<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 207 · F reitag, 6. September 2019 – S eite 28 * ························································································································································································································································································· Panorama LEUTE Sarah Kuttner (40) findet es nicht so toll, dass Tokio-Hotel-Gitarrist Tom Kaulitz seiner Frau Heidi Klum ein Stück <strong>Berliner</strong> Mauer geschenkt hat, das jetzt in deren Garten unter der Sonne Kaliforniens rumsteht. Moderatorin Kuttner twitterte am Donnerstag: „Bin ich zu pingelig? Aber, vonder Dekadenz mal ganz abgesehen: An dieser Mauer wurde geweint, patrouilliert, geschossen und gestorben. Siesteht für nichts Gutes. Undjetzt vorHeidis Haus? Ichkriege es einfach nicht überzeugend positiv gedreht.“ Also wir fanden Frau Kuttner eigentlich noch nie pingelig. Brad Pitt (55) geht offen mit seinem früheren Alkoholproblem um. Nachdem seine Frau Angelina Jolie die Scheidung eingereicht hatte,sei er anderthalb Jahrelang zu den Anonymen Alkoholikerngegangen, sagte der US-Schauspieler der NewYork Times.„Da sitzen all diese Männer um dich herum, offen und ehrlich auf eine Artund Weise,von der ich noch nie gehörthatte“, so Pitt, der froh war,einen sicheren Platz zu haben, an dem es wenig Verurteilung gab.Keiner aus der Gruppe habe seine Geschichten an die Medien weitergegeben. Gute Sache. Charlotte (4) muss sich dem vielbeschworenen Ernst des Lebens stellen. Angemessen aufgeregt, aber mit freundlicher Unterstützung ihrer ElternPrinz William und Herzogin Kate (beide 37) und ihresgroßen Bruders George (6) absolvierte die britische Prinzessin am Donnerstag ihren ersten Schultag an einer Privatschule im Süden Londons.Dortgilt das Motto:„Lob ist der größte Motivator.“ Tschakka! (avo.) Klassisch uniformiert: Charlotte mit Röckchen und Söckchen. GETTY IMAGES TIERE So sehen Sieger aus: Corinne Fesseau und Maurice. AFP/XAVIER LEOTY Die klagenden Rentner vonder französischen Atlantik-Insel Oléron können sich mal gehackt gelegen:Wollten die Ruheständler doch dem Hahn Maurice,der hier in der Ortschaft Saint-Pierre-d’Oléron seinen frühmorgendlichenWeckdienst verrichtet, gerichtlich das Kikeriki verbieten. Dasangerufene Gericht in Rochefort erkannte aber keine Ruhestörung und entschied am Donnerstag für den Gockel und seine Besitzerin Corinne Fesseau: Ihrhaben die klagenden Rentner nun 1000 Euro Entschädigung zu zahlen. Harhar. (schl.) Die Angeklagten Mario S. (li.) und Andreas V. mit seinem Verteidiger Johannes Salmen (re.) im Gerichtssaal in Detmold. „Unendliches Leid“ Hohe Haftstrafen und SicherungsverwahrungimProzess um den hundertfachenKindesmissbrauchinLügde VonJulia Rathcke, Detmold Immer wieder spricht Anke Grudda vom Richterpult aus die beiden Angeklagten rechts von ihr an, sieht ihnen dabei direkt in die Augen, bleibt stets ruhig im Ton. „Sie haben den Kindern unendliches Leid zugefügt. Siehaben ihreKindheit schwer belastet, vielleicht sogar zerstört“, sind Sätze, wie sie an diesem Morgen in dem prall gefüllten Saal 165 am Landgericht in Detmold fallen. Aufder Anklagebank hält Andreas V. ihrem Blick stand, der Mitangeklagte Mario S. starrt neben ihm bloß auf den Tisch. Beide Männer bleiben regungslos, emotionslos, stumm. Wie schon während des gesamten Prozesses. DenOpfernwurde nicht geglaubt Nach zehn Verhandlungstagen ist am Donnerstag das Urteil gefallen im Verfahren um den bislang größten Fall von Kindesmissbrauch in Nordrhein-Westfalen, der Anfang des Jahres bekannt wurde und dessen Ausmaß zunächst niemand ahnte. AmEnde stehen lange Freiheitsstrafen: 13 Jahrefür den 56-jährigen Andreas V.,zwölf Jahre für den 34-jährigen Mario S.