20.08.2018 Aufrufe

ZAP-2018-16

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Fach 9, Seite 1044<br />

Fahrverbot<br />

Straßenverkehrsrecht<br />

auch die Anordnung der Durchsuchung der Wohnung des Betroffenen liegt. Insoweit wird in<br />

Rechtsprechung und Literatur unterschieden: Ist das Fahrverbot gerichtlich verhängt, geht die wohl<br />

überwiegende Literaturmeinung davon aus, dass die Beschlagnahmeanordnung der Vollstreckungsbehörde<br />

zugleich auch die Anordnung der Wohnungsdurchsuchung beim Betroffenen enthält (vgl.<br />

MEYER-GOßNER/SCHMITT, StPO, 60. Aufl., § 463b Rn 1 m.w.N.). Ist das Fahrverbot hingegen nur im<br />

Bußgeldbescheid angeordnet, wird von der Literatur für die Wohnungsdurchsuchung ein besonderer<br />

gerichtlicher Beschluss verlangt (vgl. Nachw. bei HENTSCHEL/KÖNIG/DAUER, a.a.O., § 25 StVG Rn 32; s. auch<br />

DEUTSCHER NZV 2000, 111; BURHOFF/GÜBNER, OWi, Rn 1705 ff. und eingehend zu der Problematik LG<br />

Lüneburg DAR 2011, 275 = NZV 2011, 153 m.w.N. aus Rspr. und Lit., zugleich auch zur Frage der<br />

Ermächtigungsgrundlage). Anderer Ansicht ist insoweit die überwiegende Rechtsprechung der LG bzw.<br />

AG (vgl. LG Limburg VA 2004, 65; LG Lüneburg, a.a.O.; AG Karlsruhe VRS 97, 377; AG Leipzig DAR 1999,<br />

134; AG Berlin-Tiergarten NZV 1996, 506).<br />

5. Fahrverbot in der Hauptverhandlung<br />

Wurde im Bußgeldbescheid kein Fahrverbot verhängt, dann ist in der Hauptverhandlung i.d.R. ein<br />

rechtlicher Hinweis nach § 265 StPO erforderlich, wenn der Amtsrichter ein Fahrverbot verhängen will<br />

(st. Rspr. seit BGHSt 29, 274 = NJW 1980, 2479; vgl. u.a. BayObLG NZV 2000, 380; OLG Hamm StraFo<br />

2005, 298 = zfs 2005, 519; OLG Jena zfs 2010, 294 = StraFo 2010, 207; OLG Koblenz VA 2008, 102; OLG<br />

Köln NZV 2013, 613; BURHOFF/DEUTSCHER, OWi, Rn <strong>16</strong>83).<br />

Hinweis:<br />

Ist der Hinweis unterblieben, muss der Verteidiger den Verfahrensfehler mit der Verfahrensrüge, die den<br />

Anforderungen des § 344 Abs. 2 S. 2 StPO) unterliegt, geltend machen.<br />

Ist bereits ein Fahrverbot verhängt, muss auf eine ggf. in Aussicht genommene Verlängerung nicht<br />

hingewiesen werden (BayObLG NJW 2000, 3511 = VRS 98, 33; OLG Köln NZV 2013, 613). Auch dann,<br />

wenn das Fahrverbot wegfallen und dafür die Geldbuße erhöht werden soll, ist ein Hinweis nach<br />

allgemeiner Meinung in der Rechtsprechung ebenfalls nicht erforderlich, da die Geldbuße eine mildere<br />

Maßnahme als das Fahrverbot ist (vgl. wegen Rspr.-Nachw. HENTSCHEL/KÖNIG/DAUER, a.a.O., § 25 StVG<br />

Rn 29; BURHOFF/DEUTSCHER, OWi, a.a.O.).<br />

6. Beschränkung des Einspruchs gegen den Bußgeldbescheid<br />

Eine Beschränkung des Einspruchs gegen den Bußgeldbescheid (§ 67 OWiG) auf die Frage der<br />

Fahrverbotsanordnung, der Fahrverbotsdauer oder der Fahrverbotsbeschränkung auf Kraftfahrzeuge<br />

einer bestimmten Art (§ 25 Abs. 1 S. 1 StVG) scheidet nach ständiger Rechtsprechung und ganz h.M.<br />

im Schrifttum aufgrund der engen Wechselwirkung zwischen Fahrverbot und Geldbuße, wie sie<br />

in § 4 Abs. 4 BKatV ihren gesetzlichen Niederschlag gefunden hat, grundsätzlich aus (OLG Bamberg<br />

zfs <strong>2018</strong>, 114 = VA <strong>2018</strong>, 52; OLG Düsseldorf DAR 2017, 92; OLG Hamm NZV 2002, 142; OLG Rostock<br />

NZV 2002, 137; ferner GÖHLER/SEITZ/BAUER, OWiG, § 67 Rn 34g und § 79 Rn 9; BURHOFF/GIEG, OWiG,<br />

Rn 955 m.w.N.; NIEHAUS NZV 2003, 411). In der Rechtsprechung wird aber häufig eine gleichwohl – auch<br />

schlüssig – erklärte Beschränkung allein auf das Fahrverbot oder seine Dauer bei Vorliegen der<br />

sonstigen Voraussetzungen, insbesondere eines den Anforderungen des § 66 Abs. 1 OWiG genügenden<br />

Bußgeldbescheids, als Beschränkung auf den Rechtsfolgenausspruchs in seiner Gesamtheit<br />

ausgelegt (KG NZV 2002, 466; OLG Rostock a.a.O.; NIEHAUS a.a.O.).<br />

850 <strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 22.8.<strong>2018</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!