ZAP-2018-16
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Miete/Nutzungen Fach 4 R, Seite 925<br />
Rechtsprechungsübersicht – 1. Hj. <strong>2018</strong><br />
Gestaltung seines Lebens ermöglicht. Daher sind nicht nur objektive Kriterien, sondern namentlich die<br />
Beweggründe und Bedürfnisse des Mieters zu berücksichtigen. Diese Abwägung lässt sich nicht allgemein,<br />
sondern nur im Einzelfall vornehmen, weil die zu berücksichtigenden Umstände individuell und vielgestaltig<br />
sind, so dass sich jede schematische Lösung verbietet (BGH WuM <strong>2018</strong>, 174 = MDR <strong>2018</strong>, 462 = GE <strong>2018</strong>, 447<br />
= ZMR <strong>2018</strong>, 403 = NZM <strong>2018</strong>, 462 = MietPrax-AK § 535 BGB Nr. 74 m. Anm. EISENSCHMID; BÖRSTINGHAUS<br />
jurisPR-BGHZivilR 6/<strong>2018</strong> Anm. 2; SCHACH jurisPR-MietR 9/<strong>2018</strong> Anm. 5).<br />
V. Schriftform<br />
1. Mehrere Urkunden<br />
Dem Schriftformerfordernis des § 550 S. 1 BGB kann gem. § 126 Abs. 2 S. 2 BGB auch in der Weise<br />
entsprochen werden, dass über den Vertrag mehrere gleichlautende Urkunden aufgenommen werden<br />
und jede Partei die für die andere Partei bestimmte Urkunden unterzeichnet. Dabei ist es ausreichend,<br />
dass die Vertragsparteien jeweils gleichlautende Vertragsurkunden unterzeichnen. Eines Zugangs dieser<br />
unterzeichneten Urkunden beim jeweiligen Vertragspartner bedarf es für die Einhaltung der<br />
Schriftform nicht (BGH NJW <strong>2018</strong>, 1540 = NZM <strong>2018</strong>, 394 = GE <strong>2018</strong>, 706 = MietPrax-AK § 550 BGB Nr. 45<br />
m. Anm. EISENSCHMID; HOFFMANN MietRB <strong>2018</strong>, <strong>16</strong>8; DRASDO NJW-Spezial <strong>2018</strong>, 386; SCHNEIDENBACH jurisPR-<br />
MietR 14/<strong>2018</strong> Anm. 4; BURBULLA ZMR <strong>2018</strong>, 581). Im konkreten Fall hatten die Vertragsparteien jeweils<br />
ein Exemplar des Vertragstextes unterschrieben und der Gegenseite gefaxt.<br />
2. Mieterhöhungsverlangen nach Indexänderung<br />
Bei einer Indexklausel, nach der sich die Miete – wie in der Gewerberaummiete möglich – automatisch<br />
entsprechend der Veränderung des maßgeblichen Index verändert oder der Vermieter – wie in der<br />
Wohnraummiete gem. § 557b BGB vorgesehen – nur eine Gestaltungserklärung abgeben muss, ist die<br />
Schriftform gem. § 550 BGB eingehalten, wenn die Indexklausel dem Schriftformerfordernis genügt. Die<br />
Änderung der Miete, die auf einer Vertragsklausel beruht, wonach eine Vertragspartei bei Vorliegen einer<br />
bestimmten Indexänderung eine Neufestsetzung der Miete von der anderen Seite verlangen kann,<br />
unterfällt demgegenüber – anders als bei einer Anpassungsautomatik oder einem einseitigen Änderungsrecht<br />
– dem Schriftformerfordernis des § 550 S. 1 BGB (BGH <strong>ZAP</strong> EN-Nr. 306/<strong>2018</strong> = DWW <strong>2018</strong>, 176 =<br />
NZM <strong>2018</strong>, 515 = MietPrax-AK § 550 BGB Nr. 46 m. Anm. EISENSCHMID; METTLER MietRB <strong>2018</strong>, 199; EISENSCHMID<br />
jurisPR-MietR 14/<strong>2018</strong> Anm. 3); denn die vertragliche Änderung der Miete stellt stets eine wesentliche und<br />
– jedenfalls soweit sie für mehr als ein Jahr erfolgt und nicht jederzeit vom Vermieter widerrufen werden<br />
kann – dem Formzwang des § 550 S. 1 BGB unterfallende Vertragsänderung dar.<br />
Wiederholt hat der Senat in dieser Entscheidung seine Rechtsprechung, wonach sog. Schriftformheilungsklauseln<br />
generell unwirksam sind, weil sie mit der nicht abdingbaren Vorschrift des § 550 BGB<br />
unvereinbar sind. Sie können deshalb für sich genommen eine Vertragspartei nicht daran hindern, einen<br />
Mietvertrag unter Berufung auf einen Schriftformmangel ordentlich zu kündigen (BGH MDR 2017, 1351<br />
= GE 2017, 1397 = NJW 2017, 3772 = ZfIR <strong>2018</strong>, 10 = NZM <strong>2018</strong>, 38 = ZMR <strong>2018</strong>, 30 = DWW <strong>2018</strong>, 14 =<br />
MietPrax-AK § 550 BGB Nr. 44 m. Anm. EISENSCHMID; SOMMER MietRB 2017, 341/342; BÖRSTINGHAUS jurisPR-<br />
BGHZivilR 23/2017 Anm. 1; BIEBER GE 2017, 1377; JANSSEN BB 2017, 2766; MUMMENHOFF jurisPR-MietR 2/<strong>2018</strong><br />
Anm. 5; BURBULLA MDR <strong>2018</strong>, 68; DRASDO NJW-Spezial <strong>2018</strong>, 34; EINSELE LMK <strong>2018</strong>, 401890; LINDNER-FIGURA/<br />
REUTER NJW <strong>2018</strong>, 897; KRÜGER NZM <strong>2018</strong>, 42).<br />
Hinweis:<br />
Etwas anderes kann ausnahmsweise dann gelten, wenn eine nicht den Erfordernissen des § 550 BGB<br />
entsprechende Vertragsänderung auf ausdrücklichen Wunsch und im Interesse einer Partei erfolgt ist. In<br />
diesem Fall kann es treuwidrig sein, wenn sich der betreffende Vertragspartner auf den Formmangel beruft.<br />
VI. Mietsicherheit<br />
Die Frage, welche Bedeutung eine Mietsicherheit nach Mietvertragsende noch hat, ist bekanntlich<br />
strittig. Der BGH hatte entschieden, dass die Mietsicherheit während des Bestands des Mietverhältnisses<br />
eine reine Sicherungsfunktion hat (BGH WuM 2014, 418 = GE 2014, 866 = MDR 2014, 704 = ZMR<br />
<strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 22.8.<strong>2018</strong> 825