Weinblattl 2020
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LANDESSIEGER 2019
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Der Wein und die Volksmedizin
Die Kultivierung der Weinrebe wurde schon in der Bibel
erwähnt. Noah soll nach der Sintflut den ersten Weinberg
gepflanzt haben. Die Ägypter haben schon 3.500 v. Chr.
den Weinanbau praktiziert und seine Herstellung auf Papyrus
festgehalten. In alten Weinkrügen hat man Spuren jahrtausende
alter Weinreste gefunden.
Heute geht man davon aus, dass die weltweit verwendete
Weinrebe Vitis vinifera aus Kreuzungen mit den Wildreben,
den Subspezies sylvestris und caucasia, hervorgegangen ist.
Die Kultivierung begann wahrscheinlich in der Region des
Kaspischen Meeres und hat sich von dort nach Westen und
Osten ausgedehnt.
Eine medizinische Historie
Bereits die Ägypter, Griechen und Römer lobten die
medizinischen Eigenschaften der Weintrauben und
empfahlen reife Trauben oder Rosinen für Traubenkuren.
Die in den Trauben enthaltenen Weinsäure-Salze
(Tartrate) haben eine laxierende (abführende) und diuretische
(entwässernde) Wirkung. In der Volksmedizin
hat sich eine Anwendung bei Magen-, Darm-, Kreislauf-,
Leber- und Nierenerkrankungen sowie bei Gicht
etabliert. Der Saft der unreifen Beeren wurde bei Halsentzündungen
eingesetzt.
Auf Kranke und Genesende soll Wein anregend wirken.
Über viele Jahrhunderte waren Weine deshalb die
Grundlage zahlreicher Arznei-Rezepturen zum Einreiben
oder zur inneren Anwendung.
Hildegard von Bingen
Auch Hildegard von Bingen räumt dem Wein – in Maßen
getrunken – einen hohen Stellenwert ein und bezeichnet
ihn als Heilmittel: „Wer rau in Stimme und
Kehle ist und in der Brust Schmerzen hat, koche Wollblumen
und Fenchel zu gleichem Gewicht in gutem
Wein und trinke es oft abgeseiht. Er wird die Stimme
wieder erhalten und seine Brust wird heilen.“
Wein – nicht nur ein Genussmittel
Heute schreibt man dem Wein hauptsächlich die Fähigkeit
zu, schwächlichen Personen als Stärkung zu dienen;
Schilcher trinkt man bei Magenproblemen. Vielfach
wird die Meinung geäußert, dass der tägliche Genuss
von einem Glas voll Wein dem Menschen ein langes
Leben beschert. Aus der Volksmedizin werden noch
Ansätze verwendet wie Wein und Lauch bei hohem
Fettgehalt im Blut oder Wein und Lungenkraut für die
Schleimlösung. Die im Pepsinwein enthaltenen Enzyme
fördern die Verdauung, Bitterstoff-Auszüge des Wermuts
regen den Appetit an, gegen Frauenleiden und für
Senioren gibt es allerlei Tonika und Einschlafhilfen auf
Weinbasis. Franzbrandweine oder Kampferweine regen
über die Haut die Durchblutung an.
Die Blätter der Weinrebe haben eine adstringierende
(zusammenziehende) und hämostatische (blutgerinnungsbeeinflussende)
Wirkung. Sie finden deshalb in
einigen Mittelmeerländern Anwendung bei Krampfadern,
Hämorrhoiden, zur Wundheilung und bei
Durchfallerkrankungen.
109 Südsteiermark • Wein und Volksmedizin