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AUTOINSIDE Ausgabe 4 – April 2019

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TECHNOLOGIE / ANTRIEBE FOKUS<br />

Der Weg des Erdgases von den Förderstätten<br />

bis zu den Verbrauchern.<br />

Weniger CO 2 dank Gasantrieb<br />

Sind eigentlich Personenwagen, die mit CNG und LPG betrieben werden, umweltfreundlicher als konventionelle Diesel- oder<br />

Benzinfahrzeuge? Wir schauen bei den gasförmigen Treibstoffen und den Gasfahrzeugen näher hin. Bruno Sinzig, auto&wissen<br />

Derzeit dürfen in der Schweiz erstmals zum Verkehr zugelassene<br />

Personenwagen (PW) durchschnittlich pro Kilometer 130 Gramm CO 2<br />

(Kohlendioxid) emittieren. Erhoben wird dieser Wert aufgrund des sogenannten<br />

Flottenverbrauchs.<br />

Der Bundesrat schlägt in seiner Energiestrategie 2050 vor, den<br />

CO 2<br />

-Ausstoss von neu immatrikulierten PW parallel zur EU weiter zu<br />

senken. Nach den EU-Zielvorgaben dürfen Personenwagen ab 2020<br />

(durchschnittlich) nur noch 95 Gramm CO 2<br />

pro Kilometer ausstossen.<br />

Da in der Schweiz oftmals leistungsstarke Fahrzeuge gekauft werden,<br />

sind die Importeure, die über eine grosse Modellpalette verfügen,<br />

sehr daran interessiert, den Anteil an Fahrzeugen mit geringen CO 2<br />

-<br />

Emissionen möglichst gross zu halten. Denn <strong>–</strong> deshalb der Begriff Flottenverbrauch<br />

<strong>–</strong> die Importeure können Personenwagen mit CO 2<br />

-Emissionen<br />

über der flottenspezifischen Zielvorgabe mit PW kompensieren, deren<br />

CO 2<br />

-Emissionen unter der Zielvorgabe liegen.<br />

Der Automobilindustrie bleibt es überlassen, Fahrzeuge zu entwickeln<br />

und anzubieten, die diese Vorgaben erfüllen. Übersteigen die<br />

durchschnittlichen Emissionen den Zielwert, drohen happige Bussen.<br />

Verringerung der Emissionen<br />

Mit gasbetriebenen Fahrzeugen lassen sich <strong>–</strong> gegenüber den konventionellen<br />

Benzin- oder Dieselfahrzeugen <strong>–</strong> neben dem CO 2<br />

-Ausstoss<br />

auch die Stickoxid- und Partikelemissionen reduzieren. Dabei kommen<br />

zwei Arten von Gas zum Einsatz:<br />

• Erdgas/Biogas, auch Compressed Natural Gas (CNG) genannt, und<br />

• Liquefied Petroleum Gas (LPG), bisweilen auch als Flüssiggas oder<br />

Autogas bezeichnet.<br />

Weil derzeit in der Schweiz vorwiegend CNG-Fahrzeuge eingesetzt<br />

werden, konzentrieren wir uns auf diese Treibstoffart. Der Motor dieser<br />

Fahrzeuge entspricht einem herkömmlichen Ottomotor. Anstatt eines<br />

Benzin-Luft-Gemischs wird in den Zylindern jedoch ein aufbereitetes<br />

CNG-Luft-Gemisch verbrannt.<br />

Hauptbestandteil Methan<br />

Erdgas ist ein fossiles, farb- und in der Regel geruchloses, brennbares<br />

Gasgemisch aus unterirdischen Lagerstätten. Es ist ein Gemisch<br />

aus verschiedenen Gasen, dessen Hauptbestandteil Methan (CH 4<br />

) ist.<br />

Diese Verbindung (Molekül) besteht jeweils aus einem Kohlenstoffund<br />

vier Wasserstoffatomen.<br />

Erdgas/Biogas aus dem bestehenden Erdgasnetz wird an den Tankstellen<br />

<strong>–</strong> in der Regel ein wenig abseits der Benzin- oder Dieseltankanlage<br />

<strong>–</strong> komprimiert und steht danach den Fahrzeugen zur Verfügung.<br />

Es stellt zudem einen wichtigen Energieträger im Haushaltsbereich dar.<br />

Aufgrund des (unterschiedlichen) Methananteils wird Erdgas<br />

manchmal in so genanntes H-Gas (High-Gas) oder L-Gas (Low-Gas)<br />

eingestuft. Beim H-Gas liegt der Methananteil über 87 Prozent, beim<br />

L-Gas liegt der Methananteil unter 87 Prozent.<br />

Weil dem Erdgas in der Schweiz rund 20 Prozent klimaneutrales<br />

Biogas aus Abfallverwertungsanlagen beigemischt wird, schneiden<br />

CNG-Fahrzeuge im Lebensdauervergleich bezüglich der CO 2<br />

-Emission<br />

noch besser als die an sich sehr effizienten Dieselfahrzeuge ab (Bild 4).<br />

Bei atmosphärischem Normaldruck (1013,25 hPa ≈ 1 bar) besitzt<br />

reines Erdgas beispielsweise im Vergleich mit Dieseltreibstoff eine sehr<br />

geringe Energiedichte. Der volumetrische Heizwert beträgt beim Gas<br />

rund 0,03636 MJ/Liter, derweil es beim Diesel rund 35,83 MJ/Liter sind.<br />

Der Energiegehalt des flüssigen Treibstoffs ist somit ungefähr 1000-<br />

mal grösser. Um eine ausreichende Energiemenge in einem vertretbaren<br />

Volumen im Fahrzeug mitführen zu können, wird das Gas deshalb<br />

auf etwa 200 bar verdichtet (CNG = Compressed Natural Gas). Es muss<br />

überdies berücksichtigt werden, dass das Biogas gegenüber dem reinen<br />

Erdgas einen kleineren Heizwert besitzt, der Energiegehalt dieses Gasgemischs<br />

daher entsprechend kleiner ist.<br />

Energiegehalt<br />

Ein direkter Vergleich zwischen den Durchschnittsverbräuchen<br />

von CNG und den konventionellen Treibstoffen ist nicht möglich, da<br />

Erdgas/Biogas als Treibstoff in Kilogramm bemessen und verkauft<br />

wird. Aufgrund des Energiegehalts können die drei Treibstoffe jedoch<br />

einander gegenübergestellt werden (Bild 3).<br />

Verbraucht ein Gasfahrzeug zum Beispiel 5 kg CNG auf<br />

100 km, so entspräche dies einem Verbrauch von 7,35 l Benzin oder<br />

entsprechend 6,75 l Dieseltreibstoff auf 100 km.<br />

Im Gasbetrieb läuft die Verbrennung <strong>–</strong> im Vergleich mit derjenigen<br />

im Dieselmotor <strong>–</strong> langsamer und somit «weicher» ab. Man geht davon<br />

aus, dass bei gleichen Bedingungen Gasmotoren um etwa die Hälfte<br />

leiser sind als Dieselmotoren.<br />

Während Tankstellenbenzin in der Regel eine Oktanzahl von 95<br />

bis 100 (ROZ) aufweist, besticht Erdgas/Biogas mit einer Klopffestig-<br />

64 <strong>April</strong> <strong>2019</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>

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