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KÜCHENPLANER Ausgabe 05/06-2020

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Achtmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Achtmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

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Sven Herden, Rotpunkt Küchen: „Das Wort der „neuen<br />

Normalität“ hört man derzeit immer wieder. Dabei<br />

muss aus meiner Sicht die Frage erlaubt sein, ob die alte<br />

Normalität denn wirklich so schlecht war? Ich denke<br />

nein und wenn uns diese Corona-Pandemie jetzt etwas<br />

„Zusatzmotivation“ verleiht, um notwendige Maßnahmen<br />

wie im Bereich der Digitalisierung anzugehen, um<br />

so besser. Dann entstehen sicher Chancen und Möglichkeiten,<br />

unser wirtschaftliches Handeln deutlicher stärker<br />

in Richtung Nachhaltigkeit ausrichten zu können.“<br />

Ernst-Martin Schaible, DER KREIS: „Aufgrund der guten<br />

Auftragslage vor der Corona-Pandemie konnten viele<br />

unserer Mitglieder ihr Geschäft auch während der Beschränkungen<br />

noch den Umständen entsprechend umsetzen.<br />

Wir verzeichnen allerdings einen deutlichen<br />

Rückgang im Auftragseingang während des Lockdowns.<br />

Dies wird zu einem Umsatzrückgang in diesem Jahr<br />

führen. Die Auflagen, dass Geschäfte bis 800 m 2 zuerst<br />

nicht öffnen durften, sorgten für Verärgerung. Mit der<br />

Wiedereröffnung der Küchenstudios nahm die Nachfrage<br />

erfreulicherweise sofort wieder Fahrt auf, sodass<br />

wir, Stand heute, davon ausgehen, dass unsere Branche<br />

die Krise insgesamt mit einem „blauen Auge“ überstehen<br />

kann, wenn nun das Tal der Krise durchquert wurde<br />

und es zu keinen Corona-Rückschlägen mehr kommt.<br />

Durch Homeoffice und die Reisebeschränkungen<br />

haben viele Menschen mehr Zeit als sonst zu Hause<br />

verbracht. Dadurch entsteht ein neues Bewusstsein für<br />

die eigenen vier Wände. Darin liegt eine große Chance<br />

für DIE KREIS Mitglieder, wenn sie den Kunden gezielt<br />

den Mehrwert einer neuen Küche vermitteln.“<br />

Yvonne Deters, Geschäftsführerin Goos Communication:<br />

„Die Digitalisierung wird ohne Frage weiter<br />

fortschreiten und muss von stationären Küchenhändlern<br />

in den Kommunikationsmix eingebaut werden. Es<br />

reicht aber nicht, diese Kanäle ohne Strategie und vor<br />

allem ohne Identifikation und Herzblut zu bespielen.<br />

Denn Menschen entscheiden sich beim Kauf, egal ob<br />

am POS oder online, nicht nur für eine Ware. Sie erfüllen<br />

sich ein Bedürfnis und/oder wollen ein Lebensgefühl<br />

kaufen. Entscheidend für den Erfolg ist deshalb<br />

eine emotionale, regelmäßige und zielgruppengerechte<br />

Ansprache, die die wahren Bedürfnisse der Kunden<br />

bestmöglich erfüllt und sowohl digital als auch persönlich<br />

am POS mit Leben gefüllt wird.<br />

Die durch die Corona-Situation entstandene Situation<br />

hat mit Sicherheit einige Küchenstudio-Besitzer aufgerüttelt,<br />

was die Möglichkeiten der Digitalisierung<br />

angeht. Der Küchenkauf war über viele Jahrzehnte<br />

sehr stark an den Point of Sale geknüpft und viele Studiobesitzer<br />

der Meinung, dass ein so planungs- und beratungsintensives<br />

Produkt wie die Küche nicht online<br />

zu verkaufen ist. Weil sich aber auch viele nicht herangetraut<br />

haben oder mussten. Jetzt wird deutlich, wenn<br />

auch erstmal „aus der Not geboren“, dass es doch funktioniert<br />

und ein großer Teil der Customer Journey digital<br />

abgebildet werden kann. Ohne Verluste. Mit einer<br />

guten Planungssoftware, die eine Videofunktion integriert<br />

hat, kann der Berater problemlos online gemeinsam<br />

mit dem Kunden planen – und dabei fast ein persönliches<br />

