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24 Unterwegs in Europa<br />
Die Landschaft ist hier teilweise sehr<br />
karg. Wir fahren an mehreren alten und<br />
verlassenen Fabrikgebäuden vorbei, die<br />
Geschichten von besseren Zeiten dieser<br />
Gegend zu erzählen scheinen. In Petzer<br />
angekommen, bei nur 1000 Metern Höhe,<br />
endet die Straße in einem riesigen Parkplatz.<br />
Wir stellen fest, dass die im Navi<br />
und auf der Karte gezeichneten Straßen<br />
zur Schneekoppe nur zu Fuß oder mit<br />
Sondergenehmigung befahrbar sind.<br />
Alternativ kann man auch mit dem Lift<br />
nach ganz oben fahren, wie es gerade<br />
Hunderte tun. Wir sind enttäuscht. Petzer<br />
hat an sich auch nichts Schönes. Es ist<br />
ausgestattet für die Durchgangstouristen<br />
die nach oben wollen. Nach einem Kaffee<br />
fahren wir weiter.<br />
Auf dem Weg nach Litomyšl fahren<br />
wir auf die 301 und später auf die 303<br />
durch das Adršpacher Gebirge entlang<br />
der Grenze zu Polen. Die Gegend ist<br />
hier auch hügelig, dicht bewaldet und<br />
mit beeindruckenden Felsformationen<br />
bestückt. In Adršpach, Hauptort der<br />
Gegend, halten wir an. Ein typisch mit<br />
Pastellfarben bunt gemalertes Holzhaus<br />
Beeindruckende Kulisse in<br />
der Felsenstadt Hřensko.<br />
Auf dem Weg in die<br />
Böhmische Schweiz.<br />
beherbergt ein kleines Café. Weit und<br />
breit sonst absolute Stille. Wir werden<br />
von jungem Personal empfangen, das<br />
gut englisch spricht. Grund genug, um<br />
zu fragen, wieso hier nichts los ist. Die<br />
Kellnerin Tereza zeigt auf eine steinerne<br />
Statue im Garten und auf die Kletterseile,<br />
die daran hängen. Diese sei eine Art Heilige<br />
für die Kletterer, die sich damit bei<br />
ihr bedanken, wenn sie eine gefährliche<br />
Felswand erklommen haben. Drinnen<br />
sitzt noch eine Kletter-Gruppe kurz vor<br />
dem Aufbruch. Früh morgens und abends<br />
sei hier was los, erzählt Tereza. Dies sei<br />
ein Eldorado für Kletterer, gut bekannt in<br />
der Szene. Die Kletterer seien die meiste<br />
Zeit eben klettern. Tatsächlich höre ich<br />
zum ersten mal hier spanisch, englisch,<br />
französisch und italienisch. Ein paar Jungs<br />
zeigen mir ihren alten umgebauten Bully<br />
auf dem Hinterhof, wochenlang bewohnbar<br />
mit Frau und Kind bei Bedarf, erzählen<br />
sie mir stolz. Ich höre und schaue mit<br />
großen Augen zu. Ihre Fröhlichkeit und<br />
ihre Begeisterung für ihr Hobby beeindrucken<br />
mich.<br />
Ich spiele am ESA meiner GS rum,<br />
stelle alles auf<br />
hoch und fest<br />
und stürze mich<br />
die 303 hinunter,<br />
um dann auf die<br />
304 Richtung<br />
Süden zu wechseln.<br />
So geht<br />
es besser. Das<br />
Nachwackeln<br />
der Masse auf<br />
der Rücksitzbank<br />
werde ich<br />
allerdings bis<br />
Ende der Reise<br />
nicht ganz ausmerzen<br />
können. Ich behalte dies für mich<br />
und schalte in den Kurven auf Konzentration<br />
oder eben einen Gang zurück.<br />
Kurz vor Litomyšl in der Mittagshitze<br />
eine kleine Tankstelle mit Kassenhäuschen<br />
und überdachter Sitzbank. Wir sind<br />
die Einzigen hier. Es dauert eine Weile, bis<br />
das erste Auto anhält. Ein wasserblaufarbener<br />
Trabbi, mit Anhängerkupplung<br />
natürlich. Der kräftige Fahrer in den<br />
Fünfzigern kümmert sich persönlich mit<br />
selbst mitgebrachtem Öl um die Zweitaktmischung,<br />
während die ältere zierliche<br />
Beifahrerin sich für uns interessiert. Wir<br />
nicken respektvoll zurück. Aneta kommt<br />
zu uns. Sie spricht ein bisschen Deutsch.<br />
Gut, findet sie, was wir jungen Menschen<br />
machen. Mann und Frau schön mit dem<br />
Motorrad auf Reise. Früher habe sie mit<br />
ihrem Mann auch so was gemacht. Mit<br />
dem Trabbi. Der Mann sei seit Jahren<br />
nicht mehr da, sagt Aneta mit glänzenden<br />
Augen. Aber das Auto, das Auto habe sie<br />
behalten. „Mein Sohn bringt mich damit<br />
zu meinen Enkelkindern.“ Dabei erstrahlt<br />
ein breites Lächeln auf ihrem Gesicht.<br />
Litomyšl ist eine der schönsten Städte