–inklusive anschließender Sicherungsverwahrung für beide. Fast 300 Mal soll sich der eine an Kindern vergangen haben, 160 Mal der andere. 24 Mädchen und acht Jungen fielen ihnen in den vergangenen zwanzig Jahren zum Opfer,mindestens. Die Zahlen sind nicht neu, aber noch immer falle es schwer, die Taten in Worte zu fassen, sagt die Richterin. Die Fotos, die Videos, die Aussagen der Kinder, die Chatverläufe,seien „an Widerwärtigkeit nicht zu überbieten“ –alle Beteiligten hätten nach diesemVerfahren furchtbare Bilder im Kopf, vondenen man manche nie wieder loswerde. Der Fall: Die jahrelang unentdeckt gebliebene Missbrauchsserie auf dem Campingplatz in Lügde hatte nachihrem Bekanntwerden Ende Januar bundesweit Entsetzen ausgelöst. DasVerfahren: In Detmold warenHunderteTaten an 24 Mädchen und acht Jungen angeklagt, die jüngsten Opfer warenvier und fünfJahre alt. Der Skandal: Der Fall gilt wegenpolizeilicher Ermittlungspannen und Behördenversagens als einer der größten Skandale der vergangenen Jahre. Unter anderem verschwand bei der Polizei Lippe Beweismaterial. In der einstündigen Urteilsbegründung wird noch einmal deutlich, was an diesem Fall so fassungslos macht: Es ist die Vielzahl der Taten, der ungewöhnlich lange Tatzeitraum, „aber es ist vor allem die Art und Weise, die so betroffen macht“, sagt Grudda. Schwerer sexueller Missbrauch, das bedeute in diesem Fall Oralverkehr, Analverkehr, Vaginalverkehr mit Kindern, die teils erst vier Jahre alt waren. Erzwungen durch ein perfides System aus Belohnung, Bedrohung und Manipulation der Schwächsten, was das ungestörte Treiben über Jahreerst ermöglichte. Weil die Kinder schwiegen, wenn „Addy“ damit drohte, dass sie ins Heim kämen, wenn sie plaudern, oder wenn Mario drohte, sich dann umzubringen. Als ein Mädchen sich eines Tages seiner Mutter anvertraut, sagt ihre Mutter: „Erzähl nicht so einen Scheiß.“ Einem Jungen, der sich ebenfalls offenbarte, wird nicht geglaubt. Eines der Opfer fährt eines Tages zehn Kilometer mit dem Tretroller zum Campingplatz, um ihre PANNEN UND VERSAGEN Herford Detmold A2 NORDRHEIN- WESTFALEN Paderborn A33 Lügde Hannover NIEDER- SACHSEN 10 km BLZ/GALANTY Freundin, die Pflegetochter von Andreas V., heimlich zu befreien. Und selbst bei den Vernehmungen durch Polizisten fragte ein Mädchen noch: „Komme ich jetzt ins Kindergefängnis?“ Es ist die innereZerrissenheit, die Richterin Grudda mit diesen Beispielen verdeutlichen will. „Die Kinder haben Sie geliebt“, sagt sie zu Andreas V.,„sie waren glücklich.“ Er habe die Ausflüge, die Geschenke und all die schönen Dinge aber nur als Fassade benutzt, um seine pädophile Neigung zu verschleiern. „Es ging Ihnen nie um die Kinder,esging Ihnen immer nur um sich.“ Was er und auch Mario S. ihnen angetan hätten, hätten sie nun ein Leben lang aufzuarbeiten. Vor allem der persönliche Eindruck der heute achtjährigen Pflegetochter habe das Gericht nachhaltig erschüttert. Siehabe nicht einmal ihren zweiten Vornamen nennen können. Die anderen Opfer hätten mit Schlafstörungen, selbst verletzendem Verhalten und Schuldgefühlen zu kämpfen. „Manche haben Angst, GETTY IMAGES/FRIEDEMANN VOGEL dass die beiden aus dem Gefängnis ausbrechen und dann alles weitergeht.“ Dass beide Angeklagten nach ihren Haftstrafen in Sicherungsverwahrung bleiben, war für das Gericht unzweifelhaft. Beide Männer hätten die Gutachterin nicht täuschen, ihre tief verwurzelten pädophilen Störungen nicht verbergen können. Beide hält auch das Gericht letztlich für unehrlich, manipulativ und frei vonjeglicher Empathie oder Reue. „Wir haben nicht den Eindruck, dass Sienur im Ansatz begriffen haben, was Sie den Kindern angetan haben.