VNW-Magazin - Ausgabe 2/2019
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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<strong>VNW</strong><br />
Bauten und städtebauliche Debatten<br />
Die Ausstellung stellt den Bauten und Projekten der Neuen Heimat<br />
aus der Zeit zwischen den 1950er und den 1980er Jahren die<br />
parallel laufenden städtebaulichen Debatten zur Seite – von Hans<br />
Bernhard Reichwos „Organischer Stadtbaukunst“ über Alexander<br />
Mitscherlichs Kritik an der „Unwirtlichkeit der Städte“ bis hin zum<br />
Ruf nach mehr Urbanität durch Dichte.<br />
Zudem zeigt die Schau auf, wie das Unternehmen nach der<br />
Hochphase der 1960er und 1970er Jahre, die durch den Bau von<br />
Großsiedlungen geprägt war, sein Wirkungsfeld ausweitete: auf<br />
den Bau von Kliniken, Einkaufs- und Kongresszentren, vom Nationalen<br />
ins Internationale. Sie zeigt, wie sich die Neue Heimat<br />
durch die Einbindung regionaler Tochtergesellschaften zu einem<br />
Großkonzern entwickelte.<br />
Den Ausstellungsmachern gelingt es durch den Einsatz von<br />
Werbefilmen und Interviews, die den Firmenlenker Albert Vietor<br />
und weitere Akteure ins Bild rücken, die Neue Heimat als Marke<br />
von hoher Attraktivität und Ausstrahlungskraft aufleben zu<br />
lassen. Eine Fundgrube ist zudem die unternehmenseigene Zeitschrift<br />
„Neue Heimat. Monatshefte für neuzeitlichen Wohnungsbau“.<br />
Ehemalige SAGA-Vorstände als Zeitzeugen<br />
Zu den befragten Zeitzeugen gehören die ehemaligen SAGA-<br />
Vorstände Lutz Basse und Michael Sachs. Sie werfen einen Blick<br />
zurück auf die GEWOS, die Gesellschaft für Wohnungswesen, die<br />
der wissenschaftlichen Voruntersuchung städtebaulicher Vorhaben<br />
diente, auf den ersten Mietenspiegel für Hamburg und auf<br />
die Abschaffung der Gemeinnützigkeit im Nachgang des Skandals.<br />
In der Ausstellung vertreten sind Bauten wie Ernst Mays Neu-<br />
Altona, Hans Konwiarz‘ Kiel Mettenhof und Lübecks Buntekuh.<br />
Informationen gibt es zudem über das nicht verwirklichte Hamburger<br />
Alsterzentrum, über Hamburg Mümmelmannsberg, das<br />
Hamburg Congress Centrum mit Hotel Loews Plaza und das Internationale<br />
Congress Centrum Berlin.<br />
Den Machern ist eine lohnende Ausstellung gelungen, die von<br />
einem lesenswerten Katalog begleitet wird, der im DETAIL Verlag<br />
veröffentlicht wurde, „Die Neue Heimat (1950 – 1982). Eine<br />
sozialdemokratische Utopie und ihre Bauten“. Wer sich darüber<br />
hinaus für die Neue Heimat interessiert, dem sei die im Februar<br />
erschienene 800 Seiten starke Veröffentlichung des Hamburger<br />
Architekturarchivs empfohlen „neue heimat. Das Gesicht der<br />
Bundesrepublik. Bauten und Projekte 1947 – 1985“. h<br />
Ein begehrter Arbeitgeber<br />
Die Neue Heimat war als Arbeit- und Auftraggeber begehrt. Das<br />
belegt der Kreis renommierter Architekten und Gestalter, die für<br />
das Unternehmen tätig waren. Dazu gehörten Ernst May, Richard<br />
Neutra, Alvar Aalto, Arne Jacobsen und Wilhelm Wagenfeld.<br />
Christoph Sattler, vom Büro Hilmer Sattler Architekten, München,<br />
berichtet in einem Interview mit den Ausstellungskuratoren,<br />
ihn habe nach den ersten Gehversuchen im Büro Ludwig Mies<br />
van der Rohes die Verbindung von unternehmerischem Erfolg<br />
mit sozialem Gewissen angezogen. Er sei auf sein Engagement<br />
für die Neue Heimat stolz und überzeugt gewesen, den besten<br />
Beitrag zum sozialen Wohnungsbau zu leisten. Zugleich sei ihm<br />
aber nicht verborgen geblieben, was schlussendlich der Spiegel<br />
entdeckte: Es sei „viel Geld dazwischen verdient“ worden.<br />
„Den Machern ist eine<br />
lohnende Ausstellung<br />
gelungen, die von<br />
einem lesenswerten<br />
Katalog begleitet<br />
wird ...“<br />
VON<br />
DR. ANNE SCHULTEN,<br />
<strong>VNW</strong> Verband<br />
norddeutscher<br />
Wohnungsunternehmen