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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

überwältigen, falls sie alle ihre Fähigkeit im Dienste Christi eingesetzt hätten und <strong>von</strong> Kraft zu Kraft<br />

vorangegangen wären.<br />

Sie kasteien ihre Seelen vor Gott, wobei sie darauf hinweisen, daß sie ihre vielen Sünden bereut haben,<br />

und sich auf das Versprechen des Heilandes berufen: „Er ... wird mir Frieden schaffen; Frieden wird er mir<br />

dennoch schaffen.“ Jesaja 27,5. Ihr Glaube wankt nicht, weil ihre Gebete nicht augenblicklich erhört werden.<br />

Obwohl sie heftigste Angst, Schrecken und Not erleiden, hören sie doch nicht auf, zu Gott zu flehen. Sie<br />

ergreifen die Kraft Gottes, wie Jakob sich an den Engel des Bundes klammerte, und ihre Seelen sprechen:<br />

„Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn!“<br />

Hätte Jakob nicht zuvor seine Sünde, die Erlangung der Erstgeburt durch Betrug, bereut, so würde<br />

Gott sein Gebet nicht erhört und sein Leben nicht gnädig bewahrt haben. Ebenso würden auch die Kinder<br />

Gottes überwältigt werden, wenn in der trübseligen <strong>Zeit</strong>, da sie <strong>von</strong> Angst und Schrecken gepeinigt sind,<br />

noch nicht bekannte Sünden vor ihnen auftauchten; Verzweiflung würde ihren Glauben ersticken, und sie<br />

könnten kein Vertrauen haben, bei Gott um Errettung zu bitten. Aber während sie sich des tiefen Gefühls<br />

ihrer Unwürdigkeit bewußt sind, haben sie keine verborgenen Fehler zu enthüllen. Ihre Sünden sind schon<br />

vorher beurteilt und ausgetilgt worden, und sie gedenken ihrer nicht mehr.<br />

Satan verleitet viele zu glauben, daß Gott ihre Untreue in geringeren Dingen des Lebens übersehe;<br />

aber der Herr zeigt in seiner Handlungsweise mit Jakob, daß er in keiner Weise das Böse gutheißen oder<br />

dulden wird. Alle, die sich bemühen, ihre Sünden zu entschuldigen oder zu verbergen und sie uneingestanden<br />

und unvergeben in den Büchern des Himmels stehen lassen, werden <strong>von</strong> Satan überwunden werden. Je<br />

größer ihr Anspruch auf Frömmigkeit und je ehrbarer die Stellung ist, die sie innehaben, desto ärger wird<br />

ihr Benehmen in den Augen Gottes sein und desto sicherer der Sieg ihres Gegners. Wer die Vorbereitung<br />

<strong>für</strong> den Tag Gottes aufschiebt, kann sie nicht in der trübseligen <strong>Zeit</strong> oder später erlangen. Sein Fall ist<br />

hoffnungslos.<br />

Die Namenschristen, die unvorbereitet in den letzten schrecklichen Kampf gehen, werden in ihrer<br />

Verzweiflung ihre Sünden in Worten brennender Angst bekennen, während die Gottlosen über ihren Jammer<br />

frohlocken. Diese Bekenntnisse tragen den gleichen Charakter wie die Esaus oder Judas. Sie beklagen die<br />

Folgen der Übertretung, nicht aber ihre Schuld. Sie fühlen keine wahre Reue, keinen Abscheu vor dem Übel.<br />

Sie gestehen ihre Sünde aus Furcht vor der Strafe; doch wie einst Pharao würden sie dem Himmel wiederum<br />

Trotz bieten, sollten die Gerichte zurückgezogen werden.<br />

Die Geschichte Jakobs enthält auch die Versicherung, daß Gott die nicht verwerfen will, die betrogen,<br />

versucht und zur Sünde verleitet worden sind, die sich aber in aufrichtiger Reue zu ihm gewandt haben.<br />

Während Satan versucht, diese Menschen zu vernichten, wird Gott seine Engel senden, sie in der <strong>Zeit</strong> der<br />

Gefahr zu trösten und zu beschützen. Die Anläufe Satans sind grimmig und entschlossen, seine Täuschungen<br />

schrecklich; aber das Auge des Herrn wacht über seine Kinder, und seine Ohren merken auf ihr Geschrei.<br />

Ihre Trübsal ist groß, die Flammen des Feuerofens scheinen sie verschlingen zu wollen; doch sie werden aus<br />

der Hand dessen, der sie läutert, hervorgehen wie im Feuer gereinigtes Gold. Gottes Liebe zu seinen Kindern<br />

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