Sozialrecht + Praxis - Ausgabe April 2017
Monat für Monat das Wichtigste aus Sozialrecht, Versorgungs- und Behindertenrecht, Rente, Rehabilitation, Gesundheit, Pflege ... Herausgeber: Sozialverband VdK Deutschland e.V.
Monat für Monat das Wichtigste aus Sozialrecht, Versorgungs- und Behindertenrecht, Rente, Rehabilitation, Gesundheit, Pflege ... Herausgeber: Sozialverband VdK Deutschland e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
256<br />
Recht<br />
stellung eines Erbscheins stünden in<br />
einem unangemessenen Verhältnis zu<br />
dem noch auszuzahlenden Gelbetrag.<br />
Diesem Vorbringen kann damit begegnet<br />
werden, dass die Ausstellung<br />
eines Erbscheins in Angelegenheiten<br />
der Sozialversicherung gebührenfrei<br />
geschieht: Gemäß § 64 Abs. 2 Satz 2<br />
SGB X entfallen Gerichtskosten, die<br />
in Angelegenheiten der freiwilligen<br />
Gerichtsbarkeit nach der Kostenordnung<br />
vorgesehen sind; hierzu zählt<br />
auch die Erwirkung eines Erbscheins 11 .<br />
Der ausgestellte und vorgelegte Erbschein<br />
bezeugt das Erbrecht zur Zeit<br />
des Erbfalls und enthält den Namen<br />
des Erben oder der Miterben, ob der<br />
verstorbene Versicherte allein oder<br />
von mehreren Personen und zu welchen<br />
Anteilen beerbt worden ist. Der<br />
Versicherungsträger wird daher genau<br />
in Kenntnis gesetzt, an wen eine aufgelaufene<br />
Leistung auszuzahlen ist.<br />
4. Das Erlöschen von Ansprüchen<br />
auf Geldleistungen gemäß<br />
§ 59 SGB I<br />
Gemäß § 59 SGB I erlöschen Ansprüche<br />
auf Dienst- oder Sachleistungen<br />
mit dem Tod des Berechtigten, Ansprüche<br />
auf Geldleistungen nur, wenn<br />
sie im Zeitpunkt des Todes des Berechtigten<br />
weder festgestellt sind noch<br />
ein Verwaltungsverfahren über sie anhängig<br />
ist 12 .<br />
§ 59 SGB I stellt klar, dass Ansprüche<br />
auf Dienst- und Sachleistungen im<br />
Sinne des § 11 SGB I grundsätzlich<br />
mit dem Tod des Berechtigten untergehen;<br />
es wird mit dieser Aussage eine<br />
dem Wesen dieser Sozialleistungsansprüche<br />
entsprechende Selbstverständlichkeit<br />
normiert (z. B. bestimmte<br />
Maßnahmen der Krankenbehandlung<br />
machen für Rechtsnachfolger keinen<br />
Sinn) 13 . Das Landessozialgericht für<br />
das Land Nordrhein-Westfalen musste<br />
jedoch in einer Entscheidung vom<br />
3. November 2015 14 herausstellen,<br />
dass ein Anspruch auf Sozialhilfeleistungen<br />
wegen seines höchstpersönlichen<br />
Charakters grundsätzlich nicht<br />
im Wege der Sonderrechtsnachfolge<br />
und auch nicht im Wege der Vererbung<br />
auf einen Dritten übergehen,<br />
wenn nach dem Tod des Hilfesuchenden<br />
die Leistung nicht mehr der Erfüllung<br />
des mit ihr verfolgten Zweckes<br />
dienen würde; denn eine (etwa vorhandengewesene)<br />
Notlage in der Person<br />
des Hilfebedürftigen lässt sich<br />
nach dessen Tod nicht mehr beheben.<br />
Der Anspruch geht deshalb mit dem<br />
Tod unter, und zwar unabhängig von<br />
einer etwaigen Rechtshängigkeit 15 . ¦<br />
Anmerkungen:<br />
1<br />
Dahm, Die BG 2007, S. 254.<br />
2<br />
Eichenhofer/Wenner, § 56 SGB I,<br />
Anm. 1.<br />
3<br />
KassKomm § 56 SGB I, Anm. 6c.<br />
4<br />
Dahm, Kompass 1992, S. 427.<br />
5<br />
Zu der die häusliche Gemeinschaft oder<br />
den gemeinsamen Haushalt kennzeichnende<br />
Wohn- und Lebensgemeinschaft<br />
vgl. BSG vom 3. Juni 1981, Breithaupt<br />
1982, S. 11.<br />
6<br />
BT-Drucks. 7/868, S. 33.<br />
7<br />
KassKomm § 56 SGBI, Anm. 9.<br />
8<br />
Eichenhofer/Wenner, § 57 SGB I<br />
Anm. 1.<br />
<strong>Sozialrecht</strong>+<strong>Praxis</strong> 4/17