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ZAP-2018-16

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Fach 9, Seite 1038<br />

Fahrverbot<br />

Straßenverkehrsrecht<br />

verbunden sind (vgl. z.B. OLG Hamm DAR 1995, 374 = VRS 90, 146; VRS 90, 210; NZV 2001, 355; OLG<br />

Frankfurt NStZ-RR 2002, 88). Das sind zumutbare Härten, die alle Betroffenen, gegen die ein Fahrverbot<br />

verhängt wird, hinzunehmen haben. Typische und somit zumutbare Folgen des Fahrverbots sind die<br />

damit i.d.R. verbundenen Unannehmlichkeiten, wie etwa der Zeitverlust, der durch die Benutzung<br />

öffentlicher Verkehrsmittel entsteht (OLG Düsseldorf NStZ-RR 1996, 22; 1996, 119 f.; AG Lüdinghausen<br />

NZV 2012, 603 = VRR 2012, 478), und zwar auch dann, wenn der Betroffene als Wochenendheimfahrer<br />

auf den Pkw angewiesen ist oder als Geschäftsreisender nicht jeden Abend nach Hause kommen kann<br />

(zum Bundeswehrsoldaten AG Dortmund, Urt. v. 25.8.2017 – 729 OWi-267 Js 1323/17-211/17). Ebenfalls ist<br />

der bei der Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel bzw. Taxen entstehende finanzielle Mehraufwand<br />

grundsätzlich zumutbar (OLG Hamm DAR 1995, 374, 375 = VRS 90, 146; ähnlich BayObLG NZV 2002,<br />

144). Etwas anderes kann nur gelten, wenn dieser Aufwand angesichts des geringen Einkommens des<br />

Betroffenen wirtschaftlich sinnlos (BayObLG NZV 1991, 401, 402) oder der Aufwand so hoch ist, dass er<br />

deshalb nicht zumutbar wäre (OLG Hamm VRS 95, 138).<br />

In diesem Zusammenhang hat dann § 25a StVG und die dort eingeführte 4-Monats-Frist Bedeutung.<br />

Diese am 1.3.1998 neu in das StVG aufgenommene Vorschrift ist vom Gesetzgeber gerade auch<br />

geschaffen worden, um wirtschaftliche Nachteile, die einem Betroffenen durch die Verhängung eines<br />

Fahrverbots entstehen können, abzumildern, indem nämlich der Betroffene den Zeitraum, in dem das<br />

Fahrverbot wirksam sein soll, in gewissen Grenzen frei wählen kann. Das führt nach Auffassung der<br />

Rechtsprechung (BayObLG DAR 1999, 559; OLG Hamm DAR 1999, 84 = VRS 96, 231 = NZV 1999, 214; NZV<br />

200, 355; OLG Frankfurt NStZ-RR 2001, 214; NStZ-RR 2002, 88) dazu, dass bei der Frage, ob und<br />

inwieweit wirtschaftliche Nachteile bei der Prüfung der Angemessenheit und Vertretbarkeit eines<br />

Fahrverbots überhaupt (noch) von Belang sind, ein noch strengerer Maßstab als in der Vergangenheit<br />

anzulegen ist. Der Betroffene wird sich aber kaum darauf verweisen lassen müssen, dass er das<br />

Fahrverbot während eines Krankenhausaufenthalts hätte vollstrecken lassen können (s. aber wohl<br />

AG Landstuhl DAR 2015, 415 = VRR 7/2015, 15 m. Anm. DEUTSCHER).<br />

Hinweis:<br />

Spätestens ab Zustellung des Bußgeldbescheids muss sich der Betroffene auf die Vollstreckung eines<br />

angedrohten Fahrverbots einrichten (OLG Karlsruhe VRS 88, 476; OLG Köln VRS 88, 392; weitergehend<br />

OLG Hamm DAR 2008, 652).<br />

b) Beschränkung auf eine Kraftfahrzeugart<br />

In Betracht kommen kann eine nur auf bestimmte Kfz-Arten i.S.d. §§ 69, 69a StGB beschränkte<br />

Anordnung eines Fahrverbots (OLG Bamberg DAR 2006, 515 = VRR 2006, 230; VRR 2006, 432; NStZ-<br />

RR 2008, 119; VRR 2008, 75 beim Taxifahrer Beschränkung auf Fahrverbot hinsichtlich Krad; StraFo <strong>2018</strong>,<br />

84 = DAR <strong>2018</strong>, 91 [Krankenwagen]; OLG Düsseldorf NZV 2008, 104 = VRR 2008, 114 [Ausnahme von<br />

Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr und Krankenwagen]; OLG Hamm VRR 2007, 73; 2010, 352; OLG Jena<br />

zfs 2007, 412; OLG Karlsruhe NZV 2004, 653; AG Lüdinghausen VRR 2014, 196 m. teilw. abl. Anm.<br />

DEUTSCHER = DAR 2014, 217 [Ausnahme für Fahrerlaubnisklassen C und CE]; s. aber OLG Hamm DAR<br />

2006, 100 m. abl. Anm. KRUMM DAR 2006, 100; eingehend zu den damit zusammenhängenden Fragen<br />

DEUTSCHER VRR 2010, 8 und REBLER DAR 2011, 109; BURHOFF/DEUTSCHER, OWi, Rn 1499 ff.). Allerdings muss es<br />

sich dann um eine Gruppe von Kfz mit einem bestimmten Verwendungszweck handeln (OLG Hamm<br />

VRR 2007, 73). Nicht möglich ist z.B. die Beschränkung auf eine bestimmte Nutzungszeit (zuletzt OLG<br />

Hamm VRR 2010, 352; zu allem BURHOFF/DEUTSCHER, OWi, Rn 1504 ff. m.w.N.). Unzulässig ist es, das<br />

Fahrverbot z.B. auf Kraftfahrzeuge mit mehr als 100 PS Motorkraft zu beschränken (unzutreffend a.A.<br />

AG Lüdinghausen VRR 2013, 156 m. abl. Anm. DEUTSCHER = DAR 2013, 403 [Ls.]: ähnlich unzutreffend AG<br />

Dortmund VRR 2/<strong>2018</strong>, 19).<br />

Es soll in diesen Fällen dann aber eine Erhöhung der Geldbuße in Betracht kommen (bejahend OLG Jena<br />

VRS 113, 71; verneinend OLG Düsseldorf NZV 2008, 104 = VRR 2008, 114 m. abl. Anm. DEUTSCHER; AG<br />

844 <strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 22.8.<strong>2018</strong>

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