Weinblattl 2020
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Bilder © Steiermark Tourismus, Lanxx, Tom Lamm
„Wie der
Steireranzug
verboten
wurde ...“
Von der traditionellen
Jägerkleidung bis zum
verbotenen Kleidungsstück
100 Weinblattl • Der Steireranzug
Unglaublich, welche radikalen Wandlungen der gute
alte Steireranzug schon mitgemacht hat. Von der traditionellen
Jägerkleidung im Salzkammergut zum Lieblingsanzug
Erzherzog Johanns, 1823 von Kaiser Franz I.
als Indiz für aufrührerische Gesinnung für alle Beamten
und Lehrer verboten. Seit 1919 in fast allen Bundesländern
beliebt und verbreitet und im Ständestaat des
Dollfuß-Regimes geradezu das Zeichen für Regimetreue.
Nach dem 2. Weltkrieg lange Zeit ein Symbol für
besonders konservativ und traditionell und heute auch
unter Jugendlichen hip und schick.
Der „steirische Prinz“ macht
den Steireranzug zur Landestracht
Ursprünglich aber aus der Berufs- und Standeskleidung
der Jäger im Salzkammergut und in der Eisenwurzen
entwickelt, schlüpfte um 1820 Erzherzog Johann von
Österreich in den grauen, grün besetzten Lodenrock,
um so ein Beispiel der Einfachheit und Verbundenheit
mit dem Volk zu geben. Dazu trug er die „Lederne“,
eine enge wildlederne Kniebundhose mit grünen Stutzen.
Damit machte der „steirische Prinz“ die Tracht
auch in feinen Kreisen salonfähig und sich bei den Steirern
beliebt. Denn erst durch Johanns Vorbild wurde
der Steireranzug zur Landestracht. Aber dadurch kamen
Eifersucht und Politik ins Spiel. Und das kam so: Schon
ab 1798 schwärmte der junge Erzherzog Johann dank
seinem Schweizer Erzieher Johannes von Müller für das
Bauerntum und die hohen Berge der Schweiz. In den
Napoleonischen Kriegen wurde Johann 1805 und 1809
in Tirol eingesetzt und war dort in die Alpenbundaffäre
verwickelt.
Ja, er regte sogar den Aufstand gegen Napoleon in Tirol
an, wurde aber an Metternich verraten. Die Verschwörer
wurden 1813 verhaftet, Johann von seinem kaiserlichen
Bruder Franz I. des Landes Tirol verwiesen. Daraufhin
wählte der Erzherzog die Steiermark zu seinem
Lebensmittelpunkt und entfaltete hier als Privatmann
sein folgenreiches Wirken.
Erzherzog Johann verliebt
sich in der Steiermark
In der Steiermark lernte er auch 1819 die Bürgerliche
Anna Plochl kennen, verlobte sich 1822 mit ihr und
erhielt am 4. April 1823 die Erlaubnis des Kaisers zur
Eheschließung. In dieser Zeit standen aber Johann und
Anna samt deren Familie auf Anordnung Fürst Metternichs
unter steter Beobachtung.