Sozialrecht + Praxis - Ausgabe April 2017
Monat für Monat das Wichtigste aus Sozialrecht, Versorgungs- und Behindertenrecht, Rente, Rehabilitation, Gesundheit, Pflege ... Herausgeber: Sozialverband VdK Deutschland e.V.
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Sozialpolitik<br />
209<br />
Behandlung. Sie dürfen von den<br />
Krankenkassen auch nicht bezuschusst<br />
werden.<br />
Das Gleiche gilt für implantalogische<br />
Leistungen, es sei denn, es liegen seltene<br />
vom Gemeinsamen Bundesausschuss<br />
(G-BA) in Richtlinien nach<br />
§ 92 Abs. 1 SGB V festzulegende Ausnahmeindikationen<br />
für besonders<br />
schwere Fälle vor, in denen die Krankenkasse<br />
diese Leistungen einschließlich<br />
der Suprakonstruktion als Sachleistung<br />
im Rahmen einer medizinischen<br />
Gesamtbehandlung erbringt.<br />
Da § 28 Abs. 1 Satz 2 SGB V entsprechend<br />
gilt, gehört in einem solchen<br />
Falle zur zahnärztlichen Behandlung<br />
auch die Hilfeleistung anderer Personen,<br />
die vom Zahnarzt angeordnet<br />
oder von ihm zu verantworten ist.<br />
Das Bundessozialgericht (BSG) hat<br />
mit Urteil vom 13. Juli 2004 2 festgestellt,<br />
dass die im Zusammenhang<br />
mit dem Anspruch auf Versorgung<br />
mit Implantaten einschlägige Ausnahme<br />
indikation einer „generalisierten<br />
genetischen Nichtanlage von<br />
Zähnen“ nicht vorliegt, wenn im<br />
Oberkiefer acht und im Unterkiefer<br />
fünf Zähne fehlen. Eine medizinische<br />
Gesamtbehandlung im vorstehenden<br />
Sinne verlangt, dass die Behandlung<br />
sich nicht nur in der Versorgung mit<br />
Zahnersatz erschöpft, sondern ein<br />
übergeordnetes Behandlungsziel verfolgt,<br />
in das sich die implantatischen<br />
Leistungen lediglich unterstützend<br />
einfügen 3 .<br />
Nach dem Urteil des BSG vom<br />
4. März 2014 4 haben Versicherte gegen<br />
ihre gesetzliche Krankenkasse<br />
auch dann nur in den geregelten Ausnahmefällen<br />
Anspruch auf Zahnimplantatversorgung,<br />
wenn sie contergangeschädigt<br />
sind.<br />
Im Übrigen haben die Teilnehmer an<br />
der Besprechung der Spitzenverbände<br />
der Krankenkassen zum Leistungsrecht<br />
vom 29. Juni 1990 5 darauf<br />
hingewiesen, dass dann, wenn<br />
infolge einer Tumor-Therapie die<br />
Versorgung mit Zahnersatz erforderlich<br />
wird, es sich dabei um eine Teilmaßnahme<br />
der ärztlichen, zahnärztlichen<br />
beziehungsweise kieferchirurgischen<br />
Gesamtbehandlung handelt.<br />
Es geht hier darum, dass der Zahnersatz<br />
zum Beispiel zum Ausgleich größerer<br />
Hohlräume im Kieferbereich<br />
oder im Zusammenhang mit größeren<br />
Kieferdefekten erforderlich ist.<br />
Die Kosten für die im Rahmen der<br />
Gesamtbehandlung notwendigen<br />
zahnprothetischen Versorgung sind<br />
von der Krankenkasse vollständig zu<br />
übernehmen 6 .<br />
Nach dem Urteil des BSG vom<br />
21. Juni 2011 7 haben Versicherte gegen<br />
ihre Krankenkasse jedenfalls<br />
dann Anspruch auf Reinigung ihrer<br />
Zahnimplantate, wenn die Implantatversorgung<br />
zulasten der Krankenkasse<br />
erfolgte. Im Urteil vom 21. Juni<br />
2011 wurde dann auch zum Ausdruck<br />
gebracht, dass der gesetzliche<br />
Anspruch Versicherter auf Implantatreinigung<br />
zulasten der gesetzlichen<br />
Krankenkasse auf die Entfernung<br />
harter Beläge von im Mund<br />
verbleibenden Zahnimplantaten beschränkt<br />
ist.<br />
<strong>Sozialrecht</strong>+<strong>Praxis</strong> 4/17