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Berliner Zeitung 06.09.2019

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 207 · F reitag, 6. September 2019 17 *<br />

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Gesundheit<br />

Schluss mit dem Glücksspiel<br />

Leser der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> suchten während einer Telefonaktion Rat bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Eine Zusammenfassung<br />

Aktuellen Studien zufolge<br />

zocken hierzulande etwa<br />

40 Prozent der 16- bis 70-<br />

Jährigen regelmäßig um<br />

Bares und verbringen extrem viel<br />

Zeit vor Spielautomaten, in Kasinos<br />

oder beim Onlinepoker. Für viele<br />

von ihnen ist das längst nicht mehr<br />

nur ein Zeitvertrieb, sondern krankhafte<br />

Glücksspielsucht. Vorwenigen<br />

Tagen standen zu diesem Thema die<br />

Expertinnen Dorothee Köpsell und<br />

Heike Roß-Helmig von der Bundeszentrale<br />

für gesundheitliche Aufklärung<br />

am Lesertelefon der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> Rede und Antwort. Viele Leser<br />

nutzten die Möglichkeit, sich anonym<br />

beraten zu lassen. Im Folgenden<br />

eine Zusammenfassung:<br />

Mein Mann ist fast nur noch in der<br />

Spielhalle und verspielt fast sein ganzes<br />

Gehalt. Wassoll ich machen? Ich<br />

kann ihn doch nicht einsperren.<br />

Nein, das können Sie nicht. Eine<br />

Veränderung ist nur möglich, wenn<br />

Ihr Mann das will. Das einzige, was<br />

Sie dazu tun können, ist, ihm das<br />

Problem deutlich zu machen. Sagen<br />

Sie ihm in einer ruhigen<br />

Stunde, wie es Ihnen geht, wenn er<br />

nur noch Zeit und Geld für die<br />

Spielhalle übrig hat. Sprechen Sie<br />

dabei möglichst in der Ich-Form.<br />

Vielleicht bewirkt das etwas. Wenn<br />

nicht, bleibt Ihnen nur zu überlegen,<br />

inwieweit Sie dieses Leben so<br />

weiter führen wollen. Unterstützung<br />

erhalten Sie bei Suchtberatungs-,<br />

Lebensberatungs- oder Angehörigenberatungsstellen.<br />

Wird Glücksspielsucht ambulant oder<br />

im Krankenhaus behandelt? Wer<br />

übernimmt die Kosten?<br />

Die Therapie kann in einem<br />

Reha-Krankenhaus stationär durchgeführt<br />

werden, ambulant meistens<br />

in einer Suchtberatungsstelle oder<br />

beim Psychotherapeuten. Die Behandlung<br />

wird in der Regel durch<br />

den zuständigen Rentenversicherungsträger<br />

oder die Krankenkasse<br />

finanziert. Die Suchtberatungsstellen<br />

helfen, einen geeigneten Therapieplatz<br />

zu finden und die Kostenübernahme<br />

zu klären.<br />

Bekommt man während der stationären<br />

Therapie Krankengeld?<br />

Personen die erwerbstätig sind,<br />

erhalten in der Regel für die Zeit der<br />

stationären Therapie Übergangsgeld,<br />

was mit Krankengeld vergleichbar<br />

ist.<br />

Bei mir gibt es ganz in der Nähe eine<br />

Beratungsstelle für Glücksspielsucht.<br />

Wenn ich mich dorthin wende,<br />

ist dann gesichert, dass nichts von<br />

meinem Problem nach außen dringt?<br />

Ja.Die Suchtberatungsstellen unterliegen,<br />

ähnlich wie Ärzte, der<br />

Schweigepflicht.<br />

Ich spiele immer nur im Casino, habe<br />

aber dort schon eine Menge Geld gelassen.<br />

Wie kann ich davon wegkommen?<br />

Der einfachste Wegwäre, in dem<br />

Casino um eine Sperrung durch ein<br />

