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Berliner Kurier 03.08.2019

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Bilder:Bauherren-Schutzbund e.V.<br />

In Berlin sind die NachfragenachHandwerkern<br />

und der Fachkräftemangel groß. Eine<br />

Entwicklung, die vorallem Bauherren schadet.<br />

DerBauherren-Schutzbund unterstützt sie mit<br />

Expertise–auch direktauf der Baustelle.<br />

IM GESPRÄCH MIT<br />

STEFAN C. WÜRZNER<br />

DerBauherren-Schutzbund schicktseine Experten auf Baustellen, wo sie die Qualität der geleistetenArbeiten im Auftrag desBauherrn<br />

kontrollieren. Stefan C. Würzner weiß, wasdie häufigstenFehlersind und wie sich die Baubranche speziell in Berlin gewandelt hat<br />

Herr Würzner,was hat sich in den letzten zehn<br />

Jahren für Bauherren in Berlin verändert?<br />

Stefan C. Würzner: Die Preise sind explodiert.<br />

Spätestens seit der Finanzkrise legen<br />

immer mehr Menschen ihr Geld in Betongold<br />

an. Hinzu kamen die günstigen Zinsen.<br />

Die Entwicklung zu hohen Preisen begann<br />

aber schon vorher, mit Wegfall der Eigenheimzulage:<br />

Dadurch brachen viele preiswerte<br />

Anbieter auf dem Markt weg. Und<br />

natürlich hat der Fachkräftemangel auf dem<br />

Bau voll durchgeschlagen.<br />

Waswird sich in den nächsten Jahren ändern?<br />

Die Baukosten werden weiter steigen. Aber<br />

nicht, wie viele behaupten, wegen der gesetzlichen<br />

Vorgaben zum energiesparenden<br />

Bauen. Eine aktuelle Studie von Fraunhofer<br />

zeigt: Haupt-Preistreiber sind die steigenden<br />

Grundstückskosten. Wenn man ein Grundstück<br />

hat, auf dem noch eine alte Gartenlaube<br />

steht, die entsorgt werden muss, steigert<br />

das die Kosten weiter.<br />

Ist es für Bauherren einfacher,ein Fertighaus<br />

zu kaufen? Dann hat man alles aus einer Hand.<br />

Das ist schon einfacher. Solche Angebote –<br />

alles aus einer Hand –gibt es aber auch bei<br />

Massivhäusern. Wir empfehlen diese Variante,<br />

denn damit hat man als Bauherr nicht<br />

Stefan C. Würzner istArchitekt,Bauherrenberater<br />

und außerdem der stellvertretende Vorsitzende des<br />

Bauherren-Schutzbunds.<br />

mehr die Verantwortung für die Einhaltung<br />

der Termine am Bau.<br />

Wassind die häufigsten Fehler auf Baustellen?<br />

Kommunikationsfehler. Verschiedene Gewerke<br />

kommen sich in die Quere. Oder:<br />

Es wird gespart –zuLasten des Bauherrn.<br />

Da wird der Fußbodenaufbau auf einer Geschossdecke<br />

drei Zentimeter zu dünn angelegt.<br />

Das Unternehmen spart dadurch erst<br />

mal nur wenig. Aber auf 100 Häuser hochgerechnet<br />

ist die Ersparnis beträchtlich.<br />

Gibt es viel Ärger mit bestimmten Gewerken?<br />

Der Beruf des Sanitär-Installateurs ist sehr<br />

komplex geworden, vor allem durch die Digitalisierung<br />

und neue Verordnungen. Wir<br />

empfehlen, lieber ein Gesamtsystem für Heizung<br />

und Warmwasser zu kaufen, statt sich<br />

das System aus unterschiedlichen Komponenten<br />

zusammenzustellen. Dann hat man<br />

die Sicherheit, dass die Teile zueinander passen<br />

und die gesetzlichen Auflagen erfüllen.<br />

Wie sind Sie in die Baubranche gekommen?<br />

Ich habe Architektur studiert und mich dann<br />

mit der Planung von Einfamilienhäusern<br />

selbständig gemacht. Aber ich bin eher der<br />

Konstrukteur als der Entwerfer. Später bin<br />

ich in die Sachverständigenschiene gerutscht,<br />

seit Beginn des Jahrtausends arbeite ich ehrenamtlich<br />

und als Berater für den Bauherren-Schutzbund.<br />

Waswünschen Sie sich für Berlin?<br />

Ich bin Mitte der 90er Jahre nach Berlin gezogen.<br />

Immer wieder stelle ich fest, dass diese<br />

Stadt doch etwas unentspannt geworden<br />

ist. Dabei gibt es doch nur zwei Arten von<br />

Problemen: die man lösen kann – warum<br />

sich also Sorgen machen? Und die, die man<br />

nicht lösen kann –darum muss man sich erst<br />

recht keine Sorgen machen (lacht). Ich wünsche<br />

mir für Berlin mehr Gelassenheit.<br />

Das Interview führte Ingrid Bäumer

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