Verfahrenstechnik 6/2018
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ACHEMA I KOMPONENTEN UND SYSTEME<br />
stellung, zum Beizen von Stählen oder in der Titandioxid-Produktion<br />
zum Einsatz.<br />
Je nach Anwendung sind in Industrieprozessen Schwefelsäuren<br />
in unterschiedlichen Konzentrationen und Gemischen vorzufinden.<br />
Verdünnte Schwefelsäure oder Dünnsäure weist nur einen<br />
geringen Schwefelsäureanteil von maximal 25 % auf und fällt in<br />
vielen Prozessen als Abfallsäure an, die im Anschluss wieder aufbereitet<br />
wird. Weitere häufig anzutreffende Schwefelsäuren sind<br />
Trockner-Säure (75–98 %) sowie Oleum, ein Gemisch aus 100 %<br />
Schwefelsäure mit SO 3<br />
-Gas, das häufig als über 100%ige Schwefelsäure<br />
bezeichnet wird.<br />
Wohl am anspruchsvollsten in der Handhabung ist die reine,<br />
hochkonzentrierte Schwefelsäure (96–99 %), die während des Verarbeitungsprozesses<br />
Temperaturen von bis zu 240 °C erreicht – eine<br />
Herausforderung für die eingesetzten Pumpen.<br />
Geeignete Werkstoffe<br />
Die Firma Rheinhütte liefert Pumpen für den gesamten Prozess der<br />
Schwefelsäureherstellung, von der Beförderung des – häufig feststoffbeladenen<br />
– Rohschwefels bis hin zur Wiederaufbereitung von<br />
Dünnsäure. Das Unternehmen greift dabei auf jahrelange Erfahrung<br />
mit korrosions- und verschleißbeständigen Werkstoffen aus<br />
den Werkstoffgruppen Kunststoff, Metall und Keramik zurück. Für<br />
Schwefelsäureanwendungen eignet sich vornehmlich der Einsatz<br />
von Metall oder Kunststoff, wie folgende Beispiele belegen.<br />
Für Anwendungen, bei denen hochkonzentrierte Schwefelsäure<br />
gefördert wird, fertigt Rheinhütte häufig Pumpen aus der<br />
metallischen Legierung 1.4136S, einem ferritischen Werkstoff mit<br />
30 % Chrom, 2,5 % Molybdän und ohne Nickel in der Legierung.<br />
Neben 1.436S gehört auch der RH-RS, ein hochlegierter, ferritischer<br />
Stahlguss, zu den Sonderwerkstoffen von Rheinhütte, die<br />
sich für das Verpumpen reiner Schwefelsäure eignen. Die beiden<br />
Werk stoffe sind bspw. bei hochkonzentrierter Schwefelsäure<br />
bis 180 °C und Oleum im Einsatz und äußerst korrosions- und<br />
erosionsbeständig.<br />
Wenn aufgrund einer mittleren Säurekonzentration<br />
und hohen Temperaturen die meisten<br />
gängigen Werkstoffe versagen, greift man<br />
bei Rheinhütte auf den Werkstoff Siguss<br />
zurück. Siguss ist die einzige metallische<br />
Legierung, die für H 2<br />
SO 4<br />
in<br />
allen Konzentrationen bis zur<br />
Siedetemperatur chemisch beständig<br />
bleibt. Die Legierung enthält<br />
etwa 15 % Silizium und bis<br />
zu 5 % Chrom. Siguss-Pumpen<br />
sind zwar extrem anspruchsvoll<br />
in der Verarbeitung und Wartung,<br />
da der Werkstoff äußerst<br />
spröde ist. Ansonsten ist Siguss<br />
aber höchst leistungsfähig.<br />
Eine dem Siguss vergleichbare<br />
Korrosionsbeständigkeit hat der<br />
Kunststoff Polytetrafluorethylen<br />
(PTFE). Allerdings ist die Festigkeit, je<br />
nach Baugröße, nur bis max. 180 °C gegeben.<br />
An seine Grenzen stößt PTFE, wenn<br />
die zu verpumpende Säure feststoffbeladen ist.<br />
02<br />
Temperatur in °C<br />
300<br />
200<br />
100<br />
50<br />
20<br />
Das Korrosionsdiagramm zeigt auf, dass die metallische<br />
Legierung Siguss für Schwefelsäure in allen Konzentrationen<br />
bei Temperaturen bis 240 °C beständig bleibt<br />
1.4408<br />
0 50<br />
Konzentration H 2<br />
SO 4<br />
in %<br />
Der Kunststoff ist im Vergleich zu Edelstahl bedeutend weicher,<br />
entsprechend würden PTFE-Pumpen durch das Verpumpen von<br />
verunreinigten Medien schneller verschleißen.<br />
Pumpen für alle Medien<br />
Für die Herstellung von Schwefelsäure wird zunächst flüssiger<br />
Schwefel bei Temperaturen zwischen 135 und 155 °C verpumpt. Die<br />
Pumpentypen GVSO und RCEV sind dafür besonders geeignet, da<br />
sie beheizt werden und damit den flüssigen Aggregatszustand des<br />
Rohschwefels garantieren können. Der flüssige Schwefel kann verunreinigt<br />
und feststoffbeladen sein – eine weitere Herausforderung,<br />
die für die GVSO aber kein Problem darstellt. Bei stark feststoffbeladenen<br />
Medien wird die RCEV eingesetzt.<br />
Während Kunststoff-Pumpen für hoch konzentrierte Schwefelsäure<br />
und bei hohen Temperaturen ungeeignet sind, sind sie im<br />
niedriger konzentrierten Bereich häufig im Einsatz, bspw. zur Verpumpung<br />
von Waschsäure, einem Gemisch aus 15- bis 75%iger<br />
Schwefelsäure und Schwefeldioxid.<br />
Für alle Schwefelsäuren höherer Konzentration, von Gas-<br />
Trockner-Säure bis hin zur reinen hochkonzentrierten Schwefelsäure,<br />
ist die GVRN-Pumpe im Einsatz. Die vertikale Kreiselpumpe<br />
ist in der Ausführung GVRN 450/500 in der Lage, bis zu 3 000 m 3 /h<br />
Schwefelsäure zu verpumpen. Auch die RMKN von Rheinhütte,<br />
eine Magnetkupplungspumpe aus Metall, eignet sich zur Förderung<br />
von heißer und aggressiver Schwefelsäure, wobei Horizontalpumpen<br />
während des Schwefelsäureherstellungsprozesses eher die<br />
Ausnahme darstellen.<br />
Fotos: Outotec, Rheinhütte Pumpen<br />
Halle 8.0, Stand A24<br />
www.rheinhuette.de<br />
1.4517<br />
Siedelinie<br />
R3020*<br />
Siguss*<br />
1.4517<br />
RHRS*<br />
RHSX*<br />
1.4136S*<br />
1.4408<br />
100<br />
VERFAHRENSTECHNIK 6/<strong>2018</strong> 37