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ZAP-2018-16

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Straßenverkehrsrecht Fach 9, Seite 1037<br />

Fahrverbot<br />

154; AG Bad Segeberg VRR 2005, 277; AG Bernkastel-Kues zfs 2014, 172 = DAR 2014, 401; AG Mannheim<br />

zfs 2014, 173 = DAR 2014, 405; AG Miesbach DAR 2010, 715; AG Niebüll VRR 2013, 437 = zfs 2014, 173) und<br />

zwar selbst dann, wenn der Betroffene in der Vergangenheit bereits dreimal in Erscheinung getreten ist<br />

(s. auch SCHMITZ DAR 2007, 603 unter Hinw. auf AG Recklinghausen, Beschl. v. 6.9.2006 – 37a OWi 55 Js<br />

1562/05 und AG Duderstadt zfs 2001, 519). Nach Auffassung einiger OLG rechtfertigt aber allein die<br />

Teilnahme des Betroffenen an einem „Aufbauseminar“ für Kraftfahrer für sich allein grundsätzlich nicht<br />

das Absehen von einem Regelfahrverbot. Eine Ausnahme vom Regelfahrverbot könne im Einzelfall nur<br />

dann gerechtfertigt sein, wenn neben dem Seminarbesuch eine Vielzahl anderer zugunsten des<br />

Betroffenen sprechenden Gesichtspunkte im Rahmen einer wertenden Gesamtschau durch den<br />

Tatrichter festgestellt werden kann (OLG Bamberg VRS 114, 379 = VRR 2008, 272; ähnlich OLG<br />

Bamberg DAR 2011, 93 = VRR 2011, 71 m. Anm. GIEG; OLG Bamberg VRR 4/<strong>2018</strong>, 19; OLG Saarbrücken,<br />

Beschl. v. 12.2.2013 – Ss (B) 14/2013 (9/13 OWi); OLG Zweibrücken zfs 2017, 471; vgl. im gleichen Sinne<br />

dezidiert [„Freikaufverfahren für begüterte Betr.“] HENTSCHEL/KÖNIG/DAUER, a.a.O., § 25 StVG Rn 25 m.w.N.<br />

auf die abweichende untergerichtliche Rspr.; a.A. aber BayObLG zfs 1995, 603 [u.a. Absehen vom<br />

Fahrverbot wegen Absolvierung eines mehrstündigen Verkehrsunterrichts]; AG Traunstein VRR 2014,<br />

114 = VA 2014, 33 = DAR 2014, 102; zu dieser Problematik BURHOFF/DEUTSCHER, OWi, Rn 1299 ff. und<br />

DEUTSCHER NZV 2014, 145, 147; KRENBERGER zfs 2017, 471; HEINRICH NZV 2010, 237).<br />

d) Zeitablauf<br />

Eines besonderen Hinweises bedarf die Frage, welche Auswirkungen ein erheblicher Zeitablauf seit der<br />

Tat auf die Verhängung eines Fahrverbots haben kann bzw. haben muss. Dazu lässt sich allgemein<br />

festhalten, dass die obergerichtliche Rechtsprechung insoweit weitgehend übereinstimmend davon<br />

ausgeht, dass grundsätzlich erst ab einem Zeitraum von zwei Jahren zwischen Tat und (rechtskräftiger)<br />

Verurteilung ein Absehen wegen dieses Umstands in Betracht kommt (vgl. dazu die<br />

Zusammenstellung bei BURHOFF/DEUTSCHER, OWi, Rn 1390 ff.; aus neuerer Zeit OLG Hamm VRR 2012, 231<br />

= DAR 2012, 340; DAR 2004, 106; OLG Naumburg VA 2017, 178; OLG Oldenburg VRR 2011, 434 = DAR<br />

2011, 649). Hieraus kann aber keinesfalls gefolgert werden, dass bei einem mehr als zweijährigen<br />

Zeitablauf stets von der Verhängung eines Fahrverbots abzusehen wäre (BayObLG NZV 2004, 210;<br />

OLG Bamberg zfs 2008, 591 = DAR 2008, 651; zuletzt u.a. OLG Koblenz NZV 2010, 212 = VRR 2010, 194<br />

= VA 2010, 13). Der Zeitablauf von zwei Jahren führt nämlich nicht automatisch zu einem Absehen von<br />

einem Fahrverbot; er ist lediglich ein Anhaltspunkt dafür, dass eine tatrichterliche Prüfung, ob das<br />

Fahrverbot seinen erzieherischen Zweck im Hinblick auf den Zeitablauf noch erfüllen kann, naheliegt<br />

(OLG Bamberg a.a.O.; zur Berechnung der 2-Jahres-Frist einerseits OLG Zweibrücken DAR 2011, 649<br />

m. abl. Anm. KRUMM = StRR 2011, 480 m.w.N.; andererseits OLG Oldenburg a.a.O.; OLG Celle VA 2012,<br />

156). Auch der Umstand, dass eine Voreintragung i.S.d. § 4 Abs. 2 S. 2 BKatV „fast zwei Jahre<br />

zurückliegt“, kann für sich allein betrachtet keinen Anlass geben, vom Fahrverbot abzusehen (KG,<br />

Beschl. v. 20.3.<strong>2018</strong> – 3 Ws (B) 90/18).<br />

Hinweis:<br />

Ob sich die Grenze von zwei Jahren in der Rechtsprechung der OLG halten lässt, ist fraglich. Teilweise<br />

wird in der Rechtsprechung schon von kürzeren Fristen ausgegangen (vgl. OLG Zweibrücken VRR 2011,<br />

394 = DAR 2011, 649; NZV 2014, 479 [1 Jahr und 8 Monate]; s. aber auch OLG Zweibrücken VA 2015, 11 (kein<br />

Absehen bei nur 1 Jahr und 7 Monaten).<br />

3. Angemessenheit des Fahrverbots<br />

a) Typische Folgen<br />

Bei der Frage nach der Angemessenheit des Fahrverbots ist allgemein auf Folgendes zu achten: In der<br />

heutigen Zeit stellt angesichts der hohen Abhängigkeit vom Auto auch ein nur einmonatiges Fahrverbot<br />

für den davon Betroffenen stets eine Härte dar. Darauf beruht ja gerade der mit dieser Maßnahme<br />

bezweckte „Denkzetteleffekt“. Das bedeutet, dass bei der Prüfung der konkreten Angemessenheit des<br />

Fahrverbots all die Folgen außer Betracht bleiben müssen, die normalerweise mit dem Fahrverbot<br />

<strong>ZAP</strong> Nr. <strong>16</strong> 22.8.<strong>2018</strong> 843

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