Immobilia 2011/10 - SVIT
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Bau & Haus<br />
Urbane Nahverkehrssysteme<br />
Sanfte Stadtmobilität<br />
Wie löst eine italienische Regionalhauptstadt mit kunsthistorischer, Jahrhunderte alter Altstadt<br />
im Land der Automobile sein Nahverkehrsproblem? Umbriens Hauptstadt Perugia setzt mit ihrer<br />
Minimetrò auf sanfte Mobilität. In vier Jahren hat sie vier Millionen Fahrgäste transportiert.<br />
Seilbahnen können einen Beitrag zur Lösung des urbanen Verkehrsproblems leisten: Minimetrò in Perugia (Bilder: Leitner u. a.).<br />
ANGELO ZOPPET-BETSCHART*<br />
<br />
Bautechnische Herausforderung. Perugia,<br />
eine alte vor über 3000 Jahren von<br />
den Etruskern gegründete Stadt, auf einem<br />
markanten Hügel, 500 Meter über<br />
Meer, ist mit seinen 168 000 Einwohnern<br />
die Hauptstadt der Region Umbrien.<br />
Fast in der Mitte, zwischen Florenz<br />
und Rom gelegen, ist Perugia seit<br />
700 Jahren Universitätsstadt und fasziniert<br />
als lebendigstes Zentrum Umbriens<br />
nicht nur Studenten und Touristen<br />
aus aller Welt. Seit Anfang 2008 hat die<br />
Stadt ein neuartiges, weltweit einzigartiges<br />
Transportsystem: die Minimetrò.<br />
In keiner anderen Stadt Umbriens hat<br />
es eine solche Vielfalt an Treppen, Bögen,<br />
Brücken und Rampen. Dieses stetige<br />
Auf und Ab von engen Strässchen<br />
und Gassen in der erhöhten Altstadt wäre<br />
ein verkehrstechnischer Albtraum,<br />
wenn die Perugini nicht ihr bereits im<br />
Mittelalter unter Beweis gestelltes Können<br />
auch heute wieder neu angewandt<br />
hätten. Mehrere Rolltreppen und Aufzüge<br />
führen durch historische Gewölbe<br />
und durch futuristische Glasgalerien von<br />
der historischen Ober- in die moderne<br />
Unterstadt, direkt zu den grossen Parkplätzen.<br />
Dort, wo nun die seit vier Jahren<br />
absolut problemlos verkehrende, schienengebundene<br />
und Seil gezogene Stadtbahn<br />
millionenfach Einheimische und<br />
Touristen in die Altstadt transportiert.<br />
Denn Perugias Mobilitätsproblem war<br />
mit bestehenden und herkömmlichen<br />
Transportmitteln nicht zu lösen.<br />
Langer Weg von Idee bis Vollendung. Eine<br />
der Promotoren und Motoren dieser<br />
bis dato ungewöhnlichen und futurischen<br />
Idee eines neuen alternativen<br />
öffentlichen Nahverkehrsmittels war die<br />
Firma Leitner aus dem Südtirol, die ihren<br />
Hauptsitz im alten Handelsstädtchen<br />
Sterzing, am Brenner, nahe der österreichischen<br />
Grenze hat. 1998 begann<br />
die konkrete Planung für die Minimetrò.<br />
Davor wurde eine Reihe von Studien<br />
erstellt, teils durch die Stadtverwaltung<br />
selber. Damals ahnte noch kaum<br />
jemand, welchen Aufwand dieses ehrgeizige<br />
Projekt erforderte und was für<br />
grosse Probleme zu lösen waren. Bereits<br />
an der ersten Bauverhandlung schnauzte<br />
ein Bürger von Perguia den Präsidenten<br />
der Leitner-Gruppe, Michael Seeber,<br />
an: «Das hat uns gerade noch gefehlt,<br />
dass jetzt schon die Leute von den Bergen<br />
heruntersteigen und zu uns kom-<br />
34 | immobilia Oktober <strong>2011</strong>