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Kradblatt Ausgabe Juni 2019

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28 Von wegen nur Prag<br />

Wir haben inzwischen das Zentrum<br />

Südmährens erreicht, eine Region, die<br />

für ihre mit Weinstöcken beschmückten<br />

Hügeln und ihre Weine hier im Lande<br />

bekannt ist. Die GS fühlt sich hier auch<br />

mit den 200 Kilo Zuladung pudelwohl.<br />

Wir genießen das Touren in vollen Zügen<br />

und freuen uns jeden Abend darauf, keine<br />

Kette schmieren, spannen oder Öl nachkippen<br />

zu müssen. Tanken – und weiter<br />

geht’s. Meine Frau hat inzwischen auch<br />

verstanden, wofür ein Dynamic ESA alles<br />

gut sein kann und präferiert offensichtlich<br />

die Einstellung „soft“ bei buckeligen<br />

Nebenstraßen.<br />

In Mikulov quartieren wir uns vor<br />

den Toren der Altstadt ein. Marek, der<br />

Betreiber der unscheinbaren Pension,<br />

muss hier im Dorf ein ziemlich bunter<br />

Vogel sein. Er ist für seinen Geschmack<br />

wenig rumgekommen, erfahren wir später,<br />

aber durch seine Pension, die er im<br />

Alleingang betreibt, holt er sich die Welt<br />

nach Hause und freut sich über Leute, die<br />

ihm Geschichten aus anderen Gegenden<br />

erzählen. Er spricht nur tschechisch, dafür<br />

allerdings Brocken von unzähligen anderen<br />

Sprachen. Wir werden mehrmals von<br />

ihm eingeladen, uns ein Bier zu gönnen.<br />

Wir lehnen freundlich ab. Es ist zu früh<br />

und wir wollen uns noch das Dörflein<br />

anschauen.<br />

Der Stadtkern ist malerisch. Auf dem<br />

höchsten Punkt dominiert ein sehr gut<br />

erhaltenes Renaissanceschloss. Die<br />

Gassen drum herum sind gepflegt und<br />

voller Überraschungen. In vielen versteckten<br />

Ecken gibt es kleinste Läden, in<br />

denen Weinproben und dazu passende<br />

Leckereien angeboten werden. Auf dem<br />

Hauptplatz spielen dezent Bands auf<br />

einer Bühne unterschiedliche Stilrichtungen.<br />

Die Stadt ist umgeben von sanften<br />

Hügeln und Weinstöcken. Wir genießen<br />

die Landschaft und die Atmosphäre und<br />

wundern uns angesichts des Angebots<br />

über die überschaubare Anzahl von Touristen.<br />

Beim Essen wird uns klar, dass<br />

das Angebot wahrscheinlich bewusst<br />

für Genießer ausgelegt ist, die gerne ein<br />

paar Groschen mehr zahlen, dafür gutes<br />

Essen, guten Wein und Spaziergänge in<br />

einer malerischen Kulisse angeboten<br />

bekommen.<br />

In der Pension werden wir am Tor von<br />

Marek abgefangen. Diesmal müssen wir<br />

ein Bier mit ihm trinken. In seinem Hinterhof<br />

mit Blick auf die unten liegenden<br />

Weinstöcke, hat sich der Wirt eine überdachte<br />

Partyoase gebaut, mit steinerner<br />

Bartheke, Kaminofen, urigen Holztischen<br />

und langen Sitzbänken. Dort sitzen schon<br />

10 seiner Freunde und feiern fröhlich mit<br />

Bier und Slibowitz. Wir werden herzlich<br />

in die Runde eingebunden. Die Sprachkenntnisse<br />

hier übersteigern nur leicht<br />

die von Marek. Aber es werden uns Fragen<br />

gestellt und Geschichten erzählt bis<br />

in die frühen Morgenstunden. Das ganze<br />

garniert von Slibowitz, Marille und Bier.<br />

Zwischendurch besuchen wir den privaten<br />

Zoo von Marek, gleich nebenan.<br />

Neben Schafen, Ziegen, Eseln, Enten<br />

und Hühnern werden auch einige kleine<br />

Kängurus beherbergt, alle bereitstehend<br />

für Streicheleinheiten. Wir bezahlen nur<br />

ein Bier. Zum Rest wurden wir eingeladen.<br />

Das nächste Ziel heißt Krumlov und<br />

liegt in Südböhmen. Die Strecke bis dahin<br />

wird entspannt, aber zügig mit der GS<br />

bewältigt, immer entlang der österreichischen<br />

Grenze inmitten von einer flüssig<br />

zu befahrenden Hügellandschaft. In<br />

ein paar Ortschaften muss auch Pause<br />

gemacht werden. In Orten wie Slavonice<br />

lohnt es sich besonders. Den Kaffee kann<br />

man inmitten der schönen Sgraffiti-Gebäude<br />

auf der Piazza zu sich nehmen.<br />

In Krumlov selbst ist es mit dem Motorrad<br />

unerlässlich, sich in einer Pension<br />

außerhalb der Innenstadt einzuquartieren.<br />

Český Krumlov, so der vollständige<br />

Name, hat sich seit der Aufnahme<br />

in die UNESCO-Welterbeliste zum<br />

Touristenmag net entwickelt – und dies<br />

zu Recht. Die Donau zieht hier um die<br />

Innenstadt mehrmals eine Schleife und<br />

ist Mittelpunkt und Verzierung zugleich.<br />

Kanu- und Bootstouren werden ange-<br />

Das imposante Schloss von Krumlov und seine Hüter im Bärengraben.

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