akzent Magazin Februar '20 Bodensee-Oberschwaben
akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN www.akzent-magazin.com
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MODENSEE<br />
WORAUF WIR<br />
STEHEN<br />
Wer mit Monika Kritzmöller ins Gespräch kommt merkt<br />
schnell, wie sie voller Leidenschaft für ihre Themen<br />
brennt. Die Soziologin und Lebensstilforscherin hat<br />
sich der Mode verschrieben, was auch in ihren Outfits,<br />
die sie sich oft nach eigenem Entwurf schneidern lässt<br />
oder strickt, zum Ausdruck kommt. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />
sind Architektur & Design sowie Körper,<br />
Mode & Textil. Als Privatdozentin ist sie an der Uni<br />
St. Gallen tätig und setzt ihr Know-How in ihrem St.<br />
Galler Forschungs- und Beratungsinstitut Trends + Positionen<br />
ein, mit dem sie u.a. Unternehmen in der Profilbildung<br />
unterstützt: Ästhetik als Wirtschaftsfaktor<br />
und Gesamtkonzept. Monika Kritzmöller im Gespräch<br />
mit <strong>akzent</strong> über Kühe mit Sattel, Bloggerinen und das<br />
modische Dolce Vita in der Großstadt <strong>Bodensee</strong>.<br />
<strong>akzent</strong>: Machen Kleider Leute?<br />
Monika Kritzmöller: Das ist wohl das meist missverstandene<br />
Zitat. Der arme Schneidergeselle aus der Novelle von<br />
Gottfried Keller gab nie vor, etwas anderes zu sein, trug<br />
seine elegante, selbst gefertigte Kleidung aus Überzeugung<br />
und hatte vor allem die passenden Manieren. Den Grafen<br />
hat ihm ausschließlich sein Umfeld zugeschrieben. Eine<br />
Kuh etwa, die einen Sattel trägt, wird deswegen kein Rennpferd!<br />
Wer weiß, wie ein Rennpferd aussieht und sieht<br />
diese Kuh – merkt, das passt nicht. Hat man aber keine<br />
Ahnung von Rennpferden und bekommt erklärt, dass ein<br />
Rennpferd ein kurzes braunes Fell, vier Hufe hat und einen<br />
Sattel trägt, und sieht dann eine Kuh mit Sattel, denkt:<br />
passt alles – das MUSS ein Rennpferd sein! Es gehört also<br />
das stimmige Auftreten ebenso dazu wie die Wahrnehmungskompetenz<br />
auf der Seite des Betrachters. Dass man<br />
also völlig selbstverständlich die Dinge trägt.<br />
<strong>akzent</strong>: Sie bezeichnen sich als Lebenstilforscherin, nicht<br />
als Trendforscherin?<br />
Monika Kritzmöller: Ja, denn Trends sind wie ein Ausschnitt<br />
aus dem gesamten Lebensstilbereich. Mich interessiert<br />
die Gesamtheit. Wie der Lebensentwurf materialisiert<br />
wird. Trends haben Einfluss auf die Gestaltung von<br />
Lebensstilen, aber es kommt auf meinen Lebensstil an, wie<br />
ich mit Trends umgehe. Wenn ich zum Beispiel die aktuellen<br />
Klimadiskussion nehme. Sage ich dann: ich verkaufe<br />
mein Auto, bringe meine Kleider in den Second Hand und<br />
kaufe mir nichts mehr zum Anziehen? Oder reagiere ich<br />
auf diesen Trend, indem ich Luxusschuhe kaufe und sie<br />
über die Jahre mehrfach neu besohlen lasse. Das sind ganz<br />
unterschiedliche Ansätze, auf einen Trend zu reagieren.<br />
Das ist das Spannende an einer Gesellschaft: Wer nimmt<br />
wie einen Trend auf?<br />
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