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Kradblatt Ausgabe Juni 2019

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oten, Kanuten, die größere Abschnitte<br />

befahren, machen hier Halt und bevölkern<br />

die vielen in den hübschen, historischen<br />

Häusern untergebrachten Cafés<br />

und Restaurants am Ufer der Lebensader.<br />

Der Altstadtkern gleicht einem bewohnten,<br />

mit der Zeit Schritt haltenden, sehr<br />

gepflegten Freilichtmuseum und scheut<br />

wirklich keinen Vergleich mit italienischen<br />

Städten à la Siena. Wohin man<br />

nur schaut, Sgraffiti, enge Gassen, rote<br />

Dächer, Kopfsteinpflaster, Holz-Brücken<br />

und Piazzas, Uferpromenaden, gesäumt<br />

von wunderschönen Restaurantterrassen,<br />

auf denen man den ganzen Tag<br />

verweilen möchte, um das Panorama<br />

und Treiben drum herum einatmen zu<br />

können. Thronend über der Altstadt liegt<br />

die imposante gotische Burg, die von<br />

italienischen Künstlern in den Zeiten der<br />

Renaissance aufgepeppt wurde, traditionell<br />

mit Wassergraben, noch heute<br />

von echten Bären geschützt. Die mittelalterliche<br />

Zitadelle in den Innenhöfen<br />

gleicht der eines Hollywoodfilms und<br />

kann ohne weiteres als Kulisse dienen.<br />

Die Amerikaner und Asiaten, die aus Prag<br />

hierher gelotst werden, die deutschen<br />

und österreichischen Wanderer, Rad- und<br />

Kanufahrer, sind meist Tagestouristen.<br />

Abends wird es ruhiger in den Gassen.<br />

Ehrlich gesagt aber, war die Furcht vor<br />

Menschenmengen im Voraus schlimmer,<br />

als das Erlebnis selbst. Das Angebot an<br />

Läden, die zur Einkehr einladen, die Burganlagen,<br />

die Kirchen und die Innenstadt<br />

sind so weitläufig, dass keiner irgendwo<br />

zu warten braucht oder befürchten muss,<br />

auf die Füße getreten zu werden. Es sind<br />

hier keine brüllenden Menschen unterwegs,<br />

meist kulturinteressierte Touristen.<br />

Es ist eine Stadt, deren Besuch sich lohnt.<br />

Auf dem Weg nach Mittelböhmen<br />

machen wir einen Abstecher auf der<br />

14313 nach Holašovice. Das Dörflein<br />

wurde aufgrund der besonderen Architektur<br />

seiner Häuser zum UNESCO Weltkulturerbe<br />

erhoben. Es besteht aus zwei<br />

praktisch parallel verlaufenden Straßen<br />

die einen riesigen Platz umarmen, auf<br />

dem früher Bauern und Handwerker aus<br />

der Gegend Waren und Dienste anboten.<br />

Motorradfahren in Tschechien<br />

Die Architektur, die Holašovice zu einer<br />

Besonderheit macht, wird als Bauernbarock<br />

bezeichnet. Die Fassaden der allesamt<br />

zum Marktplatz gerichteten Häuser<br />

wurden von den Bauern mit Mühe und<br />

Geld gebaut und verziert, sodass sie nach<br />

ihrem Geschmack schön und am Besten<br />

noch pompös aussahen. Das entsprach<br />

nicht dem akademischen Barockgeschmack<br />

der Epoche. Schön sieht es<br />

trotzdem aus. Vor allem fasziniert mich<br />

das, was man sieht, wenn man durch das<br />

Eingangstor so einer Konstruktion geht<br />

und zum Innenhof gelangt. Erst dann<br />

verstehe ich, dass jedes Haus eigentlich<br />

zwei Fronten hat, mit einem Tor zum<br />

Innenhof in der Mitte. Im Innenhof selbst<br />

sieht es aus wie in einer Zitadelle. Dort<br />

sind um die lang gezogenen Innenhöfe<br />

Gebäude errichtet, die als Wohnungen<br />

für die Mitarbeiter, als Lager für Güter,<br />

Maschinen, Werkzeuge oder als Arbeitsstätte<br />

dienten. Jeder Hof, ein kleines Dorf<br />

29<br />

im Dorfe, der an seinem Ende Zugang zu<br />

Obstgarten und Ländereien gewährt. Es<br />

ist ruhig hier, es gibt ein Innenhofcafé, ein<br />

Innenhofrestaurant ein Innenhofmuseum.<br />

Weiter geht es, vorbei an kleinen<br />

Seen und Dörfern auf der 3 Richtung<br />

Hauptstadt. Prag kann übrigens auch im<br />

Sommer mit genügend Ruhe erkundet<br />

werden, entgegen läufigen Meinungen<br />

und hat wirklich viele schöne Seiten, nicht<br />

nur die Touristenaltstadt. Aber das ist<br />

eine andere Geschichte.<br />

Vier Wochen sind vergangen, erstes<br />

Stammtischtreffen nach der Sommerpause.<br />

Wir sitzen in unserer Kneipe bei<br />

Bier und Kartoffelspalten vor einer Dartrunde.<br />

Erste Eindrücke werden ausgetauscht,<br />

erste Bilder werden gezeigt. „Na,<br />

Bernd!“, frage ich, „Und? Was denkst du<br />

denn jetzt?‘‘ „Ja.“, sagt er. „Tschechien ...!<br />

Von wegen nur Prag!“<br />

Text & Fotos: Francesco Ciarfaglia,<br />

Lynn Woithon-Ciarfaglia<br />

Die John Lennon Gedächtnis Mauer.<br />

Francesco erhält als kleines Dankeschön<br />

ein Liqui Moly Pflegeset und<br />

ein <strong>Kradblatt</strong> Abo. Leserbeiträge<br />

sind uns immer willkommen.<br />

Mehr Infos<br />

gibt es per<br />

E-Mail an:<br />

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