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oten, Kanuten, die größere Abschnitte<br />
befahren, machen hier Halt und bevölkern<br />
die vielen in den hübschen, historischen<br />
Häusern untergebrachten Cafés<br />
und Restaurants am Ufer der Lebensader.<br />
Der Altstadtkern gleicht einem bewohnten,<br />
mit der Zeit Schritt haltenden, sehr<br />
gepflegten Freilichtmuseum und scheut<br />
wirklich keinen Vergleich mit italienischen<br />
Städten à la Siena. Wohin man<br />
nur schaut, Sgraffiti, enge Gassen, rote<br />
Dächer, Kopfsteinpflaster, Holz-Brücken<br />
und Piazzas, Uferpromenaden, gesäumt<br />
von wunderschönen Restaurantterrassen,<br />
auf denen man den ganzen Tag<br />
verweilen möchte, um das Panorama<br />
und Treiben drum herum einatmen zu<br />
können. Thronend über der Altstadt liegt<br />
die imposante gotische Burg, die von<br />
italienischen Künstlern in den Zeiten der<br />
Renaissance aufgepeppt wurde, traditionell<br />
mit Wassergraben, noch heute<br />
von echten Bären geschützt. Die mittelalterliche<br />
Zitadelle in den Innenhöfen<br />
gleicht der eines Hollywoodfilms und<br />
kann ohne weiteres als Kulisse dienen.<br />
Die Amerikaner und Asiaten, die aus Prag<br />
hierher gelotst werden, die deutschen<br />
und österreichischen Wanderer, Rad- und<br />
Kanufahrer, sind meist Tagestouristen.<br />
Abends wird es ruhiger in den Gassen.<br />
Ehrlich gesagt aber, war die Furcht vor<br />
Menschenmengen im Voraus schlimmer,<br />
als das Erlebnis selbst. Das Angebot an<br />
Läden, die zur Einkehr einladen, die Burganlagen,<br />
die Kirchen und die Innenstadt<br />
sind so weitläufig, dass keiner irgendwo<br />
zu warten braucht oder befürchten muss,<br />
auf die Füße getreten zu werden. Es sind<br />
hier keine brüllenden Menschen unterwegs,<br />
meist kulturinteressierte Touristen.<br />
Es ist eine Stadt, deren Besuch sich lohnt.<br />
Auf dem Weg nach Mittelböhmen<br />
machen wir einen Abstecher auf der<br />
14313 nach Holašovice. Das Dörflein<br />
wurde aufgrund der besonderen Architektur<br />
seiner Häuser zum UNESCO Weltkulturerbe<br />
erhoben. Es besteht aus zwei<br />
praktisch parallel verlaufenden Straßen<br />
die einen riesigen Platz umarmen, auf<br />
dem früher Bauern und Handwerker aus<br />
der Gegend Waren und Dienste anboten.<br />
Motorradfahren in Tschechien<br />
Die Architektur, die Holašovice zu einer<br />
Besonderheit macht, wird als Bauernbarock<br />
bezeichnet. Die Fassaden der allesamt<br />
zum Marktplatz gerichteten Häuser<br />
wurden von den Bauern mit Mühe und<br />
Geld gebaut und verziert, sodass sie nach<br />
ihrem Geschmack schön und am Besten<br />
noch pompös aussahen. Das entsprach<br />
nicht dem akademischen Barockgeschmack<br />
der Epoche. Schön sieht es<br />
trotzdem aus. Vor allem fasziniert mich<br />
das, was man sieht, wenn man durch das<br />
Eingangstor so einer Konstruktion geht<br />
und zum Innenhof gelangt. Erst dann<br />
verstehe ich, dass jedes Haus eigentlich<br />
zwei Fronten hat, mit einem Tor zum<br />
Innenhof in der Mitte. Im Innenhof selbst<br />
sieht es aus wie in einer Zitadelle. Dort<br />
sind um die lang gezogenen Innenhöfe<br />
Gebäude errichtet, die als Wohnungen<br />
für die Mitarbeiter, als Lager für Güter,<br />
Maschinen, Werkzeuge oder als Arbeitsstätte<br />
dienten. Jeder Hof, ein kleines Dorf<br />
29<br />
im Dorfe, der an seinem Ende Zugang zu<br />
Obstgarten und Ländereien gewährt. Es<br />
ist ruhig hier, es gibt ein Innenhofcafé, ein<br />
Innenhofrestaurant ein Innenhofmuseum.<br />
Weiter geht es, vorbei an kleinen<br />
Seen und Dörfern auf der 3 Richtung<br />
Hauptstadt. Prag kann übrigens auch im<br />
Sommer mit genügend Ruhe erkundet<br />
werden, entgegen läufigen Meinungen<br />
und hat wirklich viele schöne Seiten, nicht<br />
nur die Touristenaltstadt. Aber das ist<br />
eine andere Geschichte.<br />
Vier Wochen sind vergangen, erstes<br />
Stammtischtreffen nach der Sommerpause.<br />
Wir sitzen in unserer Kneipe bei<br />
Bier und Kartoffelspalten vor einer Dartrunde.<br />
Erste Eindrücke werden ausgetauscht,<br />
erste Bilder werden gezeigt. „Na,<br />
Bernd!“, frage ich, „Und? Was denkst du<br />
denn jetzt?‘‘ „Ja.“, sagt er. „Tschechien ...!<br />
Von wegen nur Prag!“<br />
Text & Fotos: Francesco Ciarfaglia,<br />
Lynn Woithon-Ciarfaglia<br />
Die John Lennon Gedächtnis Mauer.<br />
Francesco erhält als kleines Dankeschön<br />
ein Liqui Moly Pflegeset und<br />
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