persönliches Hausverbot zu bitten.<br />

Allerdings kann das nur ein erster<br />

Spielsucht ist eine unterschätzte Krankheit.<br />

Schritt sein. Um wirklich vom<br />

Glücksspiel wegzukommen, ist eine<br />

ernsthafte Auseinandersetzung und<br />

eventuell eine Therapie nötig.<br />

Jetzt ist mein Bruder so weit, dass er<br />

etwas gegen seine Spielsucht tun<br />

will. Allerdings haben die Suchtberatungsstellen<br />

erst Termine in ein paar<br />

Wochen ...<br />

IMAGO<br />

Es ist möglich, dass die Beratung<br />

nicht sofort stattfinden kann. Ihr<br />

Bruder sollte dennoch schnell einen<br />

Termin vereinbaren. Bis dahin kann<br />

er Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe<br />

aufnehmen oder eine Online-Beratung<br />

unter www.checkdein-spiel.de<br />

nutzen. Donnerstags<br />

gibt es dort übrigens auch eine offene<br />

Chat-Stunde.<br />

Wie kann ich meine Spielschulden abbauen.<br />

Sie liegen schon im fünfstelligen<br />

Bereich …<br />

Sie können sich an Schuldnerberatungsstellen<br />

wenden. Allerdings<br />

sind die Beratung und entsprechende<br />

Maßnahmen, erst in Kombination<br />

mit einer Therapie der<br />

Glücksspielsucht sinnvoll. Denn solange<br />

immer neue Schulden angehäuft<br />

werden, würde ein Insolvenzverfahren<br />

zwangsläufig scheitern.<br />

Für ein Gespräch über Ihr Spielverhalten<br />

und mögliche Therapieformen<br />

können Sie sich an Suchtberatungsstellen<br />

wenden, die sich auf<br />

Glücksspielsucht spezialisiert haben.<br />

Mein Bruder verspielt in letzter Zeit<br />

das ganze Geld am Computer. Er<br />

fragte mich, ob ich ihm etwas für die<br />

Miete borgen könnte. Sollte ich das<br />

tun?<br />

Auf keinen Fall. Er muss die Folgen<br />

des Glücksspiels spüren, sonst<br />

wird bei ihm nie die Einsicht reifen,<br />

dass das Spiel für ihn ein Problem ist.<br />

Wenn Sieihm Geld borgen, wäredas<br />

in etwa das Gleiche, als wenn Sie einem<br />

Alkoholiker eine FlascheWodka<br />

hinstellen und sagen: Trink nicht so<br />

viel.<br />

Mein Sohn lässt mehr und mehr Geld<br />

im Casino. Seitdem ich ihm gesagt<br />

habe, dass ich fürchte, er sei spielsüchtig,<br />

hat er den Kontakt abgebrochen.<br />

Wardas falsch?<br />

Oft kommt man weiter, wenn<br />

man den Betreffenden fragt, wie es<br />

ihm geht und wie er selbst sein<br />

Glücksspiel erlebt. Eine direkte Konfrontation<br />

mit der Aussage, dass er<br />

spielsüchtig ist, überfordert ihn in<br />

der Regel. Denn es ist ein langer Weg<br />

bis zu der Erkenntnis,dass man dem<br />

Glücksspiel verfallen ist.<br />

Nachdem er sehr viel Geld verloren<br />

hat, will mein Mann nicht mehr spielen.<br />

Eine Therapie lehnt er kategorisch<br />

ab. Nun hat ihn ein Kumpel mit<br />

zu einer Selbsthilfegruppe genommen.<br />

Kann das etwas bringen?<br />

Selbsthilfegruppen stellen eine<br />

wichtige Ergänzung in der Suchthilfe<br />

dar. Die Gruppenmitglieder<br />

können sich gegenseitig stärken,<br />

um den Weg aus der Glücksspielsucht<br />

zu schaffen. IhrMann, der gerade<br />

beginnt, sich mit einem Ausstieg<br />

aus dem Glücksspiel zu beschäftigen,<br />

kann vom Austausch<br />

mit Menschen, die das Glücksspiel<br />

überwunden haben, profitieren.<br />

Außerdem ist das Wissen, dass man<br />

mit seinem Problem nicht allein dasteht,<br />

