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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

Es entspricht den Absichten Satans, den Schein der Religion zu wahren, wenn nur der Geist der<br />

lebendigen Gottseligkeit fehlt. Nach der Verwerfung des Evangeliums hielten die Juden sehr eifrig an den<br />

gewohnten Zeremonien fest: sie wahrten streng ihre nationale Abgeschlossenheit, während sie sich selbst<br />

eingestehen mußten, daß sich die Gegenwart Gottes nicht mehr in ihrer Mitte offenbarte. Die Weissagung<br />

Daniels verwies so unverkennbar auf die <strong>Zeit</strong> der Ankunft des Messias und sagte seinen Tod so deutlich<br />

voraus, daß sie das Studium des Buches Daniel umgingen. Schließlich sprachen die Rabbiner einen Fluch<br />

aus über alle, die eine Berechnung der <strong>Zeit</strong> versuchen sollten. Achtzehnhundert Jahre lang war das Volk<br />

Israel in Blindheit und Unbußfertigkeit gewandelt, gleichgültig gegen die gnädigen Heilsgaben,<br />

rücksichtslos gegen die Segnungen des Evangeliums, eine ernste und schreckliche Warnung vor der Gefahr,<br />

das göttliche Licht zu verwerfen.<br />

Gleiche Ursachen haben gleiche Wirkungen. Wer absichtlich sein Pflichtgefühl unterdrückt, weil es<br />

seinen Neigungen entgegen ist, wird schließlich nicht mehr die Wahrheit vom Irrtum unterscheiden können;<br />

der Verstand wird verfinstert, das Gewissen verhärtet, das Herz verstockt und die Seele <strong>von</strong> Gott getrennt.<br />

Wo man die Botschaft der göttlichen Wahrheit geringschätzt und verachtet, dort wird Finsternis die<br />

Gemeinde überziehen; der Glaube und die Liebe erkalten und Entfremdung und Spaltungen treten ein.<br />

Gemeindeglieder richten ihre Bestrebungen und ihre Kräfte auf weltliche Unterneh mungen, und Sünder<br />

werden in ihrer Unbußfertigkeit verhärtet.<br />

Die erste Engelsbotschaft in Offenbarung 14, welche die <strong>Zeit</strong> des Gerichtes Gottes anzeigt und jeden<br />

auffordert, ihn anzubeten, war dazu bestimmt, das wahre Volk Gottes <strong>von</strong> den verderblichen Einflüssen der<br />

Welt zu trennen und es zu erwecken, um seinen wahren Zustand der Weltlichkeit und der Abtrünnigkeit zu<br />

erkennen. In dieser Botschaft hatte Gott der Kirche eine Warnung gesandt, die, falls sie angenommen worden<br />

wäre, den Übelständen abgeholfen hätte, welche die Menschen <strong>von</strong> ihm trennten. Hätten sie die Botschaft<br />

vom Himmel angenommen, ihre Herzen vor dem Herrn gedemütigt und aufrichtig die Vorbereitung gesucht,<br />

um in seiner Gegenwart bestehen zu können, so wäre der Geist und die Macht Gottes unter ihnen offenbart<br />

worden. Die Gemeinde würde abermals den glücklichen Zustand der Einheit, des Glaubens und der Liebe<br />

erreicht haben, der in den Tagen der Apostel bestand, als alle Gläubigen „ein Herz und eine Seele“ waren<br />

und „das Wort Gottes mit Freudigkeit“ redeten, als der Herr hinzutat „täglich, die da selig wurden, zu der<br />

Gemeinde“. Apostelgeschichte 4,31.32; Apostelgeschichte 2,47.<br />

Nähmen die bekennenden Christen das Licht an, wie es aus dem Worte Gottes auf sie scheint, so<br />

erreichten sie jene Einigkeit, um die der Heiland <strong>für</strong> sie bat und die der Apostel beschreibt als „die Einigkeit<br />

im Geist durch das Band des Friedens“. Das ist, sagt er, „ein Leib und ein Geist, wie ihr auch berufen seid<br />

auf einerlei Hoffnung eurer Berufung; ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“. Epheser 4,3-5. Derart segensreich<br />

waren die Folgen <strong>für</strong> die, welche die Adventbotschaft annahmen. Jene Gläubigen kamen aus verschiedenen<br />

religiösen Gemeinschaften; aber die trennenden Schranken wurden niedergerissen. Einander<br />

widersprechende Glaubensbekenntnisse wurden vernichtet, die schriftwidrige Hoffnung eines<br />

tausendjährigen Friedensreiches auf Erden aufgegeben, falsche Ansichten über die Wiederkunft Christi<br />

berichtigt, Stolz und Gleichstellung mit der Welt beseitigt, Unrecht wiedergutgemacht, Herzen in inniger<br />

Gemeinschaft vereint, und Liebe und Freude herrschten. Vollbrachte die Lehre dies <strong>für</strong> die wenigen, die sie<br />

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