VNW-Magazin - Ausgabe 2/2019
Das VNW-Magazin erscheint fünf Mal im Jahr. Neben Fachartikeln enthält es Berichte und Reportagen über die Mitgliedsunternehmen des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen - den Vermietern mit Werten.
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60 Zukunft Wohnen<br />
Lebensräume<br />
Wie wird sich unser Leben in den nächsten Jahrzehnten entwickeln?<br />
Welche Neuerungen prägen unsere Sicht auf die Dinge und welche<br />
gesellschaftlichen Umwälzungen nehmen besonders großen Einfluss<br />
auf unseren Alltag? Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen<br />
auf die Art, wie wir leben, lieben – und wohnen werden?<br />
neu<br />
denken<br />
Wir sollten in Zukunft häufiger vom Lebens- anstatt vom Wohnraum<br />
sprechen, denn wir tauchen ein in die Ära der Multifunktionalität.<br />
Unser Leben findet mehr und mehr im Transit statt, in<br />
„Third Places“, vielfältigen Verbindungen zwischen „real“ und<br />
„digital“. Räume und Möbel, Gebäude und öffentlicher Raum,<br />
die nur einem Zweck dienen, haben genauso ausgedient wie die<br />
Familie Mustermann.<br />
Gleichzeitig steigt dadurch die Sehnsucht nach einem Zuhause<br />
und nach Gemeinschaft zum Batterie-Aufladen in einer komplexen<br />
Welt. Lebensqualität wird beim Wohnen in der Zukunft<br />
also völlig neu definiert.<br />
Multigrafisches Wohnen<br />
Aus vorhersehbaren Biografien sind vielfältige, von Brüchen geprägte<br />
Multigrafien geworden: Bis in die 1970er Jahre lebten die<br />
meisten Menschen gemäß einer dreiteiligen „Normal-Biografie“:<br />
Kindheit und Jugend (als Ausbildungszeit), Berufstätigkeit und<br />
Familienzeit (als Reproduktionsphase) sowie Ruhestand. Ein linearer,<br />
stufenmäßiger Ablauf. Die neue Lebensphase begann, wenn<br />
die andere abgeschlossen war. Die Rollenverteilung innerhalb der<br />
Familie war klar, der Mann „verdiente die Brötchen“, die Frau<br />
kümmerte sich um Kinder und Heim. Diese vorgegebenen Lebensmodelle<br />
sind passé: An die Stelle der „Biografie“ rückt die<br />
„Multigrafie“. Zwischen Jugend- und Erwachsenenphase schiebt<br />
sich die Postadoleszenz, eine Zeit des Ausprobierens und der<br />
Selbstfindung, in der man sich über die ungefähre Richtung bewusst<br />
wird, in die man beruflich wie privat gehen möchte. Dann<br />
beginnt – in der Regel mit Ende 20 – die „Rush Hour des Lebens“.<br />
Sie endet mit Beginn der Fünfziger, wenn die Kinder aus dem<br />
Haus sind, gefolgt vom „Zweiten Aufbruch“: Menschen um die<br />
50 starten oft beruflich oder privat noch einmal neu durch.<br />
Innovativer Wohnungsbau und zukunftsweisendes Immobilienmanagement<br />
werden daher auch neue Konzepte entwickeln,<br />
die eine funktionale Integration und Konvergenz unterschiedlicher<br />
Lebensbereiche zulassen: Wohnen und Arbeiten, Arbeiten<br />
und Konsum, Kinder- und Altenbetreuung am Wohn- und Arbeitsort,<br />
Privat- und Geschäftsleben – all das wird künftig (wieder)<br />
stärker ineinandergreifen. Weil bauliche Strukturen aus diesem<br />
Grund schneller und flexibler auf gesellschaftliche Veränderungen<br />
reagieren müssen, die notwendigen Herstellungs-, Bewirtschaftungs-<br />
und Modernisierungskosten jedoch weiterhin hoch<br />
sind, werden Wohnungen, Grundrisse, Gebäude und Quartiere<br />
zunehmend multifunktional und „nutzungsneutral“ gestaltet.<br />
Sie ermöglichen so vielfältige Lebens- und Wohnmodelle, bieten<br />
beispielsweise Hausgemeinschaften und Räume der Begegnung,<br />
die den Zusammenhalt fördern. Auch Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften<br />
und Baugruppen von Privatpersonen, die sich zusammenschließen,<br />
um gemeinsame Wohnwünsche zu realisieren,<br />
werden immer selbstverständlicher.<br />
Durch intelligente Nutzungskonzepte werden so aus reinen<br />
Wohnhäusern und -vierteln Räume, die rund um die Uhr „in Betrieb“<br />
sind. Co-Working Spaces – moderne, voll ausgestattete Gemeinschaftsbüros,<br />
die temporär an Freelancer vermietet werden<br />
– finden sich dort ebenso wie Angebote zur Kinderbetreuung,<br />
Elder Care Services, Gemeinschaftsgärten und andere Angebote<br />
zur gemeinschaftlichen Nutzung wie Do-it-yourself-Werkstätten<br />
und Wissenscafés für Lernangebote von Bürgern für Bürger.