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Berliner Zeitung 05.09.2019

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4* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 206 · D onnerstag, 5. September 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Grüne haben inzwischen<br />

mehr als 90 000 Mitglieder<br />

DieGrünen haben einen neuen Mitgliederrekorderzielt.<br />

Dassagte der<br />

Politische Bundesgeschäftsführer<br />

der Partei, Michael Kellner,amMittwoch.<br />

„Wir haben jetzt 90 000 Mitglieder<br />

und damit in den letzten 20<br />

Monaten 25 000 Mitglieder hinzugewonnen“,<br />

sagte er.Kellner plädierte<br />

nach den Landtagswahlen für Gespräche<br />

mit der Sachsen-CDU über<br />

die Bildung einer Koalition.„Wir sind<br />

bereit, Verantwortung zu tragen,<br />

auch wenn es schwierig wird“, sagte<br />

er.„Es ist vielleicht die historische<br />

Aufgabe dieser Zeit, zu verhindern,<br />

dass die Konservativen die Steigbügelhalter<br />

für Rechtsextreme werden.“<br />

Wichtig sei, dass sich die Bundes-CDU<br />

und die Spitzen der<br />

Landes-CDU „klar vonder AfD distanzieren“.<br />

(mdc.)<br />

Verfassungsbeschwerde<br />

gegen das BKA-Gesetz<br />

Dasnachgebesserte BKA-Gesetz<br />

wirderneut zum Fall für das Bundesverfassungsgericht.<br />

DasBundeskriminalamt<br />

(BKA) könne „aus zu geringem<br />

Anlass zu viele Daten zu vieler<br />

Menschen zu lange speichern<br />

und verarbeiten“, kritisierte der Vorsitzende<br />

der Gesellschaft für Freiheitsrechte<br />

(GFF), UlfBuermeyer.<br />

DieOrganisation hat deshalb in<br />

Karlsruhe Verfassungsbeschwerde<br />

eingereicht, wie sie am Mittwoch in<br />

Berlin mitteilte.Der Erste Senat<br />

hatte das Gesetz schon einmal geprüft<br />

und die umfangreichen Befugnisse<br />

der Ermittler zur Terrorabwehr<br />

2016 zum Teil für verfassungswidrig<br />

erklärt. Dasneue Gesetz trat im Mai<br />

2018 in Kraft. (dpa)<br />

Papst Franziskus beginnt<br />

Afrika-Reise<br />

Papst Franziskus flog am Mittwoch von<br />

Rom aus Richtung Mosambik.<br />

Papst Franziskus ist am Mittwoch zu<br />

einer einwöchigen Afrikareise aufgebrochen.<br />

Diese führtihn zuerst nach<br />

Mosambik im Südosten Afrikas.Anschließend<br />

wirddas katholische Kirchenoberhaupt<br />

nach Madagaskar<br />

und Mauritius im Indischen Ozean<br />

weiterreisen. In Mosambik stehen<br />

für den Papst die Themen „Frieden“<br />

und „Bewahrung des Planeten“ im<br />

Vordergrund sowie der „Verzicht auf<br />

Waffen“, wie die Nummer zwei des<br />

Vatikans,der italienische Kardinal<br />

PietroParolin, mitteilte. (AFP)<br />

Pentagon gibt Milliarden für<br />

Mauerbau frei<br />

Unter Umgehung des Kongresses<br />

hat sich US-Präsident DonaldTrump<br />

mehrereMilliarden Dollar für den<br />

Mauerbau an der GrenzezuMexiko<br />

besorgt. DasUS-Verteidigungsministerium<br />

gab am Dienstag 3,6 Milliarden<br />

Dollar (3,3 Milliarden Euro)<br />

für das Vorhaben frei. Ermöglicht<br />

wurde die Abzweigung der Mittel aus<br />

dem Verteidigungsetat durch die<br />

Notstandserklärung, die Trump im<br />

Februar angesichts des Streits mit<br />

dem Kongress um die Finanzierung<br />

der Mauer erlassen hatte.Die oppositionellen<br />

Demokraten bezeichneten<br />

die vonVerteidigungsminister<br />

Mike Esper verfügte Umschichtung<br />

vonHaushaltsmitteln zugunsten der<br />

Mauer als Verfassungsverstoß. (dpa)<br />

AP<br />

Zu Beginn der SPD-Regionalkonferenz am Mittwochabend in Saarbrücken waren es noch 17 Bewerber,wenig später zwei weniger.<br />

