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akzent Magazin Februar '20 Bodensee-Oberschwaben

akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com

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10<br />

SEE-LEUTE<br />

GLÜCKSFALL<br />

FRIEDRICHSHAFEN<br />

Winfried Neumann wird oft Mr. Kulturufer genannt –<br />

dabei ist er viel mehr als das. 35 Jahre lang hat er das<br />

kulturelle Leben in Friedrichshafen maßgeblich geprägt.<br />

Am 31. März wird sein letzter Arbeitstag sein – er überlässt<br />

seiner Nachfolgerin Sarah Baltes, die zuvor auf der<br />

Schwäbischen Alb Kultur gemacht hat, ein großes Erbe.<br />

1985 ist er gekommen um zu bleiben. 35 Jahre lang in<br />

derselben Stadt ist für einen Kulturschaffenden eher ungewöhnlich.<br />

„Es war eine tolle Zeit. Friedrichshafen war<br />

ein absoluter Glücksfall für mich. Ich hatte jede politische<br />

Unterstützung, ein gutes Budget und niemand hat<br />

mir reingeredet. Ich habe sehr viele Freiheiten besessen<br />

und hatte all die Jahre einen Traumjob. Die Rahmenbedingungen<br />

und die Mitarbeiter waren so toll, ich hätte nichts<br />

Besseres finden können“, schwärmt Winfried Neumann.<br />

Geboren ist er in Warnemünde. Als Kind kam er mit seinen<br />

Eltern nach Konstanz. Er war Statist am Stadttheater und<br />

hat schon mit 22 Jahren als Regieassistent in Zürich gearbeitet.<br />

Schnell habe er realisiert, dass der wichtigste Mann<br />

im Theater der Verwaltungsdirektor ist: der bestimmt, wie<br />

viel Geld es gibt, welche Schauspiele aufgeführt werden,<br />

welche Schauspieler engagiert werden, wie lange sie proben<br />

dürfen. Da sagte er sich, „dann werde ich doch lieber<br />

Verwaltungsdirektor als Regisseur“, studierte an der<br />

Konstanzer Uni Verwaltungswissenschaften, und richtete<br />

sein Studium stark am Kulturmanagement aus. Sein Weg<br />

führte ihn danach ans Frankfurter Theater.<br />

Theater und Musik für alle<br />

Dass er mit 30 Jahren zurück an den <strong>Bodensee</strong> gekommen<br />

ist, sei Zufall gewesen. „So sehr ich unsere Heimat schätze,<br />

ich war nicht darauf fokussiert. Aber die Stadt hat mir die<br />

besten Möglichkeiten gegeben, hier zu arbeiten.“ Damals<br />

wurde das Graf Zeppelin Haus (GZH) gebaut und die<br />

Stadt Friedrichshafen suchte jemanden, der es mit Leben<br />

füllt und das Programm entwickelt. Er bewarb sich und<br />

bekam die Stelle. „Bevor es das GZH gab, gab es in Friedrichshafen<br />

wenig Kultur: zwölf Veranstaltungen im Jahr in<br />

einer Turn- und Festhalle, in der man die Basketballkörbe<br />

zur Seite geschoben hat“, erzählt er. Kulturell gesehen also<br />

viel luftleerer Raum, den er mit seinem damals noch sehr<br />

kleinen Team füllen konnte. „Wir haben mit einem Programm<br />

anfangen, das in der Region in dieser Form zuvor<br />

nicht zu finden war, und hatten gleich viel Erfolg“, erinnert<br />

sich Neumann: Internationale Jazzkonzerte, Ballett- und<br />

Tanzveranstaltungen, Kinder- und Jugendtheater, Orchesterkonzerte…<br />

und recht schnell das Kulturufer.<br />

Auch wenn es nur einen Baustein im kulturellen Leben der<br />

Zeppelinstadt ausmacht, ist es doch eine der wichtigsten<br />

und erfolgreichsten kulturellen Veranstaltungen, mit Alleinstellungsmerkmal<br />

für Friedrichshafen. Das Kulturufer,<br />

mit Kinderaktionswiese, Jugendangeboten, dazu Filme,<br />

Konzerte, Sprechtheater, Tanztheater, klassische Musik,<br />

Kabarett, Chanson-Abende, und vieles mehr, dazu Straßenkunst,<br />

Straßentheater, Kulinarik… bietet bis heute ein<br />

vielfältiges Programm, für eine breite Zielgruppe. „Das<br />

war unser Motto von Anfang an: Theater und Musik für<br />

alle“, sagt Neumann. Das Kulturufer habe sich zu einem<br />

Treffpunkt entwickelt, an dem die Leute leicht und locker<br />

Kultur genießen können. „Wer im Zirkuszelt Tanztheater<br />

genossen hat, traut sich danach auch mal für eines ins<br />

GZH. Das Kulturufer ist Türöffner für unsere anderen kulturellen<br />

Institutionen.“<br />

Großartige Companien wurden an den See geholt. Große<br />

Choreografen, Produktionen und Künstler, wie Heinz<br />

Spörli oder William Forsythe, das Tokyo Ballett oder Keth<br />

Jarrett, habe er unter anderem durch seine Verbindungen<br />

in die Szene, die er sich in Zürich und Frankfurt erarbeitet<br />

hat, nach Friedrichshafen holen können. Und durch<br />

perfekten Service. „Die Künstler merken, dass wir uns gut<br />

um sie kümmern. Wir nehmen sie liebevoll auf und bieten<br />

ihnen für die Dauer ihres Gastspiels eine Heimat.“<br />

Als nächstes stand die Gründung des <strong>Bodensee</strong>festivals<br />

an, zusammen mit dem Südwestfunk und der Stadt Konstanz.<br />

„Das war unser erstes großes Kultur-Netzwerk am<br />

<strong>Bodensee</strong>. Früher herrschte unter den regionalen Kulturveranstaltern<br />

eher Konkurrenzdenken. Durch das <strong>Bodensee</strong>festival<br />

hat sich das verändert“, sagt Neumann. Viele<br />

Städte der Region beteiligen sich daran. Die Kulturschaffenden<br />

treffen sich, gestalten gemeinsame Projekte. Dieses<br />

Netzwerk rund um den See, sei die größte und wichtigste<br />

Leistung des <strong>Bodensee</strong>festivals. Gemeinsam bringen etwa<br />

die Kulturämter von Weigarten, Ravensburg und Friedrichshafen<br />

das Kulturmagazin „Stadt Land See“ heraus,<br />

in dem die sie ihre Veranstaltungen präsentieren.<br />

Kultur-Großstadt <strong>Bodensee</strong><br />

Es haben sich neue Kulturstätten entwickelt: Das Kulturhaus<br />

Caserne im Fallenbrunnen wurde zum Kulturzentrum.<br />

Der Bahnhof Fischbach wurde<br />

gegründet, in dem das Kulturbüro<br />

Friedrichhafen viele Veranstaltungen<br />

durchgeführt<br />

hat. Auch die Festhallen der<br />

Gemeinden wurden bespielt<br />

und gefördert. Schließlich<br />

wurde der Kiesel am k42<br />

gebaut. Eine Bühne, auf der<br />

Kinder und Jugendliche sich<br />

ausprobieren, in dem Theaterclubs<br />

auftreten, und experimentelles<br />

Theater seinen Platz<br />

erhalten hat. „Der Raum eignet sich

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