Beratungsgespräch nachempfinden.<br />

Dennoch sollten Küchenstudioinhaber auch nach<br />

Rückkehr zur vermeintlichen oder neuen Normalität<br />

nicht ausschließlich auf die digitale Komponente setzen,<br />

auch wenn sich diese in der Zwischenzeit bewährt hat.<br />

Denn obwohl sich viele Käufer in den letzten Wochen<br />

an digitale Konversation gewöhnt haben ist die Möglichkeit<br />

des Erlebens der Küche ein Vorteil, mit dem reine<br />

Onlineanbieter nicht mithalten können. Das sollten die<br />

Küchenstudios nutzen. Da reicht es allerdings nicht aus,<br />

die nackten Küchen ohne Ambiente und Dekoration zu<br />

präsentieren. Warum gehe ich heute noch in den POS,<br />

wo ich doch (fast) alles online bestellen kann? Es ist das<br />

Kauferlebnis. Ich möchte mich wohlfühlen, ein echtes<br />

Interesse an mir als Käufer spüren und das Produkt erleben<br />

und dann bestenfalls direkt das Gefühl bekommen,<br />

dass ich es unbedingt haben möchte. Ich kann mir<br />

vorstellen, dass die Küchenstudios gut beraten sind, die<br />

darauf eingehen. Vielleicht mit mehr Events im kleinen<br />

Rahmen. Warum nicht meine Käufer einmal im Jahr zu<br />

einem Dinner einladen – mit maximal 10 - 12 Personen –<br />

und wenn nötig mit dem einzuhaltenden Abstand?<br />

Als zusätzlicher Faktor kommt momentan hinzu,<br />

dass sich die Rolle oder die Wertigkeit der eigenen<br />

Küche und des Kochens durch Corona verändert haben.<br />

Ich habe in einer Erhebung gelesen, und es wundert<br />

mich nicht, dass aktuell deutlich mehr Geschirr<br />

gespült, also auch mehr zu Hause gekocht und gegessen,<br />

wird und kann es auch in meinem eigenen Umfeld<br />

erkennen: Es findet ein Umdenken statt: Das Zubereiten<br />

von Speisen hat, erst einmal zwangsläufig, weiter<br />

zugenommen. Und das betrifft jetzt insbesondere<br />

diejenigen, die sonst aus Bequemlichkeit oder als belohnenden<br />

Event auswärts essen gegangen sind. Also<br />

Menschen, die erst einmal auch über ein Einkommen<br />

verfügen, das dies überhaupt ermöglicht. Jetzt meint<br />

man zu erkennen, dass viele aus dieser Gruppe diesen<br />

Anreiz nutzen und auch künftig mehr zu Hause kochen<br />

als auswärts essen zu gehen. Auch diese Rahmenbedingungen<br />

lassen sich nutzen, den sicheren Ort des Zuhauses<br />

und der Küche zu thematisieren. Und natürlich<br />

die passenden Produkte anzubieten, das Zuhause zur<br />

Profiküche und Restaurantersatz werden zu lassen.<br />

Ich denke, die langfristige, emotionale und intensivere<br />

Beziehungspflege, on- und offline, wird künftig<br />

eine sehr entscheidende Rolle spielen. Denn was haben<br />

wir in der tiefsten Corona-Krise erlebt? Der Einzelhandel<br />

ist kreativ geworden und hat kurzerhand neue Verkaufsmöglichkeiten<br />

wie Präsentation über Social- Media-<br />

Kanäle und Pick-up im Laden oder Lieferung installiert.<br />

Allerdings habe ich es erlebt, dass die Kunden es besonders<br />

gut dort angenommen und unterstützt und gekauft<br />

haben, wo auch vorher schon ein enger Kontakt durch<br />

Service und ehrlichem Interesse bestand. Ein loyaler<br />

und langfristiger Kundenstamm lässt sich also künftig<br />

aufbauen, indem digitale und persönliche Kommunikation<br />

sich perfekt ergänzen und Information, Beratung<br />

und Emotionalität auf beiden Ebenen gelebt werden.“<br />

Claudius Broich, Hettich: „Jede Krise verschärft den<br />

Wettbewerb und sie reduziert die Erfolge auf tatsächliche,<br />

verteidigungsfähige und dauerhafte Wettbewerbsvorteile.<br />

Alle nicht zielgerichteten, das heißt: alle<br />

nicht an den Kundenbedürfnissen ausgerichteten An-<br />

5/6/<strong>2020</strong> <strong>KÜCHENPLANER</strong> 21

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