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Immobilia 2011/10 - SVIT

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Fokus<br />

Erstvermietung<br />

Ivo Cathomen*<br />

<br />

Brummender Wohnungsbau. Noch nie waren<br />

in der Schweiz so viele Wohnungen im<br />

Bau wie im laufenden Jahr. Im 2. Quartal<br />

<strong>2011</strong> waren es insgesamt 70 899 Einheiten.<br />

Im ersten Halbjahr wurden 20 113<br />

Wohnungen fertig gestellt – Tendenz steigend,<br />

denn die Baubewilligungen erreichen<br />

mit 16 919 im 2. Quartal ebenfalls<br />

Höchstwerte.<br />

Seit Mitte 2007 wurden rund 166 000<br />

Wohnungen erstellt – bei einer hypothetischen<br />

Belegung von zwei Personen somit<br />

Wohnraum für 330 000 Menschen. Im<br />

gleichen Zeitraum, also ab dem Inkrafttreten<br />

der vollständigen Personenfreizügigkeit,<br />

sind gerade etwa so viele Personen<br />

mehr in die Schweiz ein- als ausgewandert,<br />

und die Schweizer Wohnbevölkerung<br />

hat um etwa 350 000 auf derzeit 7,9<br />

Mio. Menschen zugenommen. Dieser zufällige<br />

Gleichschritt der Wohnbautätigkeit<br />

und des Wanderungssaldos schlägt sich<br />

auch in einer praktisch gleich bleibenden<br />

Leerwohnungsziffer nieder. Schweizweit<br />

standen Mitte Jahr 0,94% der Wohnungen<br />

leer, 0,03% oder 1704 mehr als im<br />

Vorjahr.<br />

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Abhängigkeit von der Zuwanderung.<br />

«Gewohnt wird immer» hat die absolute<br />

Gültigkeit verloren, denn der zusätzliche<br />

Bedarf nach Wohnraum hängt nun<br />

seit einigen Jahren einseitig von der Zuwanderung<br />

ab. Eine Verschlechterung<br />

des wirtschaftlichen Umfeldes könnte<br />

rasch zu einer Schieflage am Mietwohnungsmarkt<br />

führen, sofern eine Flaute<br />

tatsächlich zu einer Abwanderung ausländischer<br />

Arbeitskräfte oder einem<br />

Rückgang der Zuwanderung führt.<br />

Dass die Bäume am Mietwohnungsmarkt<br />

nicht in den Himmel wachsen,<br />

zeigt sich auch an der Mietpreisentwicklung.<br />

Seit Jahresanfang <strong>2011</strong> sind<br />

die Mieten über den gesamten Bestand<br />

betrachtet gemäss Erhebung des Bundesamtes<br />

für Statistik gerade einmal<br />

‹Gewohnt wird immer›<br />

hat seine absolute Gültigkeit<br />

verloren.»<br />

um 0,8% gestiegen. Für die Angebotsmieten<br />

hat die Immobilienplattform Homegate<br />

eine Steigerung um 1,56 Prozentpunkte<br />

seit Jahresanfang errechnet.<br />

Widersprüchlich sind die Indikatoren<br />

bezüglich der Neubauwohnungen und<br />

der Wohnungsgrösse. Wüest & Partner<br />

stellt seit 2009 rückläufige Mieten bei<br />

der Erstvermarktung fest. Sie haben sich<br />

dem Niveau von Bestandesliegenschaften<br />

von oben angeglichen. Demgegenüber<br />

registriert Homegate im Jahresvergleich<br />

(Stand August <strong>2011</strong>) im Neubau<br />

eine Verteuerung um 3,1% und bei grossen<br />

Wohnungen eine solche um 2,2%.<br />

Kleine Wohnungen legten mit 1,5% weniger<br />

stark zu.<br />

Produkt muss stimmen. Dass der Mietwohnungsmarkt<br />

für Investoren aus dem Blickwinkel<br />

der Wohnungsnachfrage trotz der<br />

Unwägbarkeiten der konjunkturellen Entwicklung<br />

– und damit der Zuwanderung –<br />

attraktiv bleibt, bestätigen auch institutionelle<br />

Investoren. Für Reto Schär, Leiter<br />

Immobilien der Migros-Pensionskasse<br />

MPK, ist jedoch eine umsichtige Investitionsstrategie<br />

erforderlich, um nicht in<br />

die Leerstandsfalle zu tappen. Die Pensionskasse<br />

hält mit ihrem Immobilienportfolio<br />

von 4,3 Mrd. CHF rund 75%<br />

im Wohnsegment und sieht auch keine<br />

Gründe, sich vom Wohnsegment abzuwenden<br />

– im Gegenteil. Ausschlaggebend<br />

sei, dass das Produkt stimme. Die<br />

MPK konzentriert sich mit ihren Erstvermietungsprojekten<br />

auf Städte und gut<br />

erschlossene Agglomerationsgemeinden.<br />

Auf dem Land ergäben sich sofort<br />

längere Absorptionszeiten. Nicht die Mikrolage<br />

stehe im Vordergrund, sondern<br />

die Makrolage. So erklärt sich Reto Schär<br />

beispielsweise das grosse Mieterinteresse<br />

der MPK-Projekte<br />

in Schlieren in unmittelbarer<br />

Nähe zu den verkehrsträchtigen<br />

Bahngleisen.<br />

Die positive Einschätzung teilt<br />

auch Kurt Baumann, Leiter<br />

Immobilien Portfoliomanagement<br />

der Helvetia Versicherungen.<br />

Die Ausgangslage am<br />

Mietermarkt sei nach wie vor<br />

sehr gut. Es stelle keine Probleme<br />

dar, Mieter zu finden. Allerdings<br />

räumt auch er ein, dass seine<br />

Gesellschaft bei Investitionsentscheiden<br />

vorsichtig agiere und kalkuliere. Im Unterschied<br />

zur MPK wagen sich die Helvetia<br />

Versicherung weiter vor in die Peripherie.<br />

Ausgeschlossen seien nur kleine<br />

ländliche Gemeinden, die für Projekte ab<br />

einer Grösse von <strong>10</strong> Mio. CHF auch aus<br />

Sicht der Infrastruktur und der Aufnahmefähigkeit<br />

nicht geeignet seien.<br />

Wohneigentum setzt Vermietern zu.<br />

Grosse Konkurrenz spüren die Anbieter<br />

neuer Mietwohnungen von Seiten des<br />

Wohneigentums. Einerseits «wandert»<br />

ein zahlungskräftiges Mietersegment<br />

angesichts des anhaltend günstigen<br />

Zinsumfeldes zu den Eigentumswohnungen<br />

ab. Anderseits können die Projektentwicker<br />

dort mit anderen Renditen<br />

rechnen. Am Markt ist allseits zu hören,<br />

dass an bevorzugten Lagen im Mietwohnungssegment<br />

nichts zu machen<br />

sei. Solche seien durch die gestiegenen<br />

Boden- und Immobilienpreise prak-<br />

immobilia Oktober <strong>2011</strong> | 5

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