Sozialrecht + Praxis - Ausgabe April 2017
Monat für Monat das Wichtigste aus Sozialrecht, Versorgungs- und Behindertenrecht, Rente, Rehabilitation, Gesundheit, Pflege ... Herausgeber: Sozialverband VdK Deutschland e.V.
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Recht<br />
255<br />
dem Leistungsberechtigten in einem<br />
gemeinsamen Haushalt lebenden Familienangehörigen<br />
beschränkt; sie will<br />
die so entstandene Benachteiligung<br />
ausgleichen 6 .<br />
Als Sonderrechtsnachfolger kommen<br />
nur die in § 56 Abs. 1 SGB I genannten<br />
Personen in Betracht; § 56 SGB I<br />
trifft insoweit eine abschließende Regelung.<br />
Die Zugehörigkeit zu dem in<br />
§ 56 SGB I genannten Personenkreis<br />
muss im Zeitpunkt des Todes des Berechtigten<br />
vorliegen 7 . Die fälligen Ansprüche<br />
auf laufende Geldleistungen<br />
stehen dem Sonderrechtsnachfolger<br />
beim Tod des Berechtigten ohne besondere<br />
rechtsgeschäftliche Übertragung<br />
und unabhängig vom Willen des<br />
Berechtigten zu.<br />
Der nach § 56 SGB I Berechtigte kann<br />
gemäß § 57 Abs. 1 SGB I auf die Sonderrechtsnachfolge<br />
innerhalb von<br />
sechs Wochen nach ihrer Kenntnis<br />
durch schriftliche Erklärung gegenüber<br />
dem Leistungsträger verzichten.<br />
Bei einem Verzicht innerhalb dieser<br />
Frist gelten die Ansprüche als nicht auf<br />
ihn übergegangen; sie stehen gemäß<br />
§ 57 Abs. 1 SGB I den Personen zu, die<br />
ohne den Verzichtenden berechtigt<br />
wären. Es handelt sich um eine Regelung<br />
vergleichbar der Ausschlagung<br />
einer Erbschaft nach §§ 1942 ff. BGB 8 .<br />
Gibt es keine weiteren Sonderrechtsnachfolger<br />
oder verzichten alle, tritt<br />
die Vererbung nach § 58 SGB I ein 9 .<br />
3. Vererbung nach dem<br />
Bürgerlichen Gesetzbuch<br />
Soweit fällige Ansprüche auf Geldleistungen<br />
nicht einem Sonderrechtsnachfolger<br />
zustehen, werden sie nach<br />
den Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs<br />
(BGB) vererbt. Bereits der<br />
Wortlaut des § 58 SGB I bringt zum<br />
Ausdruck, dass die Vererbung nach<br />
den Vorschriften des BGB gegenüber<br />
der Sonderrechtsnachfolge subsidiär<br />
ist. Obwohl vom Gesetzgeber lediglich<br />
als subsidiäre Regelung gewollt,<br />
sind die Fälle der Vererbung im Sinne<br />
des § 58 SGB I häufiger als die der<br />
Sonderrechtsnachfolge gemäß § 56<br />
SGB I.<br />
Oft wird von dem Anspruchssteller<br />
zunächst eine letztwillige Verfügung<br />
vorgelegt. Dies ist entweder ein eigenhändiges<br />
oder ein öffentliches Testament<br />
(§§ 2247, 2232 BGB). Die Vorlage<br />
eines Erbvertrages (§§ 2274 ff.<br />
BGB) ist höchst unwahrscheinlich,<br />
weil diese Form der Erbeinsetzung in<br />
Versichertenkreisen weitgehend unüblich<br />
ist. Eine Verpflichtung des Versicherungsträgers<br />
zur Feststellung des<br />
materiellen Erbrechts besteht nicht;<br />
sie wäre ihm auch nicht zuzumuten 10 .<br />
Von einer Befriedigung von Ansprüchen<br />
des oder der Erben nur auf die<br />
Vorlage eines eigenhändigen Testamentes<br />
hin ist allerdings wegen der<br />
Möglichkeit des jederzeitigen Widerrufs<br />
eines eigenhändigen Testamentes<br />
(§ 2253 BGB) Abstand zu nehmen.<br />
Um der Gefahr zu entgehen, nicht mit<br />
befreiender Wirkung geleistet zu haben<br />
– bei Vorlage eines späteren Testamentes<br />
mit anderer Erbeinsetzung<br />
– ist darauf zu drängen, dass vom Anspruchssteller<br />
(Erben) ein Erbschein<br />
vorgelegt wird. Häufig wird daraufhin<br />
vorgebracht, die Kosten für die Aus-<br />
<strong>Sozialrecht</strong>+<strong>Praxis</strong> 4/17