“ Geständnisse ersparen Opferleid Für viele käme nach all dem nur eine lebenslange Strafe infrage, weiß Grudda, „aber das Gesetz sieht in diesem Fall eine Höchststrafe von15 Jahren vor“. Dass das Strafmaß noch knapp darunter bleibt, hängt mit den Geständnissen zusammen, die beide durch ihre Anwälte am ersten Verhandlungstag abgelegt hatten. Das müsse das Gericht anerkennen, auch damit es die Signalwirkung habe: Ein Geständnis ist etwas wert. Weil es die einzige Möglichkeit ist, den Opfern Aussagen vor Gericht zu ersparen. Trotzdem hatten alle die Gelegenheit dazu, unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Das Gericht wollte möglichst genau verstehen, was ihnen geschehen ist, und zeigen: Wirhören euch zu, wir nehmen euch ernst. Einige hatten den Mut, auch vor Gericht auszusagen – so wie eine heute 19-Jährige, die Andreas V. und Mario S.damit auch zeigen wollte: Ihr habt keine Macht mehr über mich. Auch zur Urteilsverkündung ist sie gekommen. Und hört sie sich Wort für Wort an, per Videoübertragung in einem Nebenraum, in dem die Opfer und Angehörige die Möglichkeit hatten, einen Abschluss zu finden. Fall Metzelder: DFB zieht Konsequenzen Nach Vorwürfen ruht seine Fußballlehrer-Ausbildung Die schweren Vorwürfe gegen Christoph Metzelder stehen im Raum –doch auch am Donnerstag gab der frühere Fußball-Nationalspieler dazu keine Stellungnahme ab.Nachdem die Staatsanwaltschaft Hamburggegen den 38-Jährigen ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Verbreitung kinderpornografischer Inhalte eingeleitet hat, betraute Metzelder den Düsseldorfer Top-Anwalt Rüdiger Deckers mit der Vertretung seiner Interessen. Wie berichtet, soll Metzelder über WhatsApp Bilder mit kinderpornografischem Inhalt an eine Empfängerin in Hamburggeschickt haben. Für den Vizeweltmeister von2002 gilt nach wie vor die Unschuldsvermutung, er bleibt nach dem aktuellem Stand der Ermittlungen auch auf freiem Fuß. Derzeit bestehe kein Grund für einen Haftbefehl, so die Staatsanwaltschaft. Da bei Metzelder,der sich kooperativ gezeigt, aber nicht zur Sachegeäußerthabe,auch keine Flucht-, Verdunkelungs- oder Wiederholungsgefahr bestehe, gebe es auch keine Auflagen. Derweil teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Donnerstag mit, dass die Teilnahme Metzelders am aktuellen Trainerlehrgang in Hennef aufgrund der Ermittlungen „einvernehmlich bis zur Klärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe“ ruht. Auch die ARD hatte am Vortag bekannt gegeben, dass man bis zur Aufklärung des Falles auf Metzelder als TV-Experten verzichte. Bundestrainer Joachim Löw wollte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Hamburg auf das Thema nicht näher eingehen: „Da ich die ganzeSachlage nicht aus erster Hand weiß, kann und möchte ich mich dazu absolut nicht äußern.“ Metzelder,der als Musterprofi galt und sozial sehr engagiert ist, trieb auch seine beruflichen Ambitionen stets voran. Nach seiner Zeit als Geschäftsführer bei Jung von Matt/sports gründete er 2018 eine eigene PR-Agentur. Wie am Donnerstag bekannt wurde, verlässt Metzelder nun diese Agentur. Diese Entscheidung habe man gemeinsam getroffen, sagte sein Geschäftspartner Raphael Brinkert auf Anfrage. Eine gemeinsame Fortführung der Agentur „BrinkertMetzelder“ sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich. Die Vorwürfe und Ermittlungen hätten ihn genauso überrascht wie die Öffentlichkeit. (BLZ/mit SID; dpa) Christoph Metzelder bleibt weiter auf Tauchstation. AP VERKAUFSOFFENES WOCHENENDE IN SCHÖNEBERG, SPANDAU, ZOSSEN(SCHAUSONNTAG) SAMSTAG07.09. |09-18 UHR | SONNTAG 08.09. |13-18 UHR 500 €TANKGUTSCHEIN 1) &VERSICHERUNG FÜR 1JAHRGESCHENKT 2) ! Renault Clio 5-Türer Barpreis statt UVP: 15.479 € Modell 2018 mtl. Leasingrate99€* ohne Anzahlung 9.999€ Renault Clio 5-Türer Limited 1.2 16V 75 ·56kW ·Benzin ·Klimaanlage ·Audiosystem ·Ganzjahresreifen ·*zzgl. 799 €für Bereitstellungskosten ·mtl. 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