerfahrene Jugend maßt sich an, auf Zweifel an den wesentlichen Grundsätzen des<br />

Christentums anzuspielen. Und dieser jugendliche Unglaube, oberflächlich wie er ist, hat seinen Einfluß.<br />

Viele werden auf diese Weise dazu verleitet, über den Glauben ihrer Väter zu spotten und den Geist der<br />

Gnade zu schmähen. Hebräer 10,29. Manches Leben, das verhieß, Gott zur Ehre und <strong>für</strong> die Welt zum Segen<br />

gelebt zu werden, ist durch den giftigen Hauch des Unglaubens verderbt worden. Alle, die den prahlerischen<br />

Schlüssen menschlicher Vernunft vertrauen und sich einbilden, göttliche Geheimnisse erklären und ohne<br />

den Beistand der Weisheit Gottes zur Wahrheit gelangen zu können, sind in Satans Schlingen verstrickt.<br />

Wir leben in dem ernstesten Abschnitt der Geschichte dieser Welt. Das Schicksal der auf der Erde<br />

geschäftig dahintreibenden Menschenmassen steht im Begriff, entschieden zu werden. Unser eigenes<br />

366

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!