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Quality Engineering 02.2020

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:: Technik<br />

Messtechnik für die Elektromobiliät<br />

Deformationen von<br />

Zelloberflächen auf der Spur<br />

Zunehmend werden sogenannte Pouch-Bag-Akku-Zellen für die Elektromobilität verwendet.<br />

Inwieweit sich deren Zelloberflächen im Lade- und Entladevorgang sowie unter thermischer<br />

Belastung verändern, hat der Göppinger Messdienstleister Topometric mit Hilfe der<br />

Deformationsanalyse geprüft.<br />

Hier zeigt sich das Verhalten<br />

der Zellwände bei<br />

Temperaturänderungen<br />

Bild: Topometric<br />

Der Autor<br />

Markus Geiger<br />

Teamleiter<br />

3D-Bewegungsanalyse,<br />

Optische Messtechnik<br />

Topometric<br />

www.topometric.de<br />

Entscheidend für den Erfolg von Elektrofahrzeugen am<br />

Markt ist vor allem die Reichweite, die in erster Linie von<br />

der Leistungsfähigkeit der eingesetzten Akkumulatoren<br />

abhängt. In der Elektromobilität werden Akkus in unterschiedlichen<br />

Formaten eingesetzt. Dieses sind traditionell<br />

Akku-Zellen mit einem runden (zylindrisch) oder<br />

eckigen Querschnitt (prismatisch), die mit einem starren<br />

und massiven Metallgehäuse ummantelt sind. Zunehmend<br />

kommen aber auch sogenannte Pouch-Zellen<br />

zum Einsatz, die meist mit flexiblen kunststoffbeschichteten<br />

Hüllen auf Aluminiumbasis umschlossen werden.<br />

Aus den Zell-Geometrien ergeben sich unterschiedliche<br />

Bedarfe an das Volumen im Fahrzeug. Weitere Kriterien<br />

wie Energiedichte, Kosten, Sicherheit, Lebensdauer, Umgebungsbedingungen,<br />

Abmessungen, Integrationsmöglichkeiten<br />

und Wärmeentwicklung der Zellen sind<br />

ebenfalls zu berücksichtigen.<br />

Eigenschaften und Form der Akkus können durch<br />

chemische, physikalische und thermische Einflüsse verändert<br />

werden. Äußere Krafteinwirkungen können<br />

Stauchungen oder Dehnungen der Oberflächen verursachen.<br />

Zylindrische und prismatische Akkus mit einem<br />

massiven Gehäuse können einem größeren Druck ohne<br />

Verformung standhalten. Pouch-Zellen sind jedoch aufgrund<br />

der relativ dünnen Außenhülle gegenüber mechanischen<br />

Beschädigungen empfindlich. Inwieweit<br />

sich die Zelloberfläche einer Pouch-Bag-Akku-Zelle im<br />

Lade- und Entladevorgang sowie unter thermischer Belastung<br />

verändert, hat Topometric mit Hilfe der Deformationsanalyse<br />

geprüft.<br />

Die Wahl des Messverfahrens wurde aufgrund des<br />

Beratungsgesprächs mit dem Kunden festgelegt: Im Fall<br />

der Pouch-Bag-Akku-Zelle bestand die Anforderung darin,<br />

sowohl die reine Bewegung als auch die Deformation<br />

der Akku-Zelle zu prüfen. Das heißt, es müssen neben<br />

Punkten auch Flächen dynamisch gemessen werden.<br />

Um zu ermitteln, an welcher Position der Zelle die<br />

Veränderungen während des Ladevorgangs auftreten,<br />

wurde das Verfahren der 3D-Bewegungsanalyse mittels<br />

Bildkorrelation gewählt. Hierbei werden während der<br />

Verformung mehrere Bilder des Bauteils aufgenommen.<br />

Durch den Einsatz von zwei Kameras können Verschiebungen<br />

und Dehnungen dreidimensional gemessen<br />

werden. Anhand der gewonnenen Bildinformationen<br />

können einzelne Bildbereiche hochgenau analysiert<br />

werden. Es wurde die Änderungen der Oberfläche in allen<br />

Achsrichtungen erfasst, sodass daraus die lokalen<br />

Änderungen der Fläche – wie Dehnung und Stauchung<br />

– abgeleitet werden konnte. Der Fokus lag dabei auf der<br />

gesamten Dickenänderung der Zelle und dem damit zusammenhängenden<br />

Bauteilverhalten im Bereich der<br />

Ableiter.<br />

Selbst kleinste Änderungen können gemessen werden<br />

Um die Flächendaten zu ermitteln, wird auf das Objekt<br />

mit einem Farbspray ein stochastisches Muster aufgetragen.<br />

Das heißt, es wird eine weiße Grundierung mit<br />

einem schwarzen, zufälligen Muster versehen. Im Kamerabild<br />

teilt die Bildverarbeitungssoftware dann die<br />

Oberfläche des Messobjekts in viele kleine Einzelbereiche<br />

von wenigen Pixeln ein. Durch die Eindeutigkeit des<br />

Musters in jedem Messbereich kann nicht nur die<br />

3D-Koordinate von jedem Bereich berechnet und somit<br />

Bewegung festgestellt werden. Auch durch Verformung<br />

hervorgerufene Änderungen an den einzelnen Messstellen<br />

können durch die Musterkennung berechnet<br />

werden. Diese Änderungen werden anhand des Kontrastunterschieds<br />

des Musters im Bild, selbst im Subpixelbereich,<br />

festgestellt. Dadurch können auch kleinste<br />

58 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> <strong>02.2020</strong>

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