VNW-Magazin - Ausgabe 2/2019
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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Berlin. Mietpreisbremse, Mietrechtsanpassungsgesetz, Mietenstopp<br />
– es gibt derzeit viele Forderungen aus der Politik, die vor<br />
allem populistisch sind. Deshalb ist es sinnvoll, wenn Praktiker<br />
und Politiker sich an einen Tisch setzen und miteinander reden.<br />
<strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner, die Vorstandschefs vom SBV,<br />
Jürgen Möller und von der Wankendorfer Dr. Ulrik Schlenz, sowie<br />
<strong>VNW</strong>-Landesgeschäftsführer Christoph Kostka trafen sich in Berlin<br />
mit SPD-Bundestagsabgeordneten, um mit ihnen über die aktuellen<br />
Herausforderungen der Wohnungswirtschaft zu sprechen.<br />
Breitner machte deutlich, dass das jüngste vom Bundestag beschlossene<br />
Mietrechtsanpassungsgesetz vor allem jene Vermieter<br />
trifft, die günstige Wohnungen anbieten. Sie dürften bei einer<br />
Vollmodernisierung künftig die Miete innerhalb von fünf Jahren<br />
nur um zwei Euro pro Quadratmeter erhöhen. Viele Wohnungsunternehmen<br />
signalisierten, dass sie unter diesen Bedingungen<br />
keine Vollmodernisierung mehr umsetzen könnten. Mancher<br />
würde eher daran denken, auf Sanierung und Modernisierung<br />
zu verzichten und stattdessen neu zu bauen. Das aber führt zu<br />
höheren Mieten, weil der Neubau von Wohnraum aufgrund fehlender<br />
Grundstücke und exorbitant gestiegener Baukosten sehr<br />
teuer sei.<br />
Wirtschaftliche Schieflage vermeiden<br />
So sei häufig bei Wohnungen aus den 1950er und 1960er Jahren<br />
eine Vollmodernisierung notwendig, berichteten Jürgen Möller<br />
und Dr. Ulrik Schlenz übereinstimmend. Bislang habe man aber<br />
keine elf oder acht Prozent genommen – eher zwei bis drei Prozent.<br />
Aber selbst das gehe kaum mehr.<br />
Zusammenhang zwischen Modernisierung und Miete<br />
Es gebe einen Zusammenhang zwischen den Kosten der Modernisierung<br />
und der Miete, so Breitner weiter. <strong>VNW</strong>-Unternehmen<br />
würden nur die Kosten umlegen, die auch wirklich entstanden<br />
seien. Für eine Vollmodernisierung reichten die zwei Euro pro<br />
Quadratmeter Mieterhöhungen, die künftig erlaubt seien, nicht<br />
aus. Mit dieser Regelung schade man jenen Vermietern, die geringe<br />
Mieten nähmen und treffe gerade jene nicht, die hohe Mieten<br />
nähmen.<br />
Sowohl Jürgen Möller als auch Dr. Ulrik Schlenz berichteten,<br />
dass aus betriebswirtschaftlicher Sicht Grenzen erreicht seien.<br />
Gerade durch das Mietrechtsanpassungsgesetz werde es immer<br />
schwieriger, Wohnungen zu sanieren. Man werde sich öfter für<br />
einen Abriss entscheiden müssen, was dazu führen würde, dass<br />
die Wohnkosten steigen. Neubauten seien in der Regel teurer als<br />
Sanierungen.<br />
Die Politik müsse sich auf den Bau von Wohnungen an Orten<br />
konzentrieren, die besonders nachgefragt seien, sagte Dr. Ulrik<br />
Schlenz. Hier sei die Politik gefordert, die richtigen Förderinstrumente<br />
zu schaffen.<br />
Häuser aus den 1950er Jahren seien für 25 Jahre gebaut worden<br />
und hielten jetzt schon 60 Jahre, sagte Jürgen Möller. Diese<br />
Gebäude müssten abgerissen werden, weil sie nicht mehr wirtschaftlich<br />
zu betreiben seien. Man riskiere sonst eine wirtschaftliche<br />
Schieflage. Es gehe um unternehmerische Verantwortung, wenn<br />
man Wohnungen auch noch in 30 oder 40 Jahren vermieten wolle.<br />
Die SPD-Abgeordneten machten deutlich, Sanierungen dürften<br />
nicht dazu führen, dass Mieterinnen und Mieter mit geringen<br />
Einkommen vertrieben werden. Grundsätzlich zeigte sich, dass<br />
die Abgeordneten die Wohnungswirtschaft eher aus einem politischen<br />
Blickwinkel betrachten. Die Lübecker SPD-Abgeordnete<br />
Gabriele Hiller-Ohm forderte beispielsweise mehr Instandhaltung<br />
und weniger Modernisierung.<br />
Uneinig war man sich bei der Frage, inwieweit die Mietpreisbremse<br />
etwas nütze. <strong>VNW</strong>-Direktor Andreas Breitner machte<br />
deutlich, die Mietpreisbremse wirke nicht. Die Abgeordnete Nina<br />
Scheer verteidigte hingegen die Regelung und verwahrte sich<br />
gegen Kritik von Wohnungsunternehmen dagegen, die von der<br />
Mietpreisbremse nicht betroffen sind. Einig sei man sich hingegen<br />
im Ziel, bezahlbaren Wohnraum für breite Teile der Bevölkerung<br />
zu schaffen. h