Schwarzer Peter<br />

Die Opposition wirft dem Verkehrsminister vor,Teile der Verantwortung für das Maut-Debakel auf die Betreiber abzuwälzen<br />

VonKai Schlieter<br />

Casting mit Rücktritt<br />

nehmer vergeben hätte, nachdem<br />

der EuGH die Maut bereits kassiert<br />

hatte. Dies sei der „vorsätzliche Versuch<br />

einer treuwidrigen Schädigung“,<br />

so zitiert die <strong>Zeitung</strong> aus Dokumenten<br />

des Bundesverkehrsministeriums.<br />

„Durchschaubares Manöver“<br />

Auch hier berichtete die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>,<br />

dass diese Version der Geschichte<br />

nicht stimmen kann, weil<br />

sich in den Verträgen Passagen finden,<br />

aus denen hervorgeht, dass das<br />

Ministerium über die Vergabe an die<br />

Unterauftragnehmer informiert gewesen<br />

war:Die einzelnen Posten warenseit<br />

Sommer 2017 in einer Anlage<br />

explizit aufgeführt und auch über<br />

lange Zeiträume eingepreist. „Dass<br />

Minister Scheuer nun versucht, den<br />

schwarzen Peter den Maut-Betreibern<br />

indie Schuhe zu schieben, ist<br />

ein durchschaubares Manöver, um<br />

ein jahrelanges Schiedsverfahren<br />

anzustrengen und so sein politisches<br />

Überleben zu sichern“, sagte der<br />

DPA/UWE ANSPACH<br />

Bewerber um SPD-Vorsitzstellen sich vor.Simone Lange und AlexanderAhrensziehenKandidatur zurück<br />

VonTobias Peter<br />

Als Olaf Scholz –Vize-Kanzler<br />

und bekanntester Bewerber<br />

um den Parteivorsitz<br />

–auf der Bühne steht,<br />

sagt er erst einmal, warum er seit seinem<br />

17. Lebensjahr Sozialdemokrat<br />

sei. „Wir müssen darauf bestehen,<br />

dass alle gleich viel wert sind“, sagt er.<br />

Scholz, der gemeinsam mit der Brandenburgerin<br />

Klara Geywitz die Partei<br />

führen will, erzählt, wie er sich im<br />

Café immer über diejenigen geärgert<br />

habe,die auf den Kellner und das Küchenpersonal<br />

herabgeblickt hätten.<br />

Der Bundesfinanzminister erhält für<br />

seinen Auftritt ordentlichen Applaus,<br />

aber keinen frenetischen.<br />

Die Sozialdemokraten suchen<br />

eine neue Parteispitze. Die Bewerber<br />

–acht Kandidatenduos und ein Einzelbewerber<br />

–stellen sich auf 23 Regionalkonferenzen<br />

vor. Am Mittwochabend<br />

sind rund 500 Menschen nach<br />

Saarbrücken gekommen, um zu hören,<br />

was die Kandidaten ihnen zu sagen<br />

haben.<br />

Der Vergleich zu Casting-Shows<br />

wie „Deutschland sucht den Superstar“<br />

liegt nahe. Und so, wie aus denen,<br />

die bei der RTL-Showgewinnen,<br />

längst keine Superstars mehr werden,<br />

ist auch der SPD-Vorsitz in Zeiten des<br />

Dauerumfragetiefs kein Traumjob.<br />

Auf der Bühne stehen die, die sich<br />

eine Kandidatur getraut haben. Doch<br />

werden wirklich alle bis zum Ende<br />

des Prozesses an ihren Ambitionen<br />

festhalten?<br />

Start: Die 17 Kandidaten für<br />

den SPD-Parteivorsitz haben<br />

am Mittwoch in Saarbrücken<br />

ihre Vorstellungstour an der<br />

Basis gestartet. Die acht<br />

Duos und ein Einzelbewerber<br />

kamen zur ersten von23Regionalkonferenz<br />

zusammen.<br />

AUF DEM WEG ZUM VORSITZ<br />

Entscheidung: Erhält in der<br />

folgenden Mitgliederbefragung<br />

kein Bewerber die<br />

Mehrheit, wird erneut über<br />

die Erst- und Zweitplatzierten<br />

abgestimmt. Der SPD-Parteitag<br />

im Dezember bestätigt<br />

den neuen Vorsitz.<br />

Rücktritt: Die Neuwahl war<br />

notwendig geworden, weil<br />

Partei- und Fraktionschefin<br />

Andrea Nahles nach dem<br />

schlechten Abschneiden bei<br />

der Europawahl Ende Mai<br />

vonihren Ämternzurückgetreten<br />

war.<br />

Die Antwort lautet: Nein. Der einzige<br />

Einzelbewerber Karl-Heinz<br />

Brunner, Bundestagsabgeordneter<br />

aus Bayern, hält zwar bislang weiter<br />

wacker an seiner Bewerbung fest.<br />

Doch den ersten Paukenschlag gibt es<br />

bereits nach einer halben Stunde.Die<br />

Flensburger Oberbürgermeisterin Simone<br />

Lange verkündet, dass sie und<br />

ihr Co-Kandidat, der Bautzener Oberbürgermeister<br />

Alexander Ahrens, zugunsten<br />

des Duos aus Norbert Walter-Borjans<br />

und der Bundestagsabgeordneten<br />

Saskia Esken ihre Kandidatur<br />

zurückzogen. Dafür gibt es<br />

Applaus, denn Walter-Borjans –der<br />

als Ex-NRW-Finanzminister einst für<br />

den Staat Steuer-CDs gekauft hat –<br />

kommt gut an bei der Basis im Saal.<br />

Dann geht es einmal mehr um die<br />

große Koalition. „Wir sollten aus meiner<br />

Sicht an Glaubwürdigkeit nicht<br />

weiter verlieren, indem wir in der großen<br />

Koalition bleiben“, ruft SPD-<br />

Fraktionsvize Karl Lauterbach in den<br />

Saal. Viele klatschen. Dastun sie aber<br />

auch, als der niedersächsische Innenminister<br />

BorisPistorius sagt: „Warum<br />

setzen wir den Mindestlohn in der<br />

großen Koalition durch und schaffen<br />

es dann nicht, dass die Leute uns dafür<br />

loben?“<br />

Weitere Themen: Wasist eine gerechte<br />

Vermögensverteilung im<br />

Land? Wie soll die Steuerpolitik der<br />

kommenden Jahre aussehen? Was<br />

bedeutet Digitalisierung für die Arbeitswelt<br />

–und wie müssen die Sozialdemokraten<br />

damit umgehen? Der<br />

Staatsminister im Auswärtigen Amt,<br />

Michael Roth, wirbt an der Seite der<br />

früheren NRW-Familienministerin<br />

Christina Kampmann dafür,dass den<br />

Frauen mehr Gerechtigkeit geschehen<br />

müsse. Das alles und viel mehr<br />

aber immer nur in großer Kürze.<br />

Auch die Parteibasis darf Fragen<br />

stellen. Einer greift „den Olaf“ hart an<br />

und fragt, wie man denn von einem<br />

wie ihm Glaubwürdigkeit erwarten<br />

könne, woerdoch die SPD da unten<br />

hingebracht habe. Der Vize-Kanzler<br />

bedankt sich artig für die Frage.„Es gehört<br />

ein bisschen zu meiner Geschichte<br />

dazu, dass ich mich nicht gemeint<br />

fühle“, sagt er und dass er als<br />

Hamburger Bürgermeister viel für den<br />

sozialen Wohnungsbau getan habe,<br />

als andere das Wort noch nicht mal<br />

hätten buchstabieren können. „Ich<br />

bin der Meinung, dass ich ein echter<br />

truly Sozialdemokrat bin“, sagt er.<br />

Welche Erkenntnisse bringt der<br />

Abend neben der inhaltlichen Diskussion?<br />

Zum Beispiel die, dass der<br />

gemeinsame Auftritt im Duo gelernt<br />

sein will. Während Walter-Borjans<br />

und Esken sich gegenseitig vorstellen,<br />

spricht Lauterbach bei seiner eigenen<br />

Vorstellung etwas zu lang. „Ich muss<br />

mich jetzt ein bisschen kürzer fassen“,<br />

sagt seine Duo-Partnerin Nina<br />

Scheer. Später lässt Lauterbach ihr<br />

das Schlusswort. Petra Köpping, Co-<br />

Kandidatin vonPistorius,unterbricht<br />

sich irgendwann selbst und sagt: „Ich<br />

will ja meinem Boris nicht die Zeit<br />

wegnehmen.“<br />

Gesine Schwan, die gemeinsam<br />

mit Parteivize Ralf Stegner antritt,<br />

sagt, es sei ja oft von Kandidatentandems<br />

die Rede. Sie halte aber nichts<br />

davon, dass wie auf einem Tandem er<br />

vorn lenke und sie hinten trampele.<br />

„Wir lenken beide vorn und trampeln<br />

beide hinten.“<br />

Bundesverkehrsminister Andreas<br />

Scheuer (CSU) gerät wegen seiner<br />

Maut-Affäre zunehmend unter<br />

Druck. Die Pläne der Opposition für<br />

einen Untersuchungsausschuss sind<br />

nach Informationen der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> schon weit gediehen.<br />

Es sind mehrere Brandherde, die<br />

Scheuer derzeit löschen muss. Da<br />

sind einerseits unbeantwortete Fragen.<br />

Etwa, warum bei der entscheidenden<br />

Wirtschaftlichkeitsuntersuchung,<br />

die den Ausschlag zurVergabe<br />

der Mauterhebung an ein privates<br />

Konsortium gab,Zahlen nachträglich<br />

gravierend geändert wurden. Vorallem<br />

aber, warum der staatliche Betreiber<br />

Toll Collect in der Rechnung<br />

überhaupt nicht auftaucht. Über all<br />

dies berichtete die <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

exklusiv. Bis heute antwortete das<br />

Bundesverkehrsministerium trotz<br />

nochmaliger Nachfrage nicht.<br />

Unter dem Strich führten die Veränderungen<br />

der Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

dazu, dass statt des<br />

Staates das private Konsortium aus<br />

CTS Eventim und Kapsch den Zuschlag<br />

für die Mauterhebung bekam,<br />

obwohl das wirtschaftlich deutlich<br />

teurer war und damit gegen die<br />

Haushaltsordnung verstieß.<br />

Im Sommer 2019 kassierte der<br />

Europäische Gerichtshof (EuGH)<br />

grundsätzlich die Pkw-Maut als europarechtswidrig,<br />

was die Verträge<br />

insgesamt hinfällig machte und nun<br />

zu drohenden Regressforderungen<br />

seitens des Konsortiums führen<br />

könnte. Scheuer hatte die Verträge<br />

vordiesem Urteil abgeschlossen, obwohl<br />

relativ klar war, wie der EuGH<br />

entscheiden würde. Auch den Bundestag<br />

hatte er nicht befragt.<br />

Gegenwärtig drängt sich ein weiteres<br />

neues Problem in den Vordergrund,<br />

dass wohl Scheuers Ministerium<br />

ebenfalls selbst verursachte.<br />

Denn aus Unterlagen eines Anwalts<br />

des Ministeriums zitierte die Süddeutsche<br />

<strong>Zeitung</strong>, dass das Konsortium<br />

noch Aufträge an Unterauftrag-<br />

Grünen-Haushaltspolitiker Sven-<br />

Christian Kindler der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>.<br />

„Das bedeutet eine Dokumentenschlacht<br />

vonmindestens zwei bis<br />

drei Jahren und damit über die Legislaturperiode<br />

hinaus.“ Auch er bestätigt<br />

nun:„Dem Bund war vonAnfang<br />

an bekannt, dass die Maut-Betreiber<br />

mit Unterauftragnehmern zusammenarbeiten<br />

würden. Die Vertragssummen<br />

hat Scheuer mit seiner Unterschrift<br />

unter die Verträge ebenso<br />

abgesegnet wie die drohenden Entschädigungszahlungen.“<br />

Der verkehrspolitischen Sprecher<br />

der FDP-Bundestagsfraktion Oliver<br />

Luksic sagte der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>:<br />

„Vom Abschluss bis hin zur Kündigung<br />

derVerträge gab es einen Modus<br />

Vivendi bezüglich Unterauftragnehmerverträgen.<br />

Scheuer wirft mit Nebelkerzen<br />

und versucht hier aus<br />

Angst vor den Konsequenzen seines<br />

Handelns, eine Formalie aufzublasen.“<br />

Nach Informationen dieser <strong>Zeitung</strong><br />

ist nun ein Untersuchungsausschuss<br />

bis Ende 2019 wahrscheinlich.<br />

Ein bisschen<br />

mehr Schutz<br />

für die Umwelt<br />

Kabinett beschließt Logo für<br />

Fleisch und Glyphosatverbot<br />

Viele Pflanzenschutzmittel sind auch für<br />

Bienen schädlich.<br />

DPA<br />

Die Landwirtschaft in Deutschland<br />

soll mit einem strengeren<br />

Insektenschutz und neuen Anreizen<br />

umweltfreundlicher werden. Das<br />

Bundeskabinett beschloss dafür am<br />

Mittwoch ein Paket vonRegelungen,<br />

das ein Verbot des besonders umstrittenen<br />

Unkrautgifts Glyphosat<br />

bis Ende 2023 vorsieht. Für Supermarktkunden<br />

soll ein neues Logo<br />

kommen, das Schweinefleisch aus<br />

besserer Tierhaltung anzeigt –wenn<br />

Bauern freiwillig mitmachen. Aus<br />

den wichtigen EU-Agrarzahlungen<br />

an die Höfe soll mehr Geld für Umweltmaßnahmen<br />

reserviertwerden.<br />

Umweltministerin Svenja Schulze<br />

(SPD) sprach voneinem„starken und<br />

wirksamen Aktionsprogramm“ gegen<br />

das Insektensterben. DerEinsatz<br />

von Unkraut- und Schädlingsgiften<br />

soll stark eingeschränkt werden.<br />

Pflanzenschutzmittel, die der biologischenVielfalt<br />

schaden, sollen ab 2021<br />

in Naturschutzgebieten und anderen<br />

geschützten Zonen tabu sein. Zwischen<br />

Anwendungsgebieten und Gewässern<br />

müssen fünf Meter Abstand<br />

sein, wenn der Gewässerrand dauerhaft<br />

begrünt ist –sonst zehn Meter.<br />

Der Bund will pro Jahr zudem 100<br />

Millionen Euro zusätzlich als Förderung<br />

geben.<br />

Die Anwendung von Glyphosat<br />

soll zum Stichtag 31. Dezember 2023<br />

verboten werden. Dann läuft auch<br />

die Genehmigung in der EU inklusive<br />

Übergangsfrist aus, wenn die<br />

EU-Staaten sie nicht erneut verlängern.<br />

Ab 2020 soll bereits mit einer<br />

„systematischen Minderungsstrategie“<br />

die Anwendung „deutlich“ eingeschränkt<br />

werden. Geplant sind<br />

etwa ein Verbot für Haus- und Kleingärten,<br />

öffentliche Flächen wie Parks<br />

sowie Einschränkungen für Bauern,<br />

darunter ein Verbot der Anwendung<br />

vorder Ernte.Das soll etwa drei Viertel<br />

der Einsatzmenge vermeiden.<br />

Naturschützer kritisieren Glyphosat<br />

als schädlich für die ökologische<br />

Vielfalt. Es steht außerdem im<br />

Verdacht, krebserregend zu sein.<br />

Für das staatliche Tierwohl-Logo<br />

beschloss das Kabinett einen Gesetzentwurf,<br />

der die Rahmenbedingungen<br />

regelt. Supermarktkunden sollen<br />

daran bald Schweinefleisch aus besserer<br />

Haltung erkennen können. Bauern<br />

können das Logo freiwillig nutzen,<br />

müssen dann aber verbindliche<br />

Kriterien wie mehr Platz im Stall einhalten.<br />

Vorgesehen sind regelmäßige<br />

Kontrollen und bei Verstößen Sanktionen<br />

bis hin zu Gefängnisstrafen.<br />

Vonder SPD im Bundestag kam<br />

Kritik. „Ohne eine Verpflichtung wird<br />

es kein Label geben“, sagte Fraktionsvize<br />

Matthias Miersch der dpa. Die<br />

SPD werde die „ausschließlich auf<br />

Freiwilligkeit basierende Hochglanzpolitik“<br />

Klöckners nicht mitmachen.<br />

Bauernpräsident Joachim Rukwied<br />

lehnte das Gesamtpaket als„für<br />

die Landwirte toxisch“ ab. Essei „im<br />

Grundsatz eine agrarpolitische Fehlentscheidung“,<br />

wenn über das geltende<br />

Fachrecht hinaus Auflagen die<br />

Landwirtschaft belasteten und in ihrer<br />

Wettbewerbsfähigkeit schwächten,<br />

sagte er mit Blick auf das geplante<br />

Verbot von Herbiziden in vielen<br />

Arten vonSchutzgebieten. (dpa)

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