VNW-Magazin - Ausgabe 2/2019
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
28 <strong>VNW</strong><br />
In der Stadt<br />
auf dem Land leben<br />
Vor 100 Jahren wurde die Gartenstadt Hamburg eG Wohnungsgenossenschaft<br />
gegründet. Inzwischen ist die „Berne“ eine Vorzeige-Gartenstadt<br />
von Hamburg.<br />
Hamburg. Als am 25. März 1919 die Gartenstadt Hamburg eG<br />
gegründet wird, ist Deutschland ein unruhiges Land. Erst seit ein<br />
paar Monaten schweigen die Waffen, nachdem das Kaiserreich<br />
kapituliert hatte und damit der Erste Weltkrieg sein Ende fand.<br />
In Berlin hat der Sozialdemokrat Philipp Heinrich Scheidemann<br />
die Republik ausgerufen. Doch auf der jungen Republik lastet eine<br />
schwere Hypothek: Sie erbt vom Kaiserreich eine tief gespaltene<br />
Gesellschaft mit großen inneren Gegensätzen.<br />
Und sie erbt eine weit verbreitete Wohnungsnot. Auch<br />
Hamburg erlebt einen kräftigen Zuzug von Menschen. Am<br />
15. Januar 1919 wird die Verordnung zur Behebung der dringendsten<br />
Wohnungsnot in Kraft gesetzt.<br />
In der Folge gründen sich zahlreiche Wohnungsgenossenschaften<br />
– so auch die Gartenstadt Hamburg eG. Den <strong>VNW</strong> gibt<br />
es zu dieser Zeit schon fast zwanzig Jahre. Bis 1920 wird die Zahl<br />
seiner Mitglieder auf 50 steigen.<br />
Die Keimzelle ist eine Gartenstadtsiedlung<br />
Die Keimzelle der Gartenstadt Hamburg eG ist die Gartenstadtsiedlung<br />
Berne. 541 Wohnungen werden hier überwiegend in<br />
Doppelhäusern errichtet. Die Bewohnerinnen und Bewohner bekommen<br />
jeweils eine Gartenfläche von rund 1000 Quadratmetern<br />
hinzu.<br />
Das ist in der Nachkriegszeit, in der an allem Mangel herrscht,<br />
Gold wert. Auch später, in den Jahren der Hyperinflation hilft der<br />
eigene Garten, über die Runden zu kommen und die Familie mit<br />
dem Nötigsten zu versorgen.<br />
Für Versorgung mit eigenen Lebensmitteln hätten pro Familie<br />
wohl auch 400 Quadratmeter Fläche gereicht. Aber in den Anfangsjahren<br />
fehlt es in der Siedlung an Kanalisation, so dass Abfälle<br />
und Fäkalien auf dem eigenen Grund und Boden entsorgt<br />
werden müssen.<br />
Ihren Namen „Gartenstadt Hamburg“ verdankt die Siedlung<br />
im Übrigen dem Umstand, dass das Umland seinerzeit zu Preußen<br />
gehört, die Bewohner der Siedlung aber großen Wert darauf legten,<br />
Hamburger zu sein.<br />
Der Vater des sozialen Wohnungsbaus und spätere <strong>VNW</strong>-Geschäftsführer<br />
Erich Klabunde würdigte die Siedlung als Beispiel<br />
einer guten Versorgung einer Gartenstadtsiedlung in Großstadtnähe<br />
mit Kaufgelegenheiten und Handwerksbetrieben.<br />
So gab es seinerzeit drei große Kolonial- und Gemischtwarengeschäfte,<br />
zwei Schlachtereien, je ein Brotgeschäft, Geschäft für<br />
Düngemittel, Milchgeschäft, Drogerie und Gastwirtschaft. Immerhin<br />
45 Menschen fanden in diesen Läden Beschäftigung. f