oft eine hilfreiche Erfahrung.<br />

Gelingt der Ausstieg so nicht, stehen<br />

Ihnen und Ihrem Mann spezielle<br />

Beratungsstellen für Glücksspielsucht<br />

offen. (BLZ)<br />

Weitere Informationen: Im Internet findet<br />

man auf den Seiten www.checkdein-spiel.de<br />

oder www.spielenmit-verantwortung.de<br />

Hinweise zu<br />

Beratungsstellen. Eine Telefonberatung<br />

zur Glücksspielsucht ist über<br />

die Nummer 0800/137 27 00 möglich.<br />

Anzeige<br />

Anzeige<br />

FRÜHERKENNUNG, ZUSAMMENARBEIT IN INTERDISZIPLINÄREN ZENTREN UND INNOVATIVE THERAPIEN SORGEN FÜR ERFOLGE<br />

Überlebenschancen bei Darmkrebs verbessern sich zunehmend<br />

Darmkrebs ist die zweithäufigste Tumorerkrankung<br />

bei Frauen und die dritthäufigste bei Männern.<br />

Die Chancen für eine erfolgreiche Behandlung<br />

sind umso größer, jefrüher der Krebs oder<br />

seine Vorstufen erkannt werden.<br />

Die Experten Prof. Dr. Frank Kolligs, Chefarzt<br />

der Inneren Medizin und Gastroenterologie,<br />

Prof. Dr. Martin Strik, Chefarzt der Allgemein,<br />

Viszeral- und Onkologischen Chirurgie, und Priv.-<br />

Doz. Dr. Peter Reichardt, Chefarzt der Onkologie<br />

im Helios Klinikum Berlin-Buch, sprechen über<br />

eine moderne, interdisziplinäre Krebsbehandlung<br />

und die Bedeutung der Vorsorge.<br />

Kolligs: „Wenn wir von Darmkrebs sprechen meinen<br />

wir im engeren Sinne den Dickdarm- und den<br />

Mastdarmkrebs. Dünndarmkrebs ist dagegen<br />

sehr selten. Der Krebs entwickelt sich über einen<br />

langen Zeitraum zunächst oft ohne Beschwerden.<br />

Viele Patienten suchen erst ärztlichen Rat, wenn<br />

sie Bauchschmerzen, Blut im Stuhl, Durchfall,<br />

Verstopfungen oder Gewichtsverlust bemerken.<br />

Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder<br />

der Verzehr von viel Schweine- und Rindfleisch,<br />

aber auch genetische Veranlagungen und das Alter<br />

haben einen Einfluss auf die Entstehung von<br />

Krebs. Aus der aktuellen Forschung wissen wir<br />

zudem, dass unserem Mikrobiom, das, was wir<br />

früher Darmflora genannt haben, auch eine wichtige<br />

Rolle in der Darmkrebsentstehung zukommt.<br />

Ist ein Krebs diagnostiziert, sollte nicht ein Arzt<br />

allein über die Behandlung entscheiden. In der<br />

Tumorkonferenz einer spezialisierten Klinik besprechen<br />

Experten unterschiedlicher Fachbereiche<br />

die individuelle Behandlung.“<br />

Strik: „Auch, wenn bereits ein Darmkrebs diagnostiziert<br />

wurde, so bestehen in frühen Stadien<br />

hervorragende Heilungschancen. Für die genaue<br />

Bestimmung des Tumorstadiums und die Behandlungsplanung<br />

erfolgen nach der Entnahme<br />

einer Gewebeprobe (Biopsie) weitere Untersuchungen<br />

wie Ultraschall, CT, MRT und Bestimmung<br />

von Tumormarkern im Blut. Die Lage des<br />

Tumors und das Stadium bestimmen den operativen<br />

Eingriff und ob eine Bestrahlung oder Chemotherapie<br />

notwendig ist.“<br />

Großer Stellenwert der Vorsorge<br />

Kolligs: „Aber soweit muss es erst gar nicht<br />

kommen! Frauen und Männer ab 50 Jahren sollten<br />

zur Vorsorge gehen. Dazu stehen die Untersuchung<br />

des Stuhles auf verstecktes Blut und<br />

die Darmspiegelung (Koloskopie) zur Verfügung.<br />

Die Ärzte im Helios Klinikum Berlin-Buch legen für jeden Patienten interdisziplinär und individuell ein Behandlungskonzept fest.<br />

Im Falle einer familiären Vorbelastung sollte zehn<br />

Jahre vor dem Alter, in dem bei betroffenen Angehörigen<br />

die Diagnose gestellt wurde, eine Koloskopie<br />

erfolgen. Bei der Koloskopie können bereits<br />

Krebsvorstufen, die Darmpolypen, erkannt,<br />

präventiv entfernt und der Darmkrebs dadurch<br />

effektiv verhindert werden.“<br />

Strik: „Eine Vielzahl<br />

Darmkrebs-Operationen<br />

führen wir minimalinvasiv,<br />

in der sogenannten<br />

Schlüssel-Loch-Technik<br />

durch. Bei dieser schonenden<br />

OP-Methode profitieren<br />

die Patienten von einer<br />

schnelleren Genesung<br />

und geringeren Wund- und<br />

Narbenbeschwerden. Im fortgeschrittenen Tumorstadium<br />

werden die Heilungschancen zwar<br />

kleiner, doch auch im metastasierten Stadium<br />

können wir durch die Anwendung neuester Behandlungsmethoden<br />

oft die Lebensqualität<br />

der Betroffenen erhalten und die Lebenszeit<br />

verlängern.“ Ist es zu Bauchfellmetastasen gekommen,<br />

können wir durch eine chirurgische<br />

569<br />

Darmkrebsfälle<br />

(Dickdarm- und<br />

Mastdarmkrebs)<br />

wurden allein 2017 im Helios Klinikum<br />

Berlin-Buch behandelt.<br />

Entfernung der Metastasen und Spülung der<br />

Bauchhöhle mit einer erwärmtenChemotherapie<br />

(HIPEC) die Prognose deutlich verbessern. Eine<br />

weitere Methode ist die sogenannte Druck-Aerosol-Chemotherapie<br />

(PIPAC), bei der Medikamente<br />

minimalinvasiv direkt auf die Tumorherde im<br />

Bauchfell aufgebracht werden. Beim Mastdarmkrebs<br />

können wir durch<br />

eine kombinierte Strah-<br />

QUELLE: WEISSE LISTE<br />

lenchemotherapie und<br />

besondere OP-Techniken<br />

in einer Vielzahl der Fälle<br />

den Schließmuskel erhalten.<br />

Wenn ein vorübergehender<br />

oder bleibender<br />

Darmausgang notwendig<br />

ist, können wir gemeinsam<br />

mit erfahrenen Stomaschwestern<br />

eine gute Lebensqualität mit<br />

selbstbestimmtem Alltag sichern.“<br />

Reichardt: „Kann der Tumor durch die Operation<br />

vollständig entfernt werden, ist der Darmkrebs<br />

heilbar. Eine vorhergehende Behandlung mit einer<br />

Strahlentherapie kann bei Mastdarmkrebs den<br />

Heilungserfolg verbessern. In manchen Fällen<br />

verschwindet der Tumor nach einer kombinierten<br />

Strahlenchemotherapie sogar vollständig. Nach<br />

der Operation ist eine Chemotherapie nur bei<br />

fortgeschrittenen Tumoren mit Lymphknotenbefall<br />

oder Metastasen notwendig. Auch prüfen wir<br />

bei Darmkrebs mit Metastasen, z.B. in der Leber,<br />

ob diese operativ entfernt oder verödet werden<br />

können. Im frühen Stadium, wenn der Tumor auf<br />

den Darm beschränkt ist, sind die Heilungsraten<br />

auch ohne Chemotherapie sehr gut. Für die medikamentöse<br />

Therapie von Darmkrebs, der bereits<br />

Metastasen gesetzt hat, stehen uns heute zahlreiche<br />

Medikamente einschließlich neuer Ansätze<br />

zur Immuntherapie zur Verfügung.“<br />

Der Krebs-Infotag<br />

Am Samstag, den 9. November sprechen Spezialisten<br />

von 9bis 15 Uhr im Helios Klinikum<br />

Berlin-Buch in Seminaren mit Interessierten über<br />

moderne Krebsmedizin. Arzt und TV-Moderator<br />

Dr. Carsten Lekutat moderiert eine Expertenrunde<br />

zur fachübergreifenden Krebsbehandlung.<br />

Interessierte können sich über die Website<br />

anmelden, aber auch spontane Teilnehmer<br />

sind herzlich willkommen:<br />

www.helios-gesundheit.de/krebs-weiter-leben<br />

THOMAS OBERLÄNDER/HELIOS KLINIKEN<br />

ONKOLOGISCHES ZENTRUM<br />

Mit dem zertifizierten Onkologischen Zentrum<br />

ist das Helios Klinikum Berlin-Buch<br />

eineder führenden Adressen für alle Stadien<br />

und Arten von Krebserkrankungen.<br />

Seit 2008 zertifiziert die Deutsche Krebsgesellschaft<br />

Onkologische Zentren, indenen<br />

die an der Krebsbehandlung beteiligten Disziplinen<br />

eng zusammenarbeiten. Neben Chirurgen,<br />

Strahlentherapeuten, Onkologen und<br />

Vertretern weiterer Fachbereiche gehören<br />

dazu auch speziell ausgebildete onkologische<br />

Pflegekräfte. Für die Zertifizierung sind verschiedeneAnforderungenzuerfüllen:<br />

Einbezogen<br />

werden etwaOperationszahlen, Komplikationsraten<br />

oder kontinuierliche Fortbildungen.<br />

Mit einer Vielzahl an zertifizierten Zentren,<br />

wie zum Beispiel dem Darmkrebszentrum,<br />

sowie allen für die Behandlung erforderlichen<br />

Fachbereichen an einem einzigen<br />

Standort, hat das Helios Klinikum Berlin-<br />

Buch eine Kompetenz, die sonst nur in einigen<br />

Universitätskliniken zu finden ist.

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