Berliner Kurier 20.10.2018
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38 PANORAMA BERLINER KURIER, Sonnabend, 20. Oktober 2018*<br />
Braut verschenktihre<br />
Traumhochzeit bei Facebook<br />
Lindale –Was tun, wenn die geplante<br />
Traumhochzeit platzt?<br />
Kolbie Sanders(24) verschenkte<br />
sie an eine Fremde.Und machte<br />
nicht nur die Braut glücklich.<br />
Die Texanerin Kolbie hatte<br />
sich von ihrem Verlobten getrennt,<br />
die Hochzeit, die eine<br />
Bekam die Hochzeit: Halie Hipsher<br />
mit Verlobtem und Söhnchen<br />
Woche später sein sollte, abgesagt.<br />
Die Zeremonie–bereits mit<br />
umgerechnet 2900 Euro bezahlt<br />
–bot sie als Geschenk bei Facebook<br />
an. Hunderte Paaremeldeten<br />
sich. Kolbie entschied sich<br />
für Halie Hipsher (22). Ihre GeschichtefielKolbieinsAuge,weil<br />
ihr 81-jähriger Großvater an<br />
Krebs leidet und nicht mehrlange<br />
zu leben hat. Hipsher argumentierte<br />
in ihrer „Bewerbung“,<br />
dass ihr Großvater noch an der<br />
Hochzeit teilnehmen könne,<br />
wenn sie jetzt stattfände, statt<br />
wie eigentlichgeplant,erst in einem<br />
Jahr.<br />
Und so wird Halie, Muttereine<br />
kleinen Sohnes,heute ihren Verlobten<br />
Matthewheiraten, in Beiseinihres<br />
Opas –und von Kolbie,<br />
die als Ehrengast dabei seinwird.<br />
Esa-Mission startet<br />
Doch keine<br />
Braut:<br />
Kolbie Sanders<br />
verschenkte<br />
ihreHochzeits-<br />
Feier.<br />
„Bepi“ und die Mysterien des<br />
Fotos: Facebook<br />
Darmstadt – Die Europäische<br />
Weltraumorganisation<br />
Esa will die Geheimnisse des<br />
sonnennächsten Planeten<br />
Merkur lüften: Die Sonde<br />
BepiColombo (kurz „Bepi“)<br />
soll –wenn alles planmäßig<br />
verläuft – heute früh vom<br />
Weltraumbahnhof Kourou<br />
in Französisch-Guyana zum<br />
kleinsten und unbekanntesten<br />
Planeten unseres Sonnensystems<br />
starten. Nach<br />
siebenjähriger Reise soll die<br />
Forschung beginnen.<br />
Erste europäisch-japanische Forschungsmission<br />
MISSION: BepiColombo soll die Besonderheiten der<br />
inneren Struktur vonMerkur und sein Magnetfeld<br />
erforschen sowie der Fragenachgehen, ob<br />
es in den sonnenabgewandten Kratern Eis gibt<br />
Grafik/Galanty,Quelle: ESA, AFP<br />
„Das ist Christoph Kolumbus<br />
im 21. Jahrhundert“, sagt die<br />
Leiterin des Flugkontrollteams<br />
der Sonde, Elsa Montagnon,<br />
„der Merkur ist ein sehr<br />
geheimnisvoller Planet.“ Das<br />
Vorhaben stellt nach Esa-Auskunft<br />
die anspruchsvollste interplanetare<br />
Mission in ihrer<br />
Geschichte dar. „Ein einziger<br />
Fehler könnte die ganze Mission<br />
zum Scheitern bringen“,<br />
sagt der Leiter des Missionsbetriebs<br />
der Esa, Paolo Ferri.<br />
Die schwierige Reise der europäisch-japanischen<br />
Sonde<br />
bis zur Ziel-Umlaufbahn des<br />
Merkurs dauert sieben Jahre.<br />
Erst im April 2026 kann voraussichtlich<br />
die Forschung<br />
beginnen. Namensgeber ist<br />
der italienische Mathematiker<br />
Bepi Colombo (1920-1984),<br />
der schon früh Grundlagen für<br />
eine Flugbahn zum Merkur<br />
berechnet hatte. Die Vorbereitungen<br />
der rund 1,3 Milliarden<br />
Euro teuren Mission haben<br />
fast 20 Jahre gebraucht. Denn<br />
um das Überleben der Sonde<br />
in dieser nach den Worten der<br />
Esa „höllischen Umgebung“<br />
zu ermöglichen, musste eine<br />
Reihe neuer Technologien<br />
entwickelt werden. Die Außentemperatur<br />
am Merkur beträgt<br />
rund 350 Grad.<br />
Die Reise ist zudem extrem<br />
kompliziert: „Wir brauchen<br />
mehr Energie, als zum Pluto<br />
zu fliegen“, beschreibt der<br />
1<br />
Zwei separateOrbiter<br />
MercuryPlanetary<br />
Orbiter (MPO)-ESA<br />
11 Instrumente<br />
Magnetospheric Orbiter Sunshield and Interface<br />
Structure (MOSIF). Eine Kombination aus Interface<br />
und Sonnenschutz für den MMO.<br />
Der MOSIF wird nach dem Einschussdes<br />
MMO in den Endorbit abgetrennt<br />
Fotos: dpa, AFP<br />
2<br />
2<br />
Polare Umlaufbahn<br />
Mercury<br />
Magnetospheric<br />
Orbiter (MMO)-JAXA<br />
(Japanische Raumfahrtbehörde)<br />
5Instrumente<br />
Flugdirektor für BepiColombo<br />
und Leiter der Esa-Abteilung<br />
für interplanetare Missionen,<br />
Andrea Accomazzo, eine der<br />
größten Herausforderungen.<br />
Die Entfernung von der Erde<br />
zum Pluto ist wesentlich größer<br />
als die zum Merkur. Grund<br />
für den hohen Energiebedarf<br />
sei die Anziehungskraft der<br />
Sonne. Die 6,40 Meter hohe<br />
und 4,1 Tonnen schwere<br />
Raumsonde fliegt deshalb<br />
neunmal an Planeten vorbei,<br />
unter anderem um zu entschleunigen<br />
und nicht auf die<br />
Sonne zu fallen. Zuerst ist<br />
2020 die Erde dran, dann<br />
zweimal die Venus und sechsmal<br />
der Merkur selbst. Accomazzo:<br />
„Jeder Vorbeiflug an<br />
einem Planeten braucht ein<br />
paar Monate intensive Vorbereitungszeit.“<br />
Wenn die Merkur-Zielumlaufbahn<br />
voraussichtlich im<br />
1<br />
Merkur<br />
Merkurs Magnetfeld<br />
Dezember 2025 erreicht wird,<br />
trennen sich die zwei selbstständigen<br />
Wissenschafts-Satelliten<br />
von ihrem Raumtaxi<br />
und erforschen den Planeten.<br />
Der Esa-Satellit MPO (Mercury<br />
Planetary Orbiter), auch<br />
„Bepi“ genannt, nimmt die<br />
Oberfläche des weitgehend<br />
unbekannten Planeten unter<br />
die Lupe. Der japanische Satel-