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Bilder:Bauherren-Schutzbund e.V.<br />
In Berlin sind die NachfragenachHandwerkern<br />
und der Fachkräftemangel groß. Eine<br />
Entwicklung, die vorallem Bauherren schadet.<br />
DerBauherren-Schutzbund unterstützt sie mit<br />
Expertise–auch direktauf der Baustelle.<br />
IM GESPRÄCH MIT<br />
STEFAN C. WÜRZNER<br />
DerBauherren-Schutzbund schicktseine Experten auf Baustellen, wo sie die Qualität der geleistetenArbeiten im Auftrag desBauherrn<br />
kontrollieren. Stefan C. Würzner weiß, wasdie häufigstenFehlersind und wie sich die Baubranche speziell in Berlin gewandelt hat<br />
Herr Würzner,was hat sich in den letzten zehn<br />
Jahren für Bauherren in Berlin verändert?<br />
Stefan C. Würzner: Die Preise sind explodiert.<br />
Spätestens seit der Finanzkrise legen<br />
immer mehr Menschen ihr Geld in Betongold<br />
an. Hinzu kamen die günstigen Zinsen.<br />
Die Entwicklung zu hohen Preisen begann<br />
aber schon vorher, mit Wegfall der Eigenheimzulage:<br />
Dadurch brachen viele preiswerte<br />
Anbieter auf dem Markt weg. Und<br />
natürlich hat der Fachkräftemangel auf dem<br />
Bau voll durchgeschlagen.<br />
Waswird sich in den nächsten Jahren ändern?<br />
Die Baukosten werden weiter steigen. Aber<br />
nicht, wie viele behaupten, wegen der gesetzlichen<br />
Vorgaben zum energiesparenden<br />
Bauen. Eine aktuelle Studie von Fraunhofer<br />
zeigt: Haupt-Preistreiber sind die steigenden<br />
Grundstückskosten. Wenn man ein Grundstück<br />
hat, auf dem noch eine alte Gartenlaube<br />
steht, die entsorgt werden muss, steigert<br />
das die Kosten weiter.<br />
Ist es für Bauherren einfacher,ein Fertighaus<br />
zu kaufen? Dann hat man alles aus einer Hand.<br />
Das ist schon einfacher. Solche Angebote –<br />
alles aus einer Hand –gibt es aber auch bei<br />
Massivhäusern. Wir empfehlen diese Variante,<br />
denn damit hat man als Bauherr nicht<br />
Stefan C. Würzner istArchitekt,Bauherrenberater<br />
und außerdem der stellvertretende Vorsitzende des<br />
Bauherren-Schutzbunds.<br />
mehr die Verantwortung für die Einhaltung<br />
der Termine am Bau.<br />
Wassind die häufigsten Fehler auf Baustellen?<br />
Kommunikationsfehler. Verschiedene Gewerke<br />
kommen sich in die Quere. Oder:<br />
Es wird gespart –zuLasten des Bauherrn.<br />
Da wird der Fußbodenaufbau auf einer Geschossdecke<br />
drei Zentimeter zu dünn angelegt.<br />
Das Unternehmen spart dadurch erst<br />
mal nur wenig. Aber auf 100 Häuser hochgerechnet<br />
ist die Ersparnis beträchtlich.<br />
Gibt es viel Ärger mit bestimmten Gewerken?<br />
Der Beruf des Sanitär-Installateurs ist sehr<br />
komplex geworden, vor allem durch die Digitalisierung<br />
und neue Verordnungen. Wir<br />
empfehlen, lieber ein Gesamtsystem für Heizung<br />
und Warmwasser zu kaufen, statt sich<br />
das System aus unterschiedlichen Komponenten<br />
zusammenzustellen. Dann hat man<br />
die Sicherheit, dass die Teile zueinander passen<br />
und die gesetzlichen Auflagen erfüllen.<br />
Wie sind Sie in die Baubranche gekommen?<br />
Ich habe Architektur studiert und mich dann<br />
mit der Planung von Einfamilienhäusern<br />
selbständig gemacht. Aber ich bin eher der<br />
Konstrukteur als der Entwerfer. Später bin<br />
ich in die Sachverständigenschiene gerutscht,<br />
seit Beginn des Jahrtausends arbeite ich ehrenamtlich<br />
und als Berater für den Bauherren-Schutzbund.<br />
Waswünschen Sie sich für Berlin?<br />
Ich bin Mitte der 90er Jahre nach Berlin gezogen.<br />
Immer wieder stelle ich fest, dass diese<br />
Stadt doch etwas unentspannt geworden<br />
ist. Dabei gibt es doch nur zwei Arten von<br />
Problemen: die man lösen kann – warum<br />
sich also Sorgen machen? Und die, die man<br />
nicht lösen kann –darum muss man sich erst<br />
recht keine Sorgen machen (lacht). Ich wünsche<br />
mir für Berlin mehr Gelassenheit.<br />
Das Interview führte Ingrid Bäumer