Berliner Kurier 21.04.2019
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JOURNAL<br />
Ei<br />
der Daus!<br />
Größe und Formen, Farben und Muster: Kein Ei gleicht dem anderen, en, selbst innerhalb<br />
Kein Ei gleicht<br />
dem anderen“,<br />
hat der Ornithologe<br />
Wolfgang<br />
Makatsch schon<br />
vor mehr als 50 Jahren<br />
behauptet. Und inzwischen<br />
wird immer klarer,<br />
dass diese Devise<br />
nicht nur für handbemalte<br />
Ostereier gilt.<br />
Auch ohne menschliche<br />
Unterstützung legen<br />
Vögel<br />
beim Design<br />
ihrer<br />
Eier eine<br />
erstaunliche<br />
Kreativi-<br />
tät an den Tag. Je nach Art hüllen<br />
sie ihren Nachwuchs in einfarbige<br />
oder gesprenkelte Schalen<br />
und bevorzugen die<br />
unterschiedlichsten Farbtöne<br />
von Schneeweiß bis Türkis.<br />
Es gibt fast runde, ovale und<br />
kegelartige Formen, und die<br />
Größen reichen vom mehr als<br />
handlangen Straußenei bis zu<br />
den erbsengroßen Winzlingen<br />
mancher Kolibris.<br />
Doch selbst innerhalb der<br />
gleichen Art und oft sogar im<br />
selben Nest ist Vielfalt angesagt.<br />
Da liegen dann nicht nur<br />
größere Eier direkt neben kleineren,<br />
auch die Zusammensetzung<br />
von Dotter und Eiweiß<br />
unterscheidet sich massiv.<br />
Jeder Embryo wächst also in<br />
einer ganz eigenen biochemischen<br />
Umgebung heran. Und<br />
von dieser hängen später die<br />
Fitness und die Zukunftschancen<br />
des geschlüpften<br />
Kükens ab.<br />
Denn der Körperbau<br />
und das Verhalten eines<br />
Vogels werden nicht<br />
nur von seinen Genen<br />
gesteuert. Vor allem in den frühen<br />
Entwicklungsstadien ist<br />
auch entscheidend, wie viel die<br />
Mutter in die Größe und die Inhaltsstoffe<br />
des jeweiligen Eis<br />
investiert hat.<br />
Offenbar geben Vogelweibchen<br />
ihrem Nachwuchs einen<br />
sorgfältig auf die jeweilige Situation<br />
abgestimmten Cocktail<br />
aus Nährstoffen, Hormonen,<br />
Abwehrwaffen und anderen<br />
Substanzen mit auf den Weg.<br />
Dabei versuchen sie mitunter<br />
sogar, die Qualität ihrer Eier gezielt<br />
zu beeinflussen, um den<br />
Küken einen möglichst erfolgreichen<br />
Start ins Leben zu verschaffen.<br />
So schlüpfen aus größeren Eiern<br />
normalerweise auchgrößere,<br />
stärkere und lebensfähigere<br />
Küken.<br />
Allerdings kann kein Weibchen<br />
beliebig viele XXL-Eier<br />
legen, weil deren Produktion<br />
einfach zu viel Energie verschlingen<br />
würde. Deshalb bestehen<br />
größere Gelege normalerweise<br />
aus kleineren Eiern.<br />
Blaumeisen-Weibchen zum<br />
Beispiel haben in der Brutsaison<br />
einen sehr anstrengenden<br />
Job zu erledigen. Typischerweise<br />
legen sie jeden Tag ein Ei,<br />
bis sie zwischen sieben und 15<br />
Stück zusammen haben.<br />
Dieses Gelege wiegt dann oft<br />
mehr als das Weibchen selbst.<br />
Wie die Vögel mit dieser Herausforderung<br />
umgehen, haben<br />
Wissenschaftler um Bart Kempenaers<br />
und Cristina-Maria<br />
Valcu vom Max-Planck-Institut<br />
(MPI) für Ornithologie in<br />
Seewiesen an 114 Blaumeisen-<br />
Eiern aus 39 Gelegen in süddeutschen<br />
Nistkästen untersucht.<br />
Für jedes zusätzliche Exemplar<br />
im Nest nahm das<br />
durchschnittliche Gewicht der<br />
einzelnen Eier dabei um 2,5<br />
Prozent ab.<br />
Allerdings hing die Ei-Größe<br />
auch vom Alter der Weibchen<br />
und von der Lege-Reihenfolge<br />
ab. So legten<br />
junge Weibchen